Tom Waits
Die Mittel so einfach, die Wirkung so groß. Ohne Wenn und Aber. Auf den verstruwwelten Haaren ein zerknautschter Hut, obenrum ein Jackett, das viel zu eng ist, dafür schlabbert als Beinkleid die Jeans erheblich. Ein postmoderner Hobo, ganz so, wie es sein selbstgebasteltes Image will. So ist uns Tom Waits im Sommer ’99 erschienen, zum ersten Mal seit Ende der 80er Jahre, er hat uns „Jesus Gonna Be Here“ gesungen, und natürlich war allen im dreimal restlos ausverkauften Saale – das herrlich angeranzte Metropol-Theater in Berlin klar, wer wirklich gemeint ist: Heiland ist hier nur einer, der Meister selbst. Schließlich ist er der Einzige dieser Art auf der Welt. Und recht selten dürfte auch sein, dass ein Musiker Staub auf die Bühne karren lässt. In selbigen stampfte Waits immer wieder und ließ sich dabei von einer sparsampräzisen üchtshow bescheinen.
Dergestalt illuminiert, katzbuckelte der Erdverbundene am Mikro, spendierte seiner hervorragenden Band ein ums andere mal Konfetti und zelebrierte seinen ganz persönlichen Zirkus der Alltäglichkeiten. Mal archaisch mit Radau, mal so groovend. dass es ordentlich im Karton rappelte und zwischendurch immer wieder als der Mann am Klavier, begleitet nur von Standbassist Larry Taylor und trotzdem allein mit sich und seinen wunderschön erzählten Schnurren – substituiere den Kirchbesuch, indem du mit Bibelsprüchen bedruckte Süßigkeiten isst – und der Badewanne voller Melancholie, die er wohlinszeniert langsam aufs Publikum leer laufen ließ. „You can sing with me, but I tell you when you can join me“, gab Waits als Bedienungsanleitung für „Innocent When you Dream“ an. Und wir haben uns dran gehalten. Auch ohne Wenn und Aber.