„To All The Boys: Always And Forever“ bei Netflix: Rosarote Liebe in Zeiten des „Ambient-TV“
Genau vor einem Jahr startete der zweite Teil des Netflix-Hits „To All The Boys I Loved Before“. Nun folgt das Ende der Trilogie, die wieder in einer typisch schillernden Rom-Com-Welt angesiedelt ist. Trotz Plastikwelt dürfte das alte Erfolgsgeheimnis aufgehen.
Erst liebte sie („To All The Boys I Loved Before“), dann liebte sie weiter („To All The Boys: P.S. I Still Love You“) und jetzt liebt sie eben für immer und ewig („To All The Boys: Always And Forever“).
Die Rede ist natürlich von Lara Jean (Lana Condor), deren erste Schritte im Liebestaumel und Beziehungsdrama mit Freund Peter (Noah Centineo) von Millionen Jugendlichen weltweit begeistert verfolgt worden sind und in manchen Teenie-Kreisen als „Must-See“ gelten. Die jeweils 10 (Lana Condor) und 18 Millionen (Noah Centineo) Follower*innen auf Instagram sprechen für sich. Dabei ist die Rahmenstory der schüchternen High-School-Schülerin schnell erzählt. Fünf Liebesbriefe aus verschiedensten Phasen ihres Lebens werden heimlich von ihrer kleinen Schwester abgeschickt. Was folgt, ist eine pure Gefühlsachterbahn.
Alles wie immer?
Nach dem besagten ersten Freund (Teil 1) und dem ersten Beziehungsstreit mit selbigem (Teil 2) – inklusive kurzer Schwärmerei für Liebesbriefanwärter John Ambrose (Jordan Fisher) – folgt nun der letzte Teil. In der Talkshow „Entertainment Tonight“ hat die Buchautorin der Young-Adult-Reihe, auf der die Netflix-Eigenproduktion basiert, schon selbst den Inhalt des Finales angedeutet: „Der dritte Film spürt der Frage nach, was passiert, wenn du in einer Beziehung bist und all der Kram aus dem echten Leben ins Spiel kommt“, sagte Jenny Han. Lana Condor verriet noch mehr: „Lara Jean liebt die Liebe und liebt die Jungs, aber am Ende weiß ich, dass sie auch alleine gut klarkommt. Wir werden sehen.“ Ist damit auch schon alles erzählt?
Klar steht zunächst mal wieder im Zeichen der Liebe. Die erste Hochzeitsfantasie von Lara Jean ist vor ihrem inneren Auge schon längst vorbeigezischt, das imaginäre Liebesschloss bereits gebaut. Natürlich darf die berühmte „Teen Lover“-Szene – in diesem Fall ersetzen allerdings die Bluetooth-Lautsprecher den Ghetto-Blaster – auf keinen Fall fehlen. Kurz gesagt: Alles scheint perfekt im Leben der verträumten High-School-Schülerin. Am Horizont steht der Abschlussball und danach der gemeinsame Aufbruch mit Peter nach Stanford.
Die Realität schneit vorbei
Doch dann ziehen erste Gewitterwolken auf: Ein Trip nach New York verändert alles. Plötzlich liebäugelt Lara Jean mit einem Studium an der New York University. Bedeutet das etwa eine Zukunft ohne Peter? Denn schließlich haben sie eine Fernbeziehung ausgeschlossen. Die erste Liebe kollidiert mit dem wahren Leben. So bekommt „To All The Boys: Always And Forever“ immerhin etwas Bodenhaftung.
Auch sonst versucht die Netflix-Eigenproduktion das zwischenmenschliche Gefühlschaos der Teenie-Jahre möglichst berührend zu transportieren. Dabei packt sie Lara Jean jedoch in ein Setting fernab der Wirklichkeit. Alles leuchtet und findet vor den schönsten, makellosen Kulissen statt.
Wenn Lara Jean mit ihren Schwestern Margot (Janel Parrish) und Kitty (Anna Cathcart) in einem Café sitzt, das aussieht wie eine gezeichnete Welt, ist das schon fast metaphorisch zu deuten. Auch wenn es das touristische Café in Seoul wirklich gibt, steht es sinnbildlich für die Atmosphäre aller drei Filme: alles perfekt, alles nur gezeichnet.
Typische Netflix-Tünche
Mehr als das: Hier ist alles bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt. Hier gibt es keine Szene, in der der Kaffeebecher farblich nicht perfekt mit dem Outfit und der Wandfarbe der Cafeteria harmoniert. Die Bowlingbahn schimmert im 70er-Jahre-Pastelltraum und die Studenten*innen-Rooftop-Party in New York sieht eher nach PR-Event aus.
Über allem scheint ein hartnäckiger Filter zu liegen. Viele der Netflix-Eigenproduktionen schimmern im selben Palettenkasten. Man denke nur an Serien wie „Emily in Paris“, „Das Damengambit“, „Èlite“, „You: Du wirst mich lieben“ und „Firefly Lane“. Wer will, findet viele solcher Beispiele. Der „New Yorker“ betitelt den Stil als sogenanntes „Ambient-TV“.
Dabei schafft „To All The Boys: Always And Forever“ trotz utopischer Szenerie durchaus an seinem Erfolgsgeheimnis der Vorgängerfilme anzuschließen: Verblüffenderweise gelingt es Lara Jean trotz Plastikwelt eben doch immer wieder eine gewisse Authentizität zu vermitteln, die das Publikumsherz um den Finger wickelt. Damit bleibt letztlich alles beim Alten und Generation Z darf sich ein letztes Mal auf romantische Verzückung freuen. Alle anderen dürfen heimlich mitfiebern.
„To All The Boys: Always And Forever“ mit Lana Condor und Noah Centineo ist seit 12. Februar 2021 bei Netflix im Stream verfügbar. Der Film ist 99 Minuten lang.