Tito & Tarantula


„UND WO BLEIBT DIE SCHLANGE?“ FRAGT DER TYP neben mir. Die Frage ist durchaus berechtigt. Denn Tito & Tarantula, die Band aus Quentin Tarantinos Kultstreifen „From Dusk Till Dawn“. spielen gerade lässig-aufreizend den Song „After Dark“. Dazu ließ Salma Hayek im Film als Vampirlady mit Riesenschlange lasziv die Hüften kreisen. Aber das war nur auf der Leinwand. Und auf der Bühne? Auch ohne Hüftschwung und Reptil johlt die Meute an diesem Abend in der Muffathalle in München. Zieht man von Tito & Tarantula den Tarantino-Bonus ab, bleibt der Eindruck einer grundehrlichen Rock ’n‘ Roll-Band,die dem Genre mit Eleganz und mexikanischem Charme etwas Neues abgewinnen kann. Sänger Tito Larriva, knapp zwei Zentner geballte Power, schwitzt und arbeitet für seine Musik, wie es sich für einen echten Rock ’n‘ Roller gehört. Tito ist dank seiner charismatischen Ausstrahlung live der absolute Mittelpunkt. Mit Gesten, Schreien und Sprüngen zieht er immer wieder die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Der Rest der Band harmoniert prima damit und reißt die Menge durch soliden, schnörkellosen Gitarrenrock mit. Die Geigerin und Multi-Instrumentalistin Lynn Bertles legt über den treibenden, dichten Gitarrenteppich seltsam hypnotisierende, schrille Soli – das eigentliche Markenzeichen des Tito & Tarantula-Sounds. Die Dame ist das Salz zum musikalischen Larriva-Tequila. Egal, ob mit Harp, Mandoline oder Geige: Ihre Parts runden die Musik ab und geben ihr einen exotischen Kick. Der Rest ist München. Muffathalle angenehme Routine unter mexikanischer Sonne. Es gibt Blues-Kracher wie „Strange Face Of Love“ sowie Balladen über Mutter Erde und die Liebe („Sweet Cycle“)-Tito & Tarantula spielen Rock für die Siesta an einem heißen Tag. Das alles klingt sehr angenehm und ist dazu auch noch erfreulich frei von dumpfer Aggressivität-und läßt den Tequila gleich doppelt so gut schmecken.