„Our house is a house that moves“, singen die Schweizer Young Gods auf ihrem neuen Album TV SKY. Doch wer simplen Tanzboden-Beat erwartet, wird schnell gegen den Strich gebürstet. Denn auf House-Hop folgt Boogie mit Beefheart-Gesang, kurze Zeit später brechen Metal-Gitarren über den arglosen Hörer herein. Nach Industrial-Sounds auf ihren früheren Werken THE YOUNG GODS und RED WATER, und mit einem Umweg über klirrend-kalte, aber umso eindrucksvollere Kurt-Weill-Interpretationen (THE YOUNG GODS PLAY KURT WEILL) ist das vierte Werk der Young Gods ausgesprochen gitarrenlastig geraten. Späte Vergangenheitsbewältigung — Sänger Franz Treichler wurde in Jugendjahren vom älteren Bruder mit Stones und Deep Purple vollgedröhnt.
„Ich wollte eigentlich immer in einer Rockband sein und Rebell gegen all die Erzkonservativen spielen „. gesteht der Soundtüftler aus der französischen Schweiz, der Klänge und Wörter sammelt wie andere Leute Briefmarken. „Ich habe zuhause eine Sound-Bibliothek. Ich sample und sammele Gitarrensounds, und genauso verfahre ich mit Wörtern. Wenn ich eine Songidee habe, dann steht meist zuerst ein Riff, dazu suche ich einen Drumbeat, schließlich die passenden Wörter. “ Gemessen an der Arbeitsweise machen die Lieder der Young Gods erstaunlich viel Sinn, entführen in unerhörte Klanglandschaften und gaben auch schon Anlaß zu erheblichen Mißverständnissen: Nicht wenige Headbanger verirren sich in ihre Konzerte, und in ihrem Privatarchiv stapeln sich Rezensionen aus Heavy-Metal-Magazinen. Denen macht es offensichtlich nichts, daß die Young Gods zwar einen Schlagzeuger haben, der wie ein Drumcomputer klingt, aber keinen Gitarristen. „Seit es Sampling gibt“, erklärt Treichler lapidar, „kann man vorher komponieren und dann in Ruhe singen. Ohne Gitarre hat man so wunderbar die Hände frei.“ TV SKY sollte dem bedeutendsten Schweizer Popexport seit Yello den Durchbruch bringen, denn bisher können Treichler und Co. noch nicht von ihrer Musik leben: „Ich produziere zum Broterwerb andere Bands; Kollege AI Comet arbeitet als Mechaniker in einer Kondomfabrik. Er macht dort die Löcher in die Präser!“
