THE XX-FAKTOR


Vor Kurzem aus gegebenem Anlass ein Gigabyte The-xx-Musik gehört. Oder fangen wir so an: Es gab in den 90er-Jahren, der Zeit als Remixalben in Mode kamen, eine Unsitte. Nennen wir diese Unsitte Teilremixalbum. Offenbar hatten bei den Teilremixalben die Remixer freie Wahl und so kam es vor, dass auf manchen nicht die Variationen von allen Tracks des Originalalbums zu hören waren, sondern ein ganz bestimmter Track in einem halben Dutzend Versionen. Bei diesem bestimmten Track handelte es sich meist um „den Hit“. Und weil Hits durch die Anwesenheit bestimmter hittiger Komponenten erst zu Hits werden, kaprizierten sich die Remixer in ihren Arbeiten auf genau diese hittigen Komponenten -der Refrain, ein bestimmter Effekt, die Piano-Hookline. Ein reguläres Remixalbum, das der Tracklist des Originals folgt und dabei einen superoriginellen Remix nach dem anderen raushaut, weil sich die Remixer bewusst sind, Teil eines Remixalbums zu sein und sich krampfhaft bemühen, superoriginell zu sein, weil sie wissen, gegen 16 andere superoriginelle Remixer anzutreten – so ein Remixalbum kann so anstrengend sein wie dieser Satz. Aber ein Teilremixalbum, auf dem ein halbes Dutzend Remixer diese bestimmte Piano-Hookline in diverse superoriginelle Kontexte zu stellen versuchen, hört man maximal einmal an und stellt es ins Regal, wo es so lange bleibt, bis die Geschmackspolizei entschieden hat, dass der Künstler, der das Originalalbum aufgenommen hat,“gar nicht mehr geht“. Dann wird es aussortiert. Die Funktion der Teilremixalben wird heute von Digital-only-EPs übernommen. Z.B. „Basic Space“ mit sieben Remixen der zweiten Single von The xx von 2009. Das nervt zu keinem Zeitpunkt, weil die Remixer (u.a. Mount Kimbie, The xx, Sampha, Pariah) nicht versuchen, sich in Originalität zu übertrumpfen, sondern artverwandte musikalische Kontexte herstellen, die in der Summe einen sehr homogenen Eindruck hinterlassen.