The Weakerthans vertonen Edward-Hopper-Gemälde und wären gerne Zahnbürsten


Vier Jahre warteten die Fans der Weakerthans auf das vierte Album, und dann die Überraschung: Reounion Tour heißt es – obwohl von einem Split nie die Rede war. „Dennoch hat es sich oft so angefühlt“, sagt Frontmann John K. Samson. „Ich hatte lange Zeit Angst, keine Songs mehr schreiben zu können, leer zu sein. Naja, ehrlich gesagt hatte ich keine Angst davor, es war einfach so. Wir haben ja alle unsere normalen Jobs, was ich sehr wichtig finde. Musik muss ihren Stellenwert behalten, damit man sie würdigen kann. Aber nach Reconstruction Site hatte ich das Gefühl, da kommt nichts mehr.“ Dann ging er ins Museum, sah sich eine Edward-Hopper-Ausstellung an. „Ich habe den ganzen Tag dort verbracht und fand das ungeheuer inspirierend. Plötzlich fielen mir Songs ein. Meine fixe Idee war, ein Album zu Hopper-Gemälden zu machen. Songs inspiriert von Bildern. Vertonung visueller Kunst.“

Zwei Bilder vertonte er, „Sun In An Empty Room‘ und „Night Windows“, dann brach der Damm, hinter dem die Songs geschlummert hatten. Seine Gedankenwelt war wieder bevölkert von Menschen, Tieren und deren Geschichten. „Der Rest des Albums schrieb sich fast von allein.“ Samson schreibt metaphorisch, selten bedient er sich realer Personen. Ausnahme: der Eishockeyspieler Gump Worsley, dem er einen Song widmete. „Außerhalb Kanadas ist er kaum bekannt, selbst viele Kanadier wissen nicht, wer er ist. Für mich ist er ein Sinnbild der Verschlossenheit. Worsley ist eigentlich auch nur eine Metapher.“ „Myface was my mask“, legt er ihm in den Mund. Samsons Maske sind die Songs, gibt er zu: „Ich mache mir da kaum Gedanken, aber das stimmt schon. Ich schreibe selten über mich selbst.“ Er tut es in „Utilities“, wo er sich wünscht, eine Zahnbürste zu sein, „something somebody can use“. „Musik und Kunst sind keine sehr nützlichen Handwerke“, findet er. „Es ist wichtig, auch was Reelles zu machen, dessen Früchte man sehen kann.“ Zu behaupten, Reunion Tour sei nicht zu gebrauchen, wäre Frevel. Doch: Das Warten hat sich gelohnt.

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