Popkolumne, Folge 66

The Times They Are a-Changin’: Paulas Popwoche im Überblick


Paula Irmschler über die Indieband The Beatles, tote Helden, dünne Heldinnen und eine ganz große Geste.

Es war irgendwie die Woche der Jubiläen und Geburtstage und Tode und generell einfach der Jahreszahlen. Bei WDR 4, welches der aktuelle Radiosender „meiner Wahl” (mehr dazu später) ist, war in der vergangenen Woche Beatles-Woche. Wegen irgendwas mit 50 Jahren, glaube ich. Es ist ja, was die Beatles betrifft, immer irgendwas mit 60 Jahren, 50 Jahren, 70 Jahren, 43 Jahren und bald 100 Jahren, wenn wir jetzt auch noch für den Geburtstag eines jeden Beatle eine Beatles-Woche machen. Vielleicht macht man sowas bald auch für jeden Buchstaben, der in „The Beatles” vorkommt. Zum Beispiel gibt es den Buchstaben B bestimmt schon super lange. Praise him! Und dann macht man aus den Jubiläen nochmal eigene Jubiläen und der Mann aus dem Radio oder dem Magazin sagt „Vor 20 Jahren haben wir 40 Jahre Beatles gefeiert” und dann feiert man doppelt, einmal 60 Jahre The Beatles und einmal 20 Jahre 40 Jahre The Beatles. Mit sowas hätte man mal in Mathe Sachen verdeutlichen sollen, das wäre spannend geworden.

The Beatles: London nutzt den Corona-Lockdown zur Erneuerung des „Abbey Road“-Zebrastreifens

Ich liebe die Beatles ja auch sehr, aber chillt doch mal.

Dann ist auch noch Jerry Stiller gestorben und das war auch ein Ereignis für mehrere Generationen. Die einen liebten ihn bei „Seinfeld“, die anderen bei „King of Queens“. Vor allem an letztgenannte Serie wurde in den hiesigen Medien im Zusammenhang mit Stiller erinnert, weil sie einfach täglich mehrere hunderte Male im Fernsehen lief. Er spielte da Arthur Spooner, den grantigen Vater von Carrie Heffernan, der sie und ihren Mann Doug oft nervte, aber (zumindest für uns Zuschauerinnen) sauwitzig war. Habe mir die ersten Folgen noch mal reingezogen und zumindest die sind eher schwierig (frage mich immer wieder, wie viel Sendezeit in den 90ern wohl frei gewesen wäre, wenn man alle Witze über Dicke aus den Serien gestrichen hätte), aber ich bleibe dran.

Komiker-Legende und „King of Queens“-Schauspieler Jerry Stiller ist tot

https://youtu.be/6AZzik1-SB8

Kurzes Update „in eigener Sache”: In Folge 60 hatte ich von meiner Liebe zur ARD-Serie „Berlin, Berlin“ berichtet. Da es momentan kein Kino gibt, wurde der von mir sehnlichst erwartete Film bei Netflix reingeschmissen, also sah ich ihn mir an.

Boys, Boys, Boys: Paulas Popwoche im Überblick
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Geht so. Felicitia Wolls Geschimpfe ist immer noch großartig, aber die Story (Suche nach einem Laptop, Frau steht zwischen zwei Männern, entscheidet sich am Ende für sich), doch eher mau. Positiv sind die feministischen Anmerkungen hier und da und die sich entwickelnde Frauenfreundschaft, die im Fokus steht. Aber hätte man nicht machen müssen. Oder doch. Egal!

Leute, Adele hat abgenommen!!!

Ja ja ja, es ist doch ganz egal, wie jemand aussieht, Hauptsache gesund, man fühlt sich wohl, so tun die Leute, aber wenn eine Person abgenommen hat, muss das etwas Gutes sein. Wer abnimmt, bekommt Applaus. Gewichtsverlust könnte zwar auch an einer Krankheit oder so liegen, aber egal, Schlanksein ist das Ziel aller. Ich bin gespannt, ob die Leute jetzt aufhören, andere dicke Frauen mit Adele zu vergleichen, weil es ist zwar scheiße, muss ja wohl scheiße sein, dick zu sein, aber hey, guck mal, du hast etwas mit einem Superstar gemein. Vielleicht sagen sie ab sofort „die frühe Adele“ oder sie nehmen wieder Beth Ditto zum Vergleich oder Melissa McCarthy (falls man eine witzige Frau ist). In den 90ern wurden dicke Frauen ja noch mit Pavarotti, Sumo-Ringern und Opernsänger/innen verglichen, man sieht, da hat sich also schon einiges getan. Na ja, hoffe, Adele ist glücklich und gesund, denn ihr Körper geht nur sie etwas an. Und sie soll ein neues Album rausbringen, herrgottnochmal, sonst nehm ich zu!

Adele kündigt neues Album „30“ an und ruft zu mehr Selbstliebe auf

Sehr erfreulich: Von der ehemaligen Punkband Östro 430 (1979-1984 und teilweise nun wieder da) aus Düsseldorf gibt es endlich ein Lebenszeichen: Bei Tapete Records gibt es jetzt alle Studioaufnahmen als Compilation unter dem Titel „Keine Krise kann mich schocken”, die man auch auf den gängigen Streamingportalen finden kann. Mich hat es voll umgehauen, als ich sie vor paar Jahren entdeckte, auch wenn dieses ganze „Wir sind nicht so wie andere Frauen, wir ficken wie die Männer”-Ding mich nicht immer ganz abholt, aber ich war beim Feminismus der 70er/80er auch nicht dabei und diese freie Aggression ist auch geil teilweise. Außerdem gibt’s auch noch andere Themen als Gender.

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Radiosender diesmal: WDR 4

Mir fällt gerade auf, dass es keine vernünftige Zeiteinteilung für zwei Wochen gibt (und aller zwei Wochen erscheint mein Teil der Kolumne), also man kann nicht „der Woche“ sagen und auch nicht „des Monats“. Wie wäre es mit „der zwei Wochen“ oder „des Halbmonats“? Au ja, das finde ich gut. Also, nochmal:

Radiosender des Halbmonats: WDR 4

Diesen Radiosender hatten mir viele empfohlen. BORING! War ich doch schon längst „an Bord“, also dabei, ihn zu hören. Mein Vormieter hat mir nämlich zwei richtig geile Radios hinterlassen und ich muss nicht mehr auf blöde Streams im Internet ausweichen, was einfach nicht dasselbe ist wie richtiges Radiohören. Je nachdem, wann ich aufstand, liefen da also gerade Oldies oder was mit Christentum. Das ist ja im Westen immer so, ganz vergessen. Da sagt dann jemand was aus der Bibel, was mit der aktuellen Situation zu tun haben soll. Süß!  Mein Lieblingsmoment fand allerdings während der Beatles-Woche statt (natürlich) und die Moderatorin (da heißen irgendwie alle Voigt / Vogt / oder so, was ein Mordsgag ist, immer wieder, immer immer wieder kommt der Gag) über den Moderatoren (Voigt / Vogt) sagte, er habe immer eine volle Ladung Beatles-MP3s in der Tasche.

Eine volle Ladung Beatles-MP3s in der Tasche. Ich liebe 2020.

Dann lief einmal Supergirl von Reamonn bei „Ab in den Feierabend“ und damit sollte mein Ausflug zu WDR 4 wieder enden. Als ich gerade meine Hände Richtung Aus-Hebel bewegte, startete allerdings „Time Of My Life“ und ich blieb dabei.

Auf der Webseite wird Folgendes gefeatured: Bono wird 50, Stevie Wonder wird 70, 52 Jahre „White Album“, Peter Maffay – 50 Jahre Live, Glückwunsch, Bono, Glückwunsch, Lou Gramm, Glückwunsch, Björn Ulvaeus, Glückwunsch, Purple-Gitarrist Ritchie Blackmore.

U2s „THE JOSHUA TREE“ ist eine hirnige Lehrstunde in Pädagogen-Folk

Passend dazu eine Fügung des Schicksals: Zwei Dinge, die ich liebe, kommen zusammen. Billie Eilish und Dad-Radio. Denn Billie Eilish macht wirklich mit ihrem Dad Radio. „me & dad radio” heißt es und das gibt es bei Apple Music. Jahrelang brauchte ich Apple für NICHTS und jetzt machen sie es mir so schwer? Damn it. Komm her.

Gestern Abend noch geheult.

Auch wenn mir dieses großkotzige Gestengetue um diese 15 Minuten bei Pro7 von Joko und Klaas dermaßen auf die Nerven geht (wow, Danke, dass Leute, die sonst keine Chance im Mainstream haben, mal ne Viertelstunde über richtige Probleme sprechen dürfen, aber dann bitte wieder husch husch, die zwei Jungs übernehmen wieder), war der Beitrag „Männnerwelten“ (großartig moderiert von Sophie Passmann) von Mittwochabend eine Wucht. Was natürlich nicht an Joko und Klaas liegt, die ja noch der ein oder anderen vom Themenkomplex Rumgrapschen bekannt sein dürften, sondern an den großartigen Frauen im Beitrag, die zeigten, wie es Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, geht und wie satt sie die Belästigungen von Männern haben.

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Berechtigte Kritik zum Beitrag gibt es natürlich auch und man kann sich die Threads ruhig mal zur Ergänzung durchlesen:

https://twitter.com/ebonyplusirony/status/1260693301965082624

https://twitter.com/LadyBitchRay1/status/1260678722321088519

Die neue Band der Stunde

Sorry3000 aus Halle (Saale) (Sachsen-Anhalt) (Ostdeutschland). Vier Slacker, die sich aufmachen, die ganz heißen Eisen anzufassen, wie zum Beispiel Nasensprayabhängigkeit.

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Was bisher geschah? Hier alle Popkolumnentexte im Überblick.

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