The Singles


von Albert Koch I Was war das jetzt für ein Ge-I rausch? Gerade ist Alexan der, der Typ mit dem debilen J Dauergrinsen aus „Deutschland sucht den Superstar“, auf Platz 1 der Albumcharts gelandet. Hoffentlich auf der Fresse. Das hat gekracht. 86 Plätze weiter unten haben es sich Fram Ferdinand gemütlich gemacht. Franz Ferdinand. Unserne Buam. Die haben ihren Hit „Take Me Out“ an Daft Punk gegeben. Zu Remixzwecken. Das waren mal schnell verdiente 10.000 Euro (oder sol für Daft Punk. Danke. Diese Franzosen. Einfach ein bisschen knacksen, ein paar Störgeräusche drüber, den Beat eingefroren – und schon macht’s Ka-Tsching in der Kasse. „Take Me Out (Daft Punk Remix)“ IDomino/Rough Trade) reißt nicht unbedingt die Tofu-Wurst vom Teller, der „Naum Gabo Remix“ schon eher. Aber ganz ehrlich: Remixe sind für uns überzeugte Indie-Rocker sowieso Teufelszeug, oder?

Herzlichen Glückwunsch 1 nach Schweden. Das können nur Eskobar.“.Reality“ (V2/Rough Trade), das Lied aus dem Film „La Boum“, den ich – ich schwöre es – nie gesehen habe, so fürchterlich grauenvoll langweilig, nölend. schuhschlurfend zu interpretieren, dass man sich sogar nach dem Original sehnt. Das Eskobar-Cover ist auch bald in einem Film zu hören:“.Kleinruppin Forever“. Ein „Knüllerfilm“, wie es heißt, ein Knülle rfilm.

Sie befinden sich übrigens in einem KnüUer-Singles-Kasten, weil hier das Knüllerwort „Mörder-Hookline“ fällt, und zwar zweimal. Wo waren wir? Ach ja. Man kann’s ja bald nicht mehr hören, diese „unberühmter Dingsbums feat. berühmter Bumsdings“-Geschichten. Unberühmter Dingsbums macht einen Bastardpop-Remix von einem Achtziger-Jahre-Song mit den Vocals vom berühmten Bumsdings. Bumsdings hört den im Radio, ist gleich so was von begeistert und will unbedingt auch was mit Dingsbums machen.“.Come And Get It“ [Warner) von J.C.A. feat. Dannii Minogue ist ein typischer Fall von Dingsbums feat. Bumsdings. Viel Bum-Bum-Bums und der Verdacht, dass die „kleine“ Schwester von Kylie klingen will wie ihre „große“ Schwester.

Das ist doch mal ein subtiles politisches Statement, das FUCK 1 wir gerne unterschreiben: 1″» A R i“.Make Love Fuck War“ IMute/Virgin) heißt die Zusammenarbeit von Moby & Public Enemy. Moby, dem ja die Sorge um den Zustand unseres Planeten (die Erde) zur Herzensangelegenheit geworden ist, hat die Musik zu diesem Song als Reaktion auf den Irak-Krieg geschrieben. Und Public Enemy haben den Text [„Power to the people, because the people want peace“) dazu gedichtet. Das macht einen Middle-Old-School-HipHop. der in der Instrumental-Version noch am ehesten zu ertragen ist. Und ein subtiles politisches Statement, das wir gerne unterschreiben.

Jetzt mal was ganz anderes. Moondog find ich gut. Der New Yorker Jazz-not-Jazz-Musiker, der Mitte der siebziger Jahre die deutsche Metropole Oer-Erkenschwick zu seiner Heimat erkoren hat, wird am 8. September fünf Jahre tot sein. Die richtige Zeit, um den Künstler mit einer Reihe von Remixen zu würdigen. „Remixed No. 1“ IRoof Music/Indigo) hat drei davon, von denen lediglich einer auf uneingeschränktes Wohlwollen stöBt: Der Remix von „Dog TrOt“ von Christian Becker (Moca) geht gar nicht, zu lauschig, zu banal. Mr. Scruffs „Get A Move On“, um ein Saxofonsample aus Moondogs „Bird’s Lament“ aufgebaut, schon eher, weil schön groovig. Und „The Return Of Reimemonster“ von Afrob feat. Ferris MC geht schon okay als Asi-HipHop, hat aber mit Moondog überhaupt gar nichts zu tun.

I Wieder Dingsbums feat. Bumsdings. Nena, die umtriebige, mittelalte stateswoman des Pop, gefällt sich darin, ihre Arbeitskraft den unterschiedlichsten Bands zur Verfügung zu stellen. Schade, dass der Sam Ragga Band und Nena mit „Schade“ (Warner) nur ein semi-interessantes Pseudo-Reggae-Lied zur Untermalung sommerlicher FriseusentreHen in Original-Siebziger-Interieur-Eisdielen nordbayerischer Mittelstädte eingefallen ist.

An SpiUsbury hat der Rezensent mittlerweile einen Narren gefressen. Weil: die einzige richtige deutsche Punkband. Ja. „Was wir machen ‚ (L’Age D’Or/ Rough Trade) heißt die neue Single aus dem Album rausi mit dem Original und drei Remixen, von denen der“.Kid Alex Boys Noize Remix“ der Gewinner ist. Warum? Weil das ein schon stampfender Dancefloorfiller ist mit einer, äh, Mörder-Hookline. Überhaupt: Electro-Punk kann gut mit Remixen.

..Man“ macht sich ja keine Freunde, wenn „man“ behauptet, dass „einem“ Mike Skinner aka The Streets so was von am Arsch vorbeigeht, oder noch schlimmer – dass „einem“ dieser Rocker-lndie-Konsens-HipHop gehörig auf den Zeiger geht. Ganz zu schweigen von dem unerträglichen Cockney-Sprechgesang. Sich-Freunde-Machen geht anders. Aber „man“ muss schon sagen, dass „Dry Your Eyes“ (Warner), dieses tieftraurige Lied mit den schönen Streicherarrangements, schon irgendwie berührt. Vielleicht sollte „man“ sich das Album doch noch mal anhören.

Was wäre München ohne die Wiesn? Was wäre Köln ohne den Dom? Was wäre der Singles-Kasten ohne die Besprechung eines zwitschernden, pumpenden, brizzelnden Produkts aus dem Hause Kompakt, der Kölner Institution, maßgebend in allen ElektroniWragen? Die Maxi „Speicher 18“ IKompakt) teilen sich diesmal der legendäre Reinhard Voigt und Heib. Voigt macht auf „Spiee“ einen auf Four-to-the-Elektronik-Wirbelsturm, Heib entwirft auf „Diana Dies Tonight“ ein düsteres Ambient-House-Monster, in dem das Echo von Brian Eno/ David Bowie. circa. 1977. nachhallt.