The Singles


von Albert Koch i Ich könnte schworen, neulich I nachts in Frankfurt am Main I in einem Seitenarm der Fuß-I gängerzone, gar nicht weit weg von der“.Alten Oper“, in der kurz zuvor ein bedauernswerter alter Mann mit seiner 97-köpfigen Begleitband einen zweistündigen Auftritt absolviert hatte, Andreas Oorau rumstehen sehen zu haben. Er sah aus wie auf dem Cover von blühen und Narzissen, nur ein bisschen älter, also ohne komische blondgefärbte Haare. Ist ja auch egal, auf jeden Fall haben Andreas Dorau und Justus Köhncke ihre lorces gejoint, wie der Engländer sagen würde, und die Maxi „Durch die Nacht“ [Kompakt) veröffentlicht. Das Titelstück ist ein typischer Disco-schleifiger Köhncke-Track, bei dem“.I Feel Love“ und „Heart Of Glass“ aus den Ritzen schimmern. Darüber singt Oorau so Sachen wie „Bitte helft mir durch die Nacht. “ Und „Abermorgen“ ist ein wunderbares elektronisches Schlagerlied mit den besten „Und es war Sommer“-Gitarren seit Peter Maffays „Und es war Sommer“.

hat Kap für dich. Das I Bo meint, „Ich hab‘ Rap für dich“ (Yo Mama/Sony Musicl I sei „dos ehrlichste und wichtigste Lied, das ich je geschrieben habe „.

Das ist schon ein smoothes P-funkiges Nümmerchen, allein die Rezeptoren des Rezensenten sind zurzeit nicht auf Rap eingestellt.

Pascal Finkenauer ist der Sänger der an anderer Stelle über den grünen Klee gelobten Band The Black Cherries. „Wir schreiben die Gedichte neu“ (Kiddo/Sony Music) heißt die Solo-EP von Pascal Finkenauer. Darauf gibt es vier Selbstverwirklichungs-ich-mach-jetztauch-mein-eigenes-Ding-Lieder, denen ein unverschämtes Selbstüberschätzungswahnsinnspotenzial innewohnt. Irgendwo zwischen Rock’n’Roll und Dexys Midnight Runners. Und die Stimme Finkenauers muss man schon mögen müssen, wenn man Finkenauer überhaupt mögen will.

Hier an dieser Stelle war der Boden nie ganz so fruchtbar für die Musik von The Hidden Cameras, dem kanadischen 15-Mann-Band-Hype des vergangenen Jahres. Das Album the shell of our own klang – entgegen anderslautenden Stimmen – nach englischen Fuflball-Fans, die dazu gezwungen wurden, in einer Kirche moderne christliche Lieder zu singen. Die 1O-lnch „Play The CBC Sessions“ IRough Trade/Sanctuary/ Rough Trade) ist anders, weil die sechs Tracks bei einer Live-Session für die Canadian Broadcasting Company entstanden, und für solche Sessions lässt man sich als Band schon mal was Besonderes einfallen. Zum Beispiel die Fußball-Schlachtgesänge weglassen und alles eine Spur abgespeckter klingen zu lassen. Das hilft der Musik der Hidden Cameras aber auch nicht sehr viel weiter.

Das mit dem Rock ist ja so ein I Zeitschleifen-täglich-grüßtdas-Murmeltier-Ding. Hoch-I konjunktur-Phasen werden abgelöst von Rezessionsphasen, in denen sich der Hochkonjunktur-Rock in Schweinerock verwandelt. Und bald, liebe Freunde, ist es wieder einmal soweit mit der Rezession, und wir dürfen dann wieder guten Gewissens Zischel-Elektronik und Endsechziger-Freejazz hören. Tight Phantom* sind aus der Asche von Lustre King hervorgegangen. Die Musik auf der EP „Nighfool“ ISouthern/Soulfood) zeigt eindeutige Schweinerocktendenzen, hat aber noch diesen gewissen At-The-Drive-Inn-Holterdipolter-raufundrunter-Einschlag, der den Aerosmith-dicke-Lippen-Poser-Faktor leicht überdeckt.

Wir lieben sie, diese Singles, die die Wartezeit aufs nächste Album verkürzen. Turner I hat auch so eine gemacht. „After Work“ IMute/Virgin) enthält genau dieses Stück von seinem 2002er Album«, pack of lies, plus das zugehörige Video sowie drei Remixe. Während Turner ja auf die Welt gekommen ist, um Pop und Elektronik zu verheiraten, lassen die Remixer (Carsten Jost, Roman Flügel, Sami Koivikko) die beiden vor den Scheidungsnchter treten. Was ja manchmal auch nicht schlecht ist. Ein neuer Song ist auch noch drauf: „Coronary‘, wo sich dann der Pop und die Elektronik wieder sehnsüchtelnd in die Arme fallen.

„“] Das ist wieder mal hübscher

Siebziger-Joy-Division-New-, i Wave-Clash, was Jake Fairi ley und lan Worang als The Uncut auf „Devotion“ (Festplatten/Kompakt) da von ihrer Festplatte ins Vinyl geschnitten haben. Frizzel-Gitarren. ausgefranste Beatbox, wummernder Bass. Und ein Gebrüder Teichmann-Remix ist auch dabei.

Oh, nein, mindestens ein Libertine ist erwachsen ge-( worden. Über Nacht. Pete Do] herty hat zusammen mit Wolfman von Side Effects eine Single draußen. Sie heißt „For Lovers“ (Rough Trade/Sanctuary/Rough Tradel, und das zugehörige Projekt nennt sich Wolfman featuring Peter Oonerly. Fürs Erwachsenwerden Dohertys spricht nicht nur, dass er dieses erwachsene „r“ an seinen Vornamen angehängt hat, sondern auch die Musik auf der A-Seite. Doherty ist nämlich, ähem, ins Balladenfach übergewechselt. „For Lovers‘ kommt mit Streichersülz und Pianogeklimper. Da würde auch Sir Elton John nicht nein sagen können. Auf der B-Seite „Back From The Dead“ singt Carl Bärat und spielt Gitarre, und das ergibt dann einen schön rumpelnd-pumpelndenLibertines-Outtake. Also: doch kaufen.

1 Von den Libertines ist der Weg bekanntlich gar nicht weit zu The White Stripes. Ihre neue Single „There’s No Home For Your Here“ (XL/Beggars/Indigol gibt’s – Jack White, du alter Fuchs, was du dir immer ausdenkst! – nur als 7-Inch-Vinyl. A-Seite: der ELEPHANT-Song mit den Queen-Choralgesängen. Auf der B-Seite ein Medley aus den beiden the white stripes/oe STUL-Songs „I Fought Piranhas/Let’s Build A Home“. Das ist ultrabrutaler Ätz-Blues-Rock. Aufgenommen in den Electric Lady Studios in New York Stadt mit Equipment, von dem kein Stück vor dem Jahr 1492 hergestellt wurde. Das war jetzt gelogen.