The Prodigy: Köln, Palladium
Beim ersten Deutschland-Gig seit sechs Jahren rocken The Prodigy wie früher und sind doch ganz anders.
Bei ihrer letzten Stippvisite füllten sie mal eben die Kölner Sporthalle mit 8.000 Zuschauern. Sechs Jahre später sind es nur noch die Hälfte, die aber den doppelten Ticketpreis berappen, nämlich stolze 43 Euro. Dafür gibt es zunächst eine namenlose Vorgruppe, die genauso langweilig ist wie der DJ, der anschließend versucht, 90er-Jahre-Rave-Stimmung aufkommen zu lassen vergeblich. Das kunterbunte Publikum aus Punks, Rockern, Techno-Heads, HipHop-Kids und Indie-Rockern will vor allem eins: Bier, Beats und bunte Lichter. Letztere sind denn auch das Highlight des Abends – eine sphärische Lasershow in bester Pink-Royd-Manier. Mit malerischem Rot, Blau und Grün, was dem Geschehen noch mehr Surrealismus verleiht, als es ohnehin schon hat. Angefangen beim Keyboard- und Sequenzer-Thron von Mastermind Liam Howlett, der seine harten Dance-Rhythmen wie von der Kanzel predigt. An seiner Seite: ein Drummer, ein Percussionist und ein Gitarrist. Und vorne, quasi zu seinen Füßen, tatsächlich: Maxim Reality und Keith Flint, die verstoßenen Frontfiguren, die beim neuen Album ALWAYS OUTNUMBERED, NEVER OUTGUNNED auf der Ersatzbank sitzen mussten und ihre Rückkehr ins Rampenlicht sichtlich genießen. Flint im schwarzen Sakko mit orangefarbenem Hemd und blondiertem Iro. Maxim mit futuristischem Matrix-Look und weißer Gesichtsschminke. Sehr stylisch, sehr evil, und offenkundig bemüht, eine energetische Show hinzulegen. Eben mit fiesen Grimassen, Gesten und Posen, mit gestrecktem Mittelfinger, der einen oder anderen Spuckattacke sowie der respektlosen Interpretation der Gesangsparts von Juliette Lewis, Liam Gallagher und Kool Keith. Die werden ganz einfach übersungen oder nach ihren Vorstellungen ummodelliert. Was die neuen Sachen den alten sehr ähnlich macht, vom Publikum aber trotzdem recht unterkühlt aufgenommen wird. So ernten „Spitfire“, „Hotride“, „Girls“ und „Wake Up Call“ nicht mehr als freundlichen Applaus. Die Klassiker „Breathe“, „Firestarter“ und „Smack My Bitch Up“ lösen dagegen regelrechte Euphorie aus und sorgen für eine riesige, hüpfende Moshpit. Leider ist nach einer Stunde und drei Zugaben schon alles vorbei. Zuwenig für ein überzeugendes Live-Comeback und erst recht für 43 Euro. The Prodigy verspielen Kredit, den sie eigentlich nicht haben. Das könnte sich rächen. Spätestens beim nächsten Deutschland-Besuch.
www.theprodigy.com