The Pretenders


Pretenders (1980)

Zuerst einmal: Das ist ein Album der Pretenders — I und kein Solo-Projekt von Chrissie Hynde. Während man bei allen anderen Aufnahmen der Band von „Pretenders II“ bis zu „pakked!“ den Eindruck gewinnen kann, da habe eine begabte Songwriterin eine Handvoll Musiksöldner um sich geschart, ist das Pretenders-Debut vom ersten bis zum letzten Snare-Schlag ein Band-Projekt. John Honeyman Scotts wavige Gitarrenriffs peitschen die „Tattooed Love Boys“ nach vorne und sind bei den Mid-Tempo-Stücken und Balladen ein Werbe-Soundtrack für Hall-Effektgerätehersteller. Pete Farndons Bass und Martin Chambers Drums machen Songs wie „The Chorus“ zu Rhythmus-Leckerbissen, und alle drei klingen sie so wunderbar eingespielt, als hätten sie schon im Sandkasten untereinander Förmchen getauscht. Von den zwölf Songs stammen 11 aus Chrissie Hynde’s Feder; lediglich „Stop your Sobbing“ ist ein Kinks-Cover. Die Amerikanerin mit Hang zu England brilliert auf „Pretenders“ mit brillianten, sarkastischen Texten und einer spröden, unterkühlten Stimme. Anfangs macht sie auf rotzfrechen Punk, im Laufe der Songs schaltet sie zurück bis zur lebens- und streetweisen Frau. Und am Ende der Platte gelingen ihr dann mit dem Single-Hit „Brass in Pocket“, „Lovers of Today“ und „Private Life“ gleich drei wunderschöne Balladen. So gut wie auf ihrem Debüt waren die Pretenders danach nie wieder.