The Nice im Konzert


The Nice sind eigentlich durch ihren ersten Hit „America“ bekannt geworden. Diese Nummer beschreibt das gewaltsame Amerika dieser Zeit, und passt genau in dem Musikstil der Nice. Dieses ist auch gewaltsam, nervös, aber genügend voll, zusammenhängend und melodiös.

Wer sind nun die Nice?

KEITH EMERSON (geb. 2. November 1944, Lancashire) ist der staunenswerte Organist der Gruppe. Er holt genau soviel aus seiner Orgel als Jimi Hendrix aus seiner Gitarre. Wenn er spielt sinkt er in einem Irrgarten voller Emotionen. Er macht wirklich alles mit seiner Orgel, steigt hinein, tanzt auf den Tasten und rutscht an der Seite wieder runter. Darum ist er auch der populärste der Gruppe, vorallem bei den weiblichen Fans. Bei der Gründung der Gruppe lernte er erst einen Bassgitarrist kennen:

LEE JACKSON (wirklicher Name Keith Jackson, geb. 8. Januar 1943, am selben Tage wie Elvis Presley, in Newcastle-on-Thyne) ist sehr groß, hat langes braunes Haar und einen Schnurrbart, und ist eine autoritäre Erscheinung. Lee schreibt, zusammen mit Keith natürlich, die meisten Nummern der Gruppe, und dichtet in seiner freien Zeit. Meistens führt er auch das Wort für die Gruppe, weil er so gut reden kann.

BRIAN „BLINKY“ DAVESON (Schlagzeuger, geb. 25. April, Leicester), der Mitaufrichter der alten Mark Leeman Five, die aufhörte als Mark bei einem Autounglück ums Leben kam. Er spricht über seine „arme“ Zeit, in der er sogar Arbeit suchte und darüber nachdachte, um sein Schlagzeug zu verkaufen. Es war nur gut, dass er es nicht getan hat. Seine Solos sind gewaltig. The Mothers Of Invention und Canned Heat findet er die besten amerikanischen Gruppen und seine Favorite ist Nina Simone . .. Von Autofahren will er seit dem Tode von Mark nichts mehr wissen, und hat darum selbst auch keinen Wagen.

Die Nice treten im Augenblick viel zusammen mit großen klassischen Orchestern auf. Die Zusammenarbeit scheint seit dem erfolgreichen Experiment von Deep Purple mit dem Londoner Symphonie Orchester, sehr gut anzuschlagen. The Nice geben aber auch noch allein Konzerte. Keith Emerson sitzt hinter seiner Orgel, gekleidet in einem, aus Silberpapier ähnlichen Material gemachte Anzug, welcher auch mit einem Raumanzug verglichen werden könnte. Bei Live-Konzerten fangen sie nach der „Pathetique“ von Tchaikovski und einer älteren Dylan-Nummer, erst richtig an, mit „She Belongs To Me“ welches gefolgt wird durch „Hang On To A Dream“, welches einer ihrer besten Kompositionen ist.

Es ist eine der schwierigsten Nummern, die sie spielen, aber es wird immer perfekt ausgeführt. Am Ende jedes Konzertes spielen sie einen Teil aus „Five Bridges Suite“, eine Emerson Komposition mit deutlichen Gershwin-Einflüssen. Die vollständige Suite wird auf ihrer nächste LP zu hören sein. Schade ist nur, dass der Text die Dramatik der Musik nicht ganz zu seinem Recht kommen lässt. Wenn ihr Konzert beendet ist, erhebt sich das Publikum immer mit donnerndem Applaus. Aber obwohl man nach „mehr“ verlangt kommen sie nicht zurück. Es wartet schon wieder ein anderer Saal: Heute Nacht schon oder Morgen.