The New Dance Sound Of Detroit


Wie zeitlos doch eine 24 Jahre alte Techno-Compilation klingen kann.

Neulich was gekauft über dieses eine Onlineportal, das so ähnlich heißt wie eine Musikrichtung aus den 70ern, aber zwei Buchstaben mehr hat: Techno – The New Dance Sound Of Detroit, Doppel-LP-Compilation aus dem Jahr 1988. Das Album erschien damals bei dem Virgin-Sublabel 10 Records und wurde für den britischen Markt kompiliert von dem Journalisten, Autoren und Northern-Soul-DJ Neil Rushton. Auf dem Cover ist ein Foto der Skyline von Detroit zu sehen und eine Typografie irgendwo zwischen Neoklassizismus und Futurismus auf dem Stand von 1988. Das Album verkaufte sich für die Maßstäbe, die für Virgin galten – damals de facto ein Major-Label – nicht gut. Aber es gab einem Genre einen Namen, der zwar vorher schon vereinzelt auftauchte (zum Beispiel bei Talla 2XLC, Kraftwerk, dem Yellow Magic Orchestra und The Buggles), ab diesem Zeitpunkt aber Allgemeingut wurde.

Was an dieser Compilation erstaunt, ist nicht so sehr die Zeitlosigkeit der meisten Tracks – in der Ära der Retromanie im Pop ist es schwer zu entscheiden, ob ein Stück wie „It Is What It Is“ von Derrick Mays Alter Ego Rhythim Is Rhythim per se „zeitlose“ Qualität besitzt, oder ob ihm diese lediglich deshalb attestiert wird, weil seine Bestandteile seit zweieinhalb Jahrzehnten als Bausteine der endlosen Recyclingzyklen in der elektronischen Musik gebraucht werden. Bemerkenswert ist, dass „The Belleville Three“, Juan Atkins, Kevin Saunderson und Derrick May, bei fast jedem Track ihre Finger im Spiel hatten. Dieses Album hat also nicht nur dem New Dance Sound Of Detroit einen Namen für die Ewigkeit gegeben, sondern auch den Legendenstatus der drei Highschool-Freunde aus dem Detroiter Vorort Belleville begründet.

Techno – The New Dance Sound Of Detroit bietet auch viel Platz für ewige Genrediskussionen über die Unterschiede von Techno und House. Ist Blake Baxters „Forever And A Day“ nicht eher House als Techno? Genau wie „Sequence 10“ von Anthony „Shake“ Shakir. Der Detroit Techno wurde in der Folge düsterer, härter und minimalistischer, die Abgrenzung zum Chicago House deutlicher. Die Compilation sollte ursprünglich „The House Sound Of Detroit“ heißen. Die „Belleville Three“, die eng mit dem Compiler Neil Rushton zusammenarbeiteten, wollten aber die lokalen Unterschiede ihres Sounds zum Chicago House herausarbeiten und schlugen einen Titel vor, den sie ohnehin schon für ihre eigene Musik benutzten: Techno.