Erster Eindruck

„The Mandalorian” (Staffel 2) auf Disney+: Wohin geht die Reise des zahnlosen Tigers?


Der Mandalorianer ist zurück in einer weit, weit entfernten Galaxis und recycelt dafür erneut altbekannte Blaupausen. Die erste Episode der neuen Staffel liefert zwar ab, zementiert jedoch auch einen sehr konservativen Umgang mit dem „Star Wars”-Franchise. Wir fragen uns deshalb, ob und in wie fern das weiter gutgehen kann.

Baby Yoda is back! Am Freitag hat Disney die erste Folge der neuen Staffel von „The Mandalorian” freigeschaltet und damit „Star Wars“ zurück aus der Sommerpause geholt. Der Mandalorianer (Pedro Pascal) hat immer noch stur den Helm auf dem Kopf und seinen kleinen grünen Freund im Gepäck. Die Mission: das mächtige Geschöpf zu seinen Artgenossen bringen – wo auch immer die zu finden sind.

Theoretisch steht der Serie und Mastermind-Showrunner Jon Favreau dafür das komplette Universum mit haufenweise unbekannten Ecken offen. Ecken, zu denen Rian Johnson mit „Die letzten Jedi” eigentlich die ein oder andere Tür geöffnet hat. Doch davon will man bei Disney offenbar nichts mehr hören.

Wie ein zahnloser Tiger zum Kuscheln

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Und so macht Staffel 2 dort weiter, wo Favreau und sein Writers‘ Room im vergangenen Jahr aufgehört haben. An den Allgemeinplätzen des „Star Wars”-Universums, zwischen Tusken-Räubern, Jawas, Speederbikes, albernen Repair-Droids, blauer Milch und zum Staffelauftakt auch noch auf Tatooine.

Disney scheint die Zukunft des Franchises ganz offensichtlich in der Vergangenheit zu sehen. Aber ist das ein Problem? Denn „The Mandalorian” schafft es mühelos, die altbekannte und von Die-hard-Fans so hochgehaltene Atmosphäre zu erzeugen. Man fühlt sich direkt zu Hause, muss praktisch keine neuen Kompromisse eingehen und kann sich im scheinbar niemals im Wandel befindenden, abgewetzten Universum ergehen.

„The Mandalorian” bleibt somit auch zum Start der zweiten Staffel ein zahnloser Tiger. Doch mit einer harmlosen Großkatze zu kuscheln ist halt auch verdammt verlockend. Und deshalb macht die erste neue Episode mit dem Titel „Der Marshal” bei aller grundlegender Kritik richtig viel Spaß. Denn Favreau hat für seine Serie eine funktionierende Formel gefunden: eine Prise Sci-Fi, ein paar gehäufte Esslöffel Western und ein Topf voller „Monster of the Week”-Storytelling. Ein Gericht, das wöchentlich rationiert einfach besonders gut schmeckt.

Altbekannte Blaupause

Deshalb fällt es auch kaum auf, dass Favreau – wie schon in Kapitel 4 („Die Zuflucht”) der ersten Staffel – eine Blaupause recycelt, die Akira Kurosawa bereits 1954 mit „Die sieben Samurai” als Archetyp des Action-Genres etablierte: Es gibt eine Bedrohung, die unser gemeinsames Ziel ins Wanken bringt. Deshalb müssen wir trotz aller Verschiedenheiten als Team arbeiten. Dann folgt eine elaborierte Vorbereitungsphase, eine spektakuläre Action-Sequenz und im Optimalfall gehen danach alle zufrieden wieder ihrer Wege – während in „Der Marshal” am Ende die Tusken-Räuber die soeben erfolgreich erlegte Sandkreatur, die auch aus Frank Herberts „Dune” stammen könnte – ausweiden.

„Der Marshal” ist eine Stunde solide Unterhaltung – wie gewohnt in toller Optik und einer Mischung aus praktischen Effekten und Untermalung aus dem Computer sowie der einen zentralen Frage: Wird der Mandalorianer in dieser Staffel endlich öfter seinen Helm absetzen dürfen?

Gerüchten zufolge hat sich Pedro Pascal das jedenfalls gewünscht – oder eher gefordert und damit gedroht, ansonsten aus dem Projekt auszusteigen. Wie viel Wahrheit tatsächlich darin steckt, ist schwer zu sagen. Denn Disney ist besonders gut darin, Konflikte in der Öffentlichkeit zu umschiffen. Fakt ist jedoch, dass „The Mandalorian” in Staffel 2 deutlich breiter als noch zuvor aufgestellt ist. Und das ließe auf weniger Screentime für den Helmträger schließen.

Vielversprechender Cast

Dass Disney offenbar keine Probleme damit hat, andere Charismaten nach Tatooine zu locken, hat nicht nur die erste Staffel mit unter anderem Werner Herzog, Gina Carano und Giancarlo Esposito gezeigt. „Der Marshal” bringt direkt Timothy Olyphant („Deadwood”, „Justified”) ins Spiel. Und auch der Rest der Cast-Liste liest sich durchaus vielversprechend: Michael Biehn, Sasha Banks sowie Rückkehrer Katee Sackhoff, Horatio Sanz und Carl Weathers. Außerdem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Rosario Dawson Teil des „The Mandalorian”-Universums geworden ist – und zwar in der Rolle der durch die beiden Animationsserien „The Clone Wars” und „Rebels” bekannt gewordenen Jedi Ahsoka Tano.

Zurück – jedoch aus den Prequels – kehrt auch Temuera Morrison, der die Action zum Ende des jüngsten Kapitels bedeutungsschwanger von einem Hügel aus beobachtet. Entscheidet lieber selbst, ob Ihr nachschaut, für welche Rolle der neuseeländische Schauspieler „Star Wars”-Fans ein Begriff ist. Klar ist jedenfalls, dass die angedeutete Rückkehr dieses Charakters und deren Auswirkung auf den „Star Wars”-Kanon die Fangemeinde spalten wird.

Ob das schon nächsten Freitag passiert? Wir werden sehen.

Kapitel 4 der 2. Staffel „The Mandalorian” ist seit Freitag überall dort verfügbar, wo es Disney+ gibt. Wöchentlich erscheint eine neue Folge. Die Staffel umfasst acht Episoden.

Lucasfilm / Disney+
Lucasfilm / Disney+