The Lost Boys – Geile Gruftis


Wenn du denkst, du hast'n — guckt er aus'm Kasten! Es gibt tatsächlich noch "neue" Vampirfilme. Nach alten, dünnen, hübschen und häßlichen Draculas kommen jetzt die zeitgemäßen Blutsauger für "Waver". Mit Rockmusik, Strubbelhaar und Motorrädern.

Nicht nur alle, die sich den Frisur-Styling-Kleister aus der Kinowerbung in die Haare schmieren, werden die „Last Boys“ lieben. Joel Schumachers („St. Elmo’s Fire“) Vampirfilm ist flott, spannend, spaßig: für alte Achtjährige, normale Halbstarke und junge 28jährige. Musik: Lou Gramm, INXS, Roger Daltrey. Echo & The Bunnymen. Run D.M.C. plus ein paar auch nicht üble Zweitligisten (u.a. Tina Turners Saxophon-Koloß Tim Cappello, der seinen muskelstrotzenden Neandertaler-Sex Appeal mit einem Live-Auftritt auch auf der Leinwand austoben darf).

Frisch-geschieden, zieht Lucy Emerson mit ihren Söhnen Sam und Michael zu Opa ins kalifornische Küsten-Nest Santa Clara. Dort gibt es weder Kabelfernsehen noch Einkaufs- oder Kino-Zentren; die einzige Volksbelustigung ist ein Rummelplatz auf dem Pier. Schon beim ersten Bummel fällt Michael, dem Älteren, ein wunderschönes Mädchen auf, die ihm zwar ihren Namen verrät (Star), dann aber leider mit einer rüpeligen Motorrad-Gang in der Nacht verschwindet.

Brüderchen Sam läßt sich derweil von Edgar und Alan Frog verwirren:

zwei Jungs aus der Stadt, die ständig geheimnisvolle Andeutungen machen, daß es in Santa Clara nicht ganz mit rechten Dingen zugehe, und ihm schließlich ihre Telefonnummer und ein seltsames Comic-Heft in die Hand drücken: „Vernichtet alle Vampire!“ („Nimm’s als Überlebens-Fibel. Und bete, daß du uns nie anrufen mußt.“) Sam versteht zwar nur Bahnhof, muß die Frogs aber wenig später tatsächlich alarmieren. Seit Michael auf der Suche nach seinem Traummädchen Star auch ihre Motorradbegleiter kennengelernt hat, wird der große Bruder zusehends merkwürdiger und unberechenbarer…

Mehr zu verraten, verbietet ein ausnehmend gut gelungenes Drehbuch. Auch sonst ist „Lost Boys“ nicht etwa billiger Teenie-Schrott, sondern aufwendige Breitwand-Unterhaltung: grandiose Ausstattung (von Opas Auto über die Kostüme bis zur Wohn-Höhle), zwei Handvoll exzellenter Hollywood-Nachwuchs und hinreißende Kamera-Flüge von Michael Chapman („Taxi Driver“, „Tote tragen keine Karos“).

Und die „Lost Boys“ selbst sind keine verstaubten Nosferatus, sondern so modern, daß sie sogar der abgestumpften Fernsehgeneration den Glauben an Vampire zurückgeben können.