The Jayhawks
Wo die Jayhawks aufschlagen, möchte man am liebsten zur Kaffeekanne greifen, sich gemütlich im Halbrund um die Band versammeln und mit dem Körper zu den klimpernden Akkorden des E-Pianos wippen. Woraus leider nichts wird, denn vor der Bühne des „Luxor“ ist es gerammelt voll. Ohne Warm-up-Phase kommen die Jayhawks sofort zur Sache. Sauber greifen Akustik- und E-Gitarre ineinander und treiben die countrygefärbten Melodien voran, während Mark Olsen und Gary Louris den ausgefeilten Harmoniegesang unter sich aufteilen. Slide-Gitarren tröpfeln in schnurrende Up-Tempo-Songs, die so gerne den Blues, die Einsamkeit und das Leben ohne gute Freunde besingen. Mal straffen sich die Zügel mit straightem Country-Rock, mal gebärdet sich Westenträger Olsen als melancholischer Folkie, der sich auf der Mundharmonika begleitet. Man spürt, daß die Fünf aus Minneapolis ihr Handwerk in speckigen Bars und Clubs gelernt haben.
Auch wenn die Songs des aktuellen Albums Tomorrow The Green Grass‘ gelegentlich mit leicht verdaulichem Mainstream flirten – am überzeugendsten wirken die Jayhawks immer dann, wenn sie ihre Country-inspirierten Geschichten aus dem Land von Freiheit und Abenteuer zum Besten geben. Ein Gefühl von Woodstock kommt auf, als das Intro zu ‚Waiting For The Sun‘ erklingt. Sänger Louris begeistert die Fans mit schneidendem Pathos und wirkt für Momente wie der Beschwörer einer neuen Zeit. Keine Frage: Mit den älteren Songs ernten die Jayhawks weit mehr Applaus als mit dem neuen Material. Stücke wie ‚Miss Williams‘ Guitar‘ – eine Hommage an die mit Mark Olsen verheiratete, schwerkranke Sängerin Victoria Williams – klingen doch arg beliebig. Wodurch der Eindruck, es mit einer wirklich erstklassigen Live-Band zu tun zu haben, ein wenig getrübt wird.