The Internet haben die coolste (Rap-)Gang der Welt


Wie bitte? „The Internet“? Nie gehört, dann wird's eh Zeit! Allerdings kennt Ihr wohl einige der Künstler, in deren Dunstkreis sich „das Internet“ bewegt.

Zugegeben, einen noch beliebigeren Namen hätten sich Syd „Tha Kyd“ Bennett und Matthew „Matt Martians“ Martin für ihre Band im digitalen Zeitalter kaum ausdenken können.
Doch wer an hippe Web-Kids und Selbstinszenierung à la 2.0 denkt, liegt falsch. Die sechsköpfige Gruppe aus Kalifornien macht modernen Soul. Mit ihrem aktuellen Album EGO DEATH, das im vergangenen Jahr erschien, wurden The Internet auch über die Grenzen der USA hinaus bekannt. Interessant ist, dass Matt und Syd schon seit Jahren mit der Odd-Future-Gang, einem Musiker-Kollektiv aus Los Angeles, verbunden sind. Syd, dessen einziges weibliches Mitglied, war auf Odd-Future-Touren als DJ dabei, Matt produziert Alben der einzelnen Crew-Künstler.

Eine kleine Präsentation der interessantesten Associates „des Internets“:

1. Der Anführer: Tyler, the Creator

Wie es sich für einen echten Erschaffer gehört, ist Tyler Gründungsmitglied der „Odd Future Wolf Gang Kill Them All“ aka OFWGKTA aka Odd Future. 2007 rief er mit ein paar Homies, die gern zusammen rappten und auf Skateparks netten Gurls hinterher pfiffen, das Kollektiv ins Leben. Von allen Mitgliedern ist er das bisher erfolgreichste. Millionen Fans in den sozialen Medien, gute Albenverkäufe, ausverkaufte Touren. Läuft bei ihm. Aber nicht alle feiern seine kontroversen Texte. In England darf er wegen angeblich frauenverachtenden, gewaltverherrlichenden und homophoben Tweets und Textzeilen nicht mehr einreisen. Seine Kunst versteht halt echt nicht jeder. #sotrue

2. Der Unentschlossene: Earl Sweatshirt

Mal hieß es, der 21-jährige Rapper sei nicht mehr Teil der Gang, dann wieder doch. Fest steht: Dank seiner exzellenten Lyric-Skills war und ist er für die Odd Future ein wichtiges Mitglied. Mit seinem dritten Studioalbum I DON’T LIKE SHIT, I DON’T GO OUTSIDE  landete er 2015 ebenfalls einen großen Erfolg. Der Titel des Albums spiegelt übrigens sehr gut den Konsens wieder, auf den sich alle Odd-Future-Mitglieder einigen können. Im Vergleich zu anderen Rapper-Ikonen und Hot-Shit-Artists cornern sie tatsächlich am liebsten weiterhin mit den Brudis rum, rauchen ein Tütchen und feilen an Beats und Texten. Matt Martians bestätigte das auch im ME-Interview und ergänzte: „Wir stehen nicht auf diese Szene-Events. Wenn, dann hängen wir bei Freunden daheim ab, reden und machen Musik.“ Zum Beispiel in Syd Bennetts kleinem Heimstudio, das sich bis heute im elterlichen Haus befindet.

3. Der Hoodpoet: Vince Staples

Er ist einer der besten Buddies vom Graf Sweatshirt und durfte ihn 2015 auf seiner „I Don’t Like Shit, I Don’t Go Outside“-Tour begleiten. Fun Fact am Rande: Dafür mussten die Jungs entgegen des Album-Mottos leider trotzdem „outside“ gehen, wegen Tour. Haha. Auch wir vom Musikexpress lobten den Long-Beach-Rapper Staples 2015 bis zu den Sternen hoch, zurecht. Sein Erstlingswerk SUMMERTIME ’06 ist ein exzellentes Beispiel für Rap, der im Stile Kendrick Lamars Geschichten von der Straße erzählt, ohne sich bei irgendwem anzubiedern. Inklusive fetter Trap- und Oldschool-Beats. Leider leider ist er kein Mitglied der Gang, aber man kennt sich halt im Internet.

4. Der Unvollendete: Frank Ocean

2009 lernten sich Frankie und Tyler kennen. Kurz darauf war er Mitglied der Gang, deren andere Brudis überwiegend drei bis vier Jahre jünger als der heute 28-Jährige sind. Aber Alter ist eh relativ und es geht ja ums Musizieren und so. 2012 erscheint Frank Oceans sensationelles Debütalbum CHANNEL ORANGE, wodurch er in allen Medien als der große Erneuerer des R’n’B gefeiert wird. Außerdem bekennt er sich, genau wie Gang-Kollegin Syd Bennett, offen zu seiner Homosexualität. Was im vom Machismo und Sexismus der Männer geprägten Rap-Game bis heute eine Ausnahme darstellt. Good Boy. Nur sein zweites, sehnlich erwartetes Album lässt weiterhin auf sich warten, aber Hauptsache: Crew Love is true Love.