The Düsseldorf Düsterboys im Interview: „Unpolitisch sein geht gar nicht mehr“
Im Video-Interview erzählt Pedro Goncalves Crescenti alles zum Entstehungsprozess der Platte DUO DUO, er berichtet mehr über die Geschichte hinter dem Blitzerfoto auf dem Album-Cover und führt außerdem aus, warum es aktuell quasi unmöglich ist, unpolitische Musik zu machen.
Nach unserem Interview im Heft fanden wir – ein Videogespräch mit The Düsseldorf Düsterboys muss her. Also trafen wir uns zumindest mit einem Part der Band zum längeren Gespräch mitsamt Kamera. Und es hat sich gelohnt!
Pedro Goncalves Crescenti trägt ein blau-grün gemustertes Hemd und silberne Ringe an den Fingern. Dies sei sein allererstes Videointerview, erzählt er. Dafür müsse man sich ja wohl schick machen. Wir treffen uns im Berliner Posh Teckel, der „einzigen Dackel-Manchester-Kneipe Berlins“, wie uns der Bar-Besitzer stolz erzählt. Es ist morgens um 11 Uhr, als wir die Kamera anschalten, um mit Goncalves Crescenti zu sprechen – der einen Hälfte der deutschen Indie-Folk-Band The Düsseldorf Düsterboys. Für ihr neues Album DUO DUO, das im Oktober 2022 veröffentlicht wurde, haben sich Goncalves Crescenti und sein Bandpartner Peter Rubel nur zu zweit dem Songwriting und der Produktion gewidmet. Das vorherige Album NENN MICH MUSIK ist gemeinsam mit Edis Ludwig und Fabian Neubauer entstanden, doch diesmal wollten sie sich wieder auf ihre Zweisamkeit besinnen. Duo Duo eben.
Schaut Euch das ganze Video-Interview hier an:
The Düsseldorf Düsterboys gibt es bereits seit dem Jahr 2012, drei Jahre später gründeten Rubel und Goncalves Crescenti gemeinsam mit dem Schlagzeuger Joel Roters ein weiteres Bandprojekt: International Music. Beide Gruppen führen seitdem bei jedem neuen Platten-Release die Ranglisten der besten Alben des Jahres an, sind absolute Feuilleton-Lieblinge. Auf die Frage, wie wichtig ihnen die Anerkennung der Kritiker*innen sei, antwortet Goncalves Crescenti: „Ich denke manchmal darüber nach: Wie kommt man vielleicht in 50 Jahren dazu, unser Album zu hören? Und wenn unser Album durch das Feuilleton herausgestellt wird, dann ist es in der Zukunft wahrscheinlich einfacher, es zu hören. Ich glaube aber, wenn ich ein Album mit Peter machen würde und es würde niemandem gefallen, wäre das auch okay.“
Während The Düsseldorf Düsterboys musikalisch eher im Psychedelic-Indie-Folk angesiedelt sind, sind International Music dem Genre Rock wesentlich näher. Doch trotz der musikalischen Unterschiede sind beide Bands mitunter selbstreferenziell, beziehen sich in Songzeilen teilweise sogar auf Lieder der anderen Gruppe. „Ich glaube Referenzen zu anderen Bands gibt es auch, wenn nicht beide Projekte in Personalunion gemacht werden“, sagt Goncalves Crescenti dazu. „Es macht einfach Spaß, ein bisschen damit zu spielen, wie etwa, wenn The Düsseldorf Düsterboys International-Music-Posts kommentieren … Wir kommen nicht oft dazu, Rollen zu spielen und wenn man auf dieser Ebene ein bisschen rumspielen kann, ist das ja auch schön.“
Auf die Frage, ob er einen gewissen Druck verspüre, politische Musik machen zu müssen, denkt Goncalves Crescenti kurz nach. „Ich glaube, dass es sehr schwer ist, ein unpolitisches Album zu machen, egal ob man das jetzt so benennt oder nicht. Ich bin der Überzeugung, dass wenn man Gutes will und mit Menschenliebe an die Musik herangeht, sich das dann auch in der Kunst, die man macht, widerspiegelt. Ich glaube: Unpolitisch sein geht aktuell eigentlich gar nicht mehr.“