The Cult: „Resi“, Nürnberg
Kleine Hallen, große Gesten. Die Zeit der ausverkauften Stadien ist für The Cult wohl endgültig vorbei. Doch die Kunst der geschickten Inszenierung hat sich die Band aus Britannien bis in die mageren Jahren bewahrt. Orientalische Klänge vom Tonband durchdringen bedeutungsschwanger die ehemalige Margarine-Fabrik in Nürnberg. Erst nach Minuten tauchen die Musiker aus dem Halbdunkel der Bühne auf, um mit dem rhythmisch-vertrackten Opener ‚Gone‘ ihren Auftritt zu beginnen. Und schon nach kurzer Zeit wird klar: Das hier ist eine reine Zwei-Mann-Show. Die beiden Hauptakteure degradieren ihre drei Mitmusiker – darunter Ex-Mission Bassist Craig Adams – zu Statisten: Gitarrist Billy Duffy gemahnt mit großem Gebaren an die angesehenen Kollegen Keith Richards und Pete Townshend. Und Sänger lan Astbury könnte optisch glatt als unehelicher Sohn Jim Morrisons durchgehen. Eine Bühnenpräsenz wie aus dem Rocklehrbuch, auch musikalisch regiert die Biederkeit. Nach leichten Abstimmungsschwierigkeiten in der Ballade ‚Edie (Ciao Baby)‘ rumpelt die Band erwartungsgemäß routiniert durchs reichhaltige Repertoire. Aber: Selbst bei den Hymnen ‚Li’l Devil, ‚Love Removal Machine‘ und ‚She Sells Sanctuary‘ will der berühmte Funke aufs Publikum beim besten Willen nicht überspringen. Und auch mit der ansonsten zündenden ‚Fire Woman‘ schaffen es The Cult nicht, die frostigen Gefühle aus der ungeheizten Halle zu vertreiben. Zum Ärger der Zuschauer. Einer der ganz besonders Treulosen spricht denn auch auf dem Weg zum Ausgang ohne Umschweife aus, was viele andere ebenfalls denken: „Die waren aber auch schon mal besser“.