The Crusaders – Way Back Home


Die Karriere der (Jazz) Crusaders ist ebenso verworren lang wie vielfältig. Im Laufe der ersten anderthalb Dekaden ihres Bestehens spielten sie mehr oder minder erfolglos, zum Teil unter vielen verschiedenen Namen, weit über 50 Instrumental-Alben für obskure Labels ein – die heutzutage natürlich heißbegehrte Sammlerstücke sind. Doch erst mit der fast schon symbolischen Namenskürzung auf „The Crusaders“ Anfang der siebziger Jahre und – noch etwas später – mit der Beteiligung von (prominenten) Gastsängerlnnen auf ihren Alben, wandte sich das Blatt in Richtung kommerzieller Erfolg mit reichlich Gold- und Platinsegen. Mit dem edlen, im unüblichen 11-lnch-Klappcover verpackten 4 CD-Set WAY BACK HOME wurde jetzt erstmals der Versuch unternommen, das ebenso üppige wie stilistisch variierende Archivmaterial der Band (zumindest ansatzweise) auszuwerten: Den frühen Jahren in Los Angeles bei den lokalen Labels ‚Pacific Jazz‘ und ‚World Pacific‘ bleibt der Silberling Nummer 1 vorbehalten. Musikalisch noch sehr am supercoolen Westcoast-Jazz-Stil klebend, gelangen den Crusaders mit Songs wie ‚Freedom Sound‘, ‚Lookin‘ Ahead‘ oder ‚Tough Talk‘ die ersten größeren Albenerfolge. 1966 startete das verbliebene Vierergespann Wilton Lewis Felder, Nesbert „Stix“ Hopper, Wayne Morris Henderson und Joe Sample mit dem in authentischer Clubatmosphäre eingespielten LIVE AT THE LIGHTHOUSE eine insgesamt dreiteilige Reihe mit in diesem Venue aufgenommenen Alben. Die Mischung aus eigenem Material sowie eigenwilligen Interpretationen der Stücke bekannter Autoren wie Lennon/ McCartney (‚Eleanor Rigby‘) brachte ihnen erstmals höhere Verkaufszahlen ein und unterstrich den Status der Crusaders als exzellente Live-Band.

Dem Intermezzo bei Motowns kurzlebiger Jazzmarke Chisa enstammt der vierteilige Easy-Listening-Iastige Auszug aus dem 69er-Album OLD SOCKS NEW SHOES, NEW SOCKS OLD SHOES mit Sly Stones ‚Thank You‘ und einem weiteren Beatles-Cover, ‚Golden Slumbers‘. Den drei restlichen Silberlingen bleibt schließlich die Entwicklung hin zu tanzbaren Rock-Funk-Jazz-Fusionen vorbehalten. Mit ihrer neuen Company Blue Thumb als Rückenstärkung schlössen sich dem Quartett in offener Besetzung befreundete Musiker wie der auch als Produzent agierende Saitenvirtuose Larry Carlton sowie die Bassisten Roger „Pops“ Popwell und Chuck Rainy an. Mit 22 Titeln, ausgewählt aus den beiden ’72er Alben CRUSADERS I und SECOND CRUSADE, dem ein Jahr später veröffentlichten ersten Millionenseiler UNSUNG HEROES plus dessen gleichwertigen Follow-Ups SCRATCH (1974), SOUTHERN COMFORT, CHAIN RE-ACTION (beide 1975), FREE AS THE WIND (1977) und IMAGES (1978) ist jene wichtige Phase intensiv gewürdigt. Mit diesen Alben stießen The Crusaders nämlich auf eine populäre Goldader. Einige der Instrumentals wie ‚Put It Where You Want It‘, ‚Don’t Let It Get You Down‘ oder ‚Keep That Same Old Feeling‘ marschierten ausgekoppelt als 45’s schnurstracks in die amerikanischen Rhythm’n’Blues-Charts und wurden auch in Europa zu absoluten Discothekenrennern. Mit den Aufnahmen aus dieser Zeit wurde die Band zum Blueprint für Formationen wie die britische Average White Band und nahm quasi den Spirit des Acid-Jazz-Booms der neunziger Jahre vorweg. Den korrekten Pfad der musikalischen Tugend verließen The Crusaders erst wesentlich später. Auf dem Siedepunkt der Discowelle 1979 markierte der mit Sängerin Randy Crawford eingespielte, weltweit populäre Song ‚Street Life‘ aus dem gleichnamigen Longplayer den kommerziellen Höhepunkt der Crusaders-Karriere und schlug dabei sämtliche bisherigen Verkaufsrekorde. Als Erfolgsrezept erwies sich die Vorgehensweise, jedem Crusaders-Album einen mit einer prominenten Stimme unterstützten Song beizugeben. Weitere Millionenseller mit so namhaften Gastvokalisten wie Bill Withers, lerry Butler, Joe Cocker, Bobby Womack, Nancy Wilson oder Tina Turner waren somit vorprogrammiert. Diese Songs wurden jedoch im Rahmen dieser eher auf die kreativ-experimentierfreudigeren Jahre der Band ausgerichteten Retrospektive nicht berücksichtigt. Bis zur Trennung der Crusaders in den achtziger Jahren schien der kreative Output des verbliebenen Resttrios (Wayne Maurice Henderson war bereits 1975 ausgestiegen) nicht zu versiegen. Einziges Manko dieser ansonsten vorbildlichen Zusammenstellung: Neben einer kompetenten und aus persönlicher Sicht verfaßten und mit zahlreichen seltenen schwarz-weiß-Fotos angereicherten Bandhistorie von Barry Feinstein, wurde in dem ansehnlichen, großformatigen Booklet auf eine Discographie leider vollkommen verzichtet.