The Black Keys – „Wir sind doch keine Bluesband!“


Die erklärten Retro-Blueshelden The Black Keys haben viel Glamrock gehört, und dann ist da noch etwas mit Dan Auerbachs Eiern passiert.

Die Black Keys sind umgezogen. Von Akron/Ohio ins Musiker-Mekka Nashville, wo sich Gitarrist Dan Auerbach jetzt sein eigenes Studio leistet. Anstoß war wohl der Erfolg ihres letzten Albums Brothers, das ihnen u.a. zwei Grammys bescherte. Auerbach und Drummer Pat Carney wunderten sich schon ein bisschen über diesen Popularitäts-Sprung. Schließlich spielen sie seit fast zehn Jahren elektrischen Blues und Rock’n’Roll – korrekt, raubeinig, anachronistisch. Ihr siebtes Album, El Camino, stellt allerdings weniger Fuzzkrach à la Blue Cheer, sondern sämige Marc-Bolan-Gitarren, Chöre und einen vagen Soul nach vorne. Sie haben viel Glamrock gehört, erzählen sie. Carneys derzeitige „Lieblingsbeats“ stammten von T. Rex. Die Knorrigkeit der Black Keys ist zwar geblieben, doch die Songs klingen aufgehellt, leichter.

Ihr neues Studio ist ein schlichter, mit rustikalem Old-School-Instrumentarium ausgerüsteter Raum, berichtet Dan Auerbach stolz, der groß genug ist für echte Live-Aufnahmen. Ein Purismus, den man dem Album nicht anhört. Wo, fragt man sich, ist der Blues geblieben? „Wir sind doch keine Bluesband!“, wehrt Auerbach ab. Allerdings wühlte in den vergangenen Jahren, abgesehen von den White Stripes, niemand so tief im Deltaschlamm wie die Black Keys – 2001 recht ungewöhnlich für zwei Teenager aus dem Mittleren Westen. „Na ja, ich war tatsächlich komplett allein mit meiner Liebe zum Blues“, lenkt Auerbach ein. „Keiner meiner Freunde hörte Blues. Aber mit meinem Vater fuhr ich manchmal in den Süden, zu den Wurzeln des Blues, 22 Stunden mit dem Auto, nur um Musik zu hören.“

Zweifellos veränderte sich der Touch ihrer Musik, seit 2008 Brian Burton alias Danger Mouse die Band zu produzieren begann. Dabei wurde noch deutlicher, dass sich die Black Keys vor allem am experimentellen Blues schulen. Burton sei inzwischen fast zu einem dritten Bandmitglied geworden. Wohl deshalb falle das neue Album leichter aus. Und dann ist da noch Auerbachs Gesang, der immer wieder ins Falsett fällt. Beim Bluegrass-Spielen mit der Familie sei er schon immer für die hohen Harmonieparts zuständig gewesen: „Aber in der Band hat mir bisher das Selbstvertrauen dafür gefehlt. Jetzt habe ich mir eben Eier wachsen lassen und es probiert.“

Albumkritik S. 78