Teuflisches Vergnügen
„Mad Max“-Regisseur George Miller hat seinen Serienheld Mel Gibson vorerst in die Wüste geschickt. Diesmal zaubert er den Leibhaftigen persönlich auf die Leinwand: Jack Nicholson ist der beste Teufel, der je durchs Kino gespukt ist und tobt sich aus wie seit „Shining“ nicht mehr.
Ein kleines Nest an der amerikanischen Ostküste: Eastwick ist halb so groß wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot. Hier kennt jeder jeden. Umso erstaunter reagieren die ehrbaren Bürger, als in ihrem Städtchen plötzlich ein gänzlich unbekannter Kunstsammler (Jack Nicholson) auftaucht und die sündteure, denkmalgeschützte Lenox-Villa kauft. Der Kerl nennt sich Daryl Van Hörne, schläft beim Kammerkonzert schnarchend ein und erweist sich auch sonst als Flegel der Sonderklasse.
Nur Alexandra Medford (Cher), Jane Spofford (Susan Sarandon) und Sukie Richmond (Michelle Pfeiffer) haben die Traute, sich den Neuen aus der Nähe anzusehen: Erstens hat er Jane angeflirtet, zweitens Alexandras Jahresproduktion an Tonfiguren aufgekauft, drittens ist Sukie Journalistin und viertens langweilt sich das ledige Damentrio sowieso entsetzlich.
bin nur Euer ganz normaler, kleiner, geiler Teufel“, stellt Van Hörne sich ihnen vor. Der reiche Rüpel ist zwar sicher nicht der Märchenprinz, auf den die drei seit Jahren warten, trotzdem kann er sie eine nach der anderen um den Finger wickeln und verführen. Hollywood-Humor ’87: Flotter Mit atemberaubenden Vierer mit magischen Kräften Tricks und sämtlichen Raffinessen psychologischer Kriegsführung lockt er die Freundinnen in eine fröhliche Vierer-Beziehung, und schon bald machen Gerüchte von ausgelassenen Orgien die Runde.
Die Eastwicker sind empört; allen voran die Besitzerin der Lokalzeitung, die Van Home für den Teufel und seine Gespielinnen für Hexen hält. Erst als die hysterische Frau grausam zu Tode kommt, dämmert Alexandra, Jane und Sukie, daß sie mit ihren düsteren Ahnungen vielleicht gar nicht so unrecht hatte. Schweren Herzens beschließen die deutlich aufgeblühten Damen, ihren höllischen Liebhaber in Zukunft zu meiden. Der läßt sich das allerdings nicht lange bieten und zwingt sie mit schwarzer Magie in die Villa zurück.
Das hätte er besser nicht getan. Die drei Frauen haben längst gemerkt, daß auch in ihnen bisher unbekannte Kräfte schlummern, die Van Home erst geweckt hat und die ihm jetzt zum Verhängnis werden sollen. Doch als sie ihn gemeinschaftlich zur Hölle schicken wollten, zeigt der Teufel erst sein wahres Gesicht…
„Die Hexen von Eastwick“ sind weder Sex-Klamotte, noch Horrorfilm, auch wenn der Inhalt diesen Verdacht vielleicht nahelegt. George Miller hat nach John Updikes Romanvorlage ein saftigs Leinwand-Märchen gedreht, das mit viel Witz, Action und hintergründiger Psychologie vom Krieg der Geschlechter erzählt. Miller saugt sein Publikum förmlich in die Leinwand, mitten in eine dichte und absolut stimmige Atmosphäre aus Magie und Kleinstadt-Mief, aus Leidenschaft und falscher Moral.
Cher, Susan Sarandon (die Janet aus der „Rocky Horror Picture Show“) und Michelle Pfeiffer („Kopfüber in die Nacht“) spielen im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernd, und Jack Nicholson setzt dem ganzen mit diabolischem Grinsen die Krone auf. Noch nie hat es so viel Spaß gemacht, sich von einem ausgemachten Ekel ohne Umschweife verführen zu lassen:
„Nach dem Essen schieb‘ ich nämlich gern ein kleines Nümmerchen. Na, wie war’s?“