Technokraten
Als Ableger von Sub Up Records ist das Dance-Label Disko B zu einer internationalen Plattform für anspruchsvolle Elektronik geworden.
„‚lndependent war mal eine Geisteshaltung, bevor das dann zum Musikstil erklärt wurde“, erinnert sich Peter Wacha bei einer Tasse Kaffee. Im Großraumbüro seiner Label Sub Up und Disko B in der Münchner Innenstadt nennen ihn alle Mitarbeiter Upstart – ein Spitzname, mit dem Wacha als DJ, Club-Mogul und Labelchef international bekannt geworden ist. „Mein Plattenladen ‚Optimal!‘ war 1982 der erste Independent-Record Store in München“, erzählt er, während über kühlschrankgroße Lautsprecher-Boxen die neue DJ Hell-Compilation schallt. Wie der Bonner Laden „Normal“, war „Optimal!“ damals noch ein Künstler-Szenetreffpunkt, so dass Upstart nach und nach die nötigen Kontakte hatte, um ein kleines Platten-Label zu gründen. „Das war naheliegend“, meint er heute mit einer Sicherheit, die ihm der Erfolg gegeben hat. Zunächst war Sub Up zwar ein Verlustgeschäft und „reines Wohnzimmerprojekt“, wie Upstarts Geschäftspartner Jürgen Söder einwirft, dennoch kamen bald Erfolge. Bands wie Die Goldenen Zitronen, F.S.K. und die Freaky Fukin Weirdoz garantierten Ende der 80er ordentliche Verkaufszahlen, so dass Upstart und Söder mit Disko B 1991 bereits ein erstes Sublabel gründen konnten. „Zu der Zeit ist viel im anspruchsvollen Techno passiert“, erklärt Upstart. „Da wurde Disko B zu einer Plattform für innovative elektronische Musik“. Gleichzeitig begann der Labelchef, die ersten „Ultraworld“-Partys mit zu organisieren, die später zur Gründung des international besuchten Elektro-Clubs „Ultraschall“ führten, für den Upstart bis heute im Kunstpark Ost das DJ-Booking betreut. Mit dem Signing einiger der erfolgreichsten Techno/Elektronik-Acts der letzten Jahre (u.a. Hell, Dakar & Grinser, I-F, Richard Bartz) hat sich das Sub Up/Disko B-Team eine gute Position am Markt gesichert und setzt nun die Hälfte aller Tonträger im Ausland ab. „In der Clubmusik sind die Verkäufe weltweit relativ stabil. Außerdem sind wir offen und flexibel und warten immer mal wieder mit einer Überraschung abseits des 4/4tel-Takts auf“, so Upstart. „Seit zwei Jahren gibt es in der experimentellen Elektronik auch wieder mehr Bands“, ergänzt Söder. „Künstler wie Dakar & Grinser entwickeln sich über die Zeit weiter und arbeiten Song-orientierter. Es gibt sogar wieder Techno-Live-Acts, obwohl das Anfang der 90er ja total verpönt war.“ Upstart testet seit einiger Zeit erfolgreich ein neues Modell der Zusammenarbeit mit seinen Künstlern: Acts gründen ihre eigenen Labels und leisten damit große Teile der anfallenden Arbeit selbst. „Wir liefern das Know-How“, so Upstart, „und die Bands vermarkten sich selbst“. Hell hat zum Beispiel einen Arbeitsplatz im Sub-Up Büro und regelt von dort die Belange seines Deejay Gigolo Labels. Und bis vor kurzem tummelten sich hier auch die Mitglieder von ChicksOn-SpeedRecords. Dieses künstlereigene Label, an dem Upstart 25% Beteiligung hat, ist nun in Berlin zuhause. Ein Umzug, für den er Verständnis hat: „Uns allen wird’s hier bald zu eng.“ wrww.diskob.com, www.tubup.com