Techno-Legende Robert Johnson: Come On In My Kitchen


Vierhundert Seiten und kein Ende in Sicht. Zum Geburtstag der Offenbacher Techno-Institution „Robert Johnson“ erschien jetzt ein Buch, das kulturwissenschaftliche Neugier mit der Sprachlosigkeit beim Filmriss vereint.

Wie hält man etwas fest, das im besten Fall ein Filmriss und vor allem mehr ein Gefühl als chronologisch ablaufende Ereignisse bezeichnet? Wie von legendären Clubnächten erzählen, die sich erst in der Rückschau als Schlüsselmomente erwiesen, in denen es um mehr ging als Sünde und Techno? Momente, in denen sich Allianzen ganz von alleine schmiedeten – zwischen Kunst und Musik, Mode und Musik, zwischen sich selbst und dem Hedonismus. Momente in denen aus lokaler Clubgeschichte plötzlich internationale Kultur wurde.

Dass es das zu meistern gilt, wenn ein Buch über das Robert Johnson  – Offenbachs legendärer Techno-Institution – relevant sein soll, bekennen die Macher schon im Vorwort. Ihr erklärtes Ziel mit „Come On In My Kitchen –  The Robert Johnson Book“: „plausible Clubszenen … die nicht in Nostalgie versinken oder einen emotionalen Sachverhalt, für den es keine Worte gibt, in die richtigen zu packen.“ Und so veröffentlichen Christoph Keller und Atanasios „Ata“ Macias im Kunstbuchverlag (!) JRP Rignier einen 380-seitigen Bildband aus unveröffentlichten Fotos, Interviews und Texten, verschmelzen persönliche Anekdoten mit der Geschichte des Techno, glorifizieren hier, analysieren dort und es entsteht die elastische Idee eines Ortes, die in seinen besten Momenten Musiker, Exzentriker, Künstler, Fotografen, Modedesigner und Clubverrückte berührt und dauerhaft inspiriert hat und in seinen schlechteren einfach ein seliges Vergnügen war.

Und es vergegenwärtigt noch einmal, was Mijk van Dijk im Buch beschreibt: „Im Techno war man für etwas, für die Musik, für den Lebensstil.“ Und wenn es nur für den Optimismus war, dass der Moment gerade der bei weitem beste aller möglichen ist. Ob man sich an ihn erinnert oder nicht.