Diskografie

Tame Impala: Alle Alben im Überblick


Ihr findet Tame Impalas neues Album THE SLOW RUSH spitze, kanntet Kevin Parkers Band vorher nicht und wollt nun mehr hören? Hier findet Ihr alle Alben der Psychedelic-Rocker auf einen Blick.

Fans von Tame Impala hatten schon 2019 Grund zur Freude: Ihr neues Album war bereits angekündigt. Außerdem traten die Australier um Mastermind Kevin Parker als Headliner bei den Schwesternfestivals Hurricane und Southside auf. Mehr noch: Sie gaben uns, Euch und sich zusätzlich beim „50 Jahre Musikexpress – Das Festival“ in der Berliner Max-Schmeling-Halle die Ehre. Unterstützt wurden sie an diesem Tag von Blood Orange und Yeasayer.

Nun, sechs Monate später, ist Tame Impalas neues Album THE SLOW RUSH endlich erschienen. Lest hier unsere Kritik und grabt gerne tiefer: Wir haben an dieser Stelle alle bisher erschienenen Alben der Band für Euch zusammengefasst und für die neue Ausgabe des gedruckten Musikexpress Kevin Parker zum Interview getroffen.

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Tame Impalas Discografie: Alle Alben von Kevin Parker und seiner Band im Überblick

Tame Impala – INNERSPEAKER (2010)

(Modular/Rough Trade)

Guter psychedelischer Rock bietet die Illusion eines Drogentrips auch im absolut nüchternen Zustand. Flanger-Effekte lassen Gitarren klingen wie Windmaschinen: der Schlagzeuger hämmert wie in Trance (klingt das wie vorwärts gespielt? Oder rückwärts?); aus dem Off kommt eine wattierte Stimme, die von der „anderen Seite“ singt und davon, dass es okay ist, anders zu sein als alle Anderen. Aber sich selbst auch für etwas Besonderes zu halten.

„The one from my dream is sitting next to me and I don’t know what to do.“ INNERSPEAKER von Tame Impala ist Musik für Träumer, die ihre Gefühle lieber für sich behalten, auch wenn es den Verzicht auf eine wunderbare Liebe bedeutet. Dem Australier Kevin Parker, kreativer Kopf von Tame Impala, ist mit diesem Album so ein egozentrisches ebenenversetzendes, herausragendes Statement gelungen.

(Sassan Niasseri)

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Tame Impala – LONERISM (2012)

(Modular/Rough Trade)

In der fünften Staffel der Retroserie „Mad Men“ wird „Tomorrow Never Knows“ gespielt, das Stück mit dem die Beatles 1966 psychedelisch wurden. Die Lizenzgebühr belief sich auf 250.000 Dollar. So viel ist die Retromanie mittlerweile wert. Mit LONERISM scheinen die Australier Tame Impala allen recht zu geben, die sich in einer unendlichen Geschichtsschleife gefangen fühlen.

Es klingt wie ein Album, das die Beatles unterschlagen haben, weil sie bei den Aufgaben nicht bei Sinnen waren. Alles schwirrt und schwillt, kein Effektpedal bleibt unbenutzt, und Kevin Parker singt Songs, die „Feels Like We Only Go Backwards“ heißen. Als hätte sich John Lennon mit den Pilzen oder Pillen vertan. Aber darum geht es nicht.

Bei Tame Impala dreht sich alles um die Fragen warum man noch psychedelisch musiziert, wenn alle Grenzerfahrungen gesammelt sind, vor allem aber wie. Die Antwort: weil der Fortschritt immerhin die Technik zur Verfügung stellt, und weil Konsolen und Module jetzt so leicht verfügbar sind wie jedes Stück aus der Musikgeschichte. Im Detail hätten die 60er-Jahre nie wie LONERISM klingen können.

(Michael Pilz)

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Tame Impala – CURRENTS (2015)

(Modular/Rough Trade)

Zwei Schritte vor, einer zurück: Psychedeliker Kevin Parker alias Tame Impala zeigt auf seinem dritten Album ungeahnte Schwächen.

Die letzte Tame-Impala-Platte, LONERISM aus dem Jahr 2012, fing mit einem Flüstern an. Die neue beginnt mit einem Paukenschlag: „Let It Happen“ ist der Song, der wohl noch in zwanzig Jahren als der beste im Werk des Australiers Kevin Parker gelten wird, weil er alles, was Tame Impala ausmacht, vereint und perfektioniert: Er ist ein klassischer Psych-Rock-Wirbelwind, der sich etwa ab der Hälfte den Synthesizer-Flächen geschlagen geben muss und ins Elektronische umschlägt, getragen von einer unvergesslichen Melodie. Spätestens wenn kurz vor Schluss die Bassline den Song zersägt, kann man sagen: It happened. Eine dramaturgische Meis­terleistung in acht Minuten.

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Das Stück zeigt aber auch die neue Stärke Kevin Parkers: sein gewachsenes Selbstbewusstsein. Stand der Name Tame Impala bis dato sinnbildlich für den introvertierten Studio-Nerd, der sich in seinen Effektgeräten suhlt, entdeckt Parker auf CURRENTS vor allem seine Stimme neu. Der Gesang steht endlich öfter im Zentrum des wuseligen Geschehens, anstatt sich als gleichberechtigtes Instrument zwischen zig Gitarrenspuren einordnen zu müssen. Auch wenn der näselnde Parker nicht der größte Sänger ist: ein Pluspunkt. Doch alles andere, was „Let It Happen“ vormacht, findet man auf dem Rest des Albums nur in geringen Dosen wieder. Dafür übernehmen zu oft Schnulzigkeit und pathetischer 80er-Kitsch das Kommando.

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„Eventually“ schafft diesen Balance-Akt noch, doch andere Songs wie die Lead-Single „Cause I’m A Man“ und besonders das peinliche „Yes I’m Changing“ versinken gemächlich im Egalen, angeführt von einem E-Piano direkt aus der Hölle. „They say people never change, but that’s bullshit – they do!“, singt Parker dazu und hat wohl recht, wenn auch nicht unbedingt im positiven Sinne. Was jedoch weiterhin außer Frage steht, sind seine kompositorischen Fähigkeiten.

Wenn diese Lieder scheitern, dann eher aufgrund der Instrumentierung. Klassische Tame-Impala-Retrorocker wie „The Less I Know The Better“ und „The Moment“ funktionieren nach wie vor. Doch an anderer Stelle schlampt Parker weiter: Die tiefer gepitchte Stimme in „Past Life“ wirkt lieblos. Die drei Stücke „Nangs“, „Gossip“ und „Disciples“ knacken allesamt nicht die Zwei-Minuten-Marke und wirken eher wie Skizzen, die es entweder verdient hätten, auf Songlänge weitergedacht zu werden, oder gar keine Existenzberechtigung haben.

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Der Titel des letzten Songs, „New Person, Same Old Mistakes“, ergibt umgekehrt ein gutes Fazit: „Same Old Person, New Mistakes“. Dennoch wird CURRENTS Parker nicht dabei im Weg stehen, in Charts und Festival-Line-ups immer weiter nach oben zu klettern. Dass Mark Ronson ihn als Feature-Gast auf sein Album UPTOWN SPECIAL gekauft hat, zeigt: Der Name Tame Impala ist längst im Pop angekommen, ohne seine Indie-Credibility zu verlieren. Zumindest dieses Etikett hat sich der Australier bewahrt.

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(Ivo Ligeti)

https://www.youtube.com/watch?v=vpbblMR_jUo

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Tame Impala – THE SLOW RUSH (2020)

Das Album-Cover, erneut gestaltet im Gedächtnis-Look der Gratisposter der „Provinzial“-Versicherungen aus den 80er-Jahren, zeigt schon an: Kevin Parker hat seine Koordinaten im Vergleich zum vorherigen Album CURRENTS nicht bahnbrechend verändert. Nach den ersten beiden noch sehr psychedelischen Platten fand er Gefallen daran, Neo-R’n’B und Jazz-Pop im Stil von Steely Dan in seine Musik aufzunehmen. Gerne supernerdig darf das klingen, aber immer mit genügend Pop-Appeal.

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Dieser Ansatz nimmt auch dem vierten Album von Tame Impala die Wucht des Frühwerks, dafür kann man sich diese Musik zu tausendundeiner Gelegenheit anhören: Frühstücken zu THE SLOW RUSH ist genauso möglich, wie eine Teezeremonie abzuhalten, man kann zu dieser Musik lesen und tindern, sich in den sozialen Netzwerken für das Gute in der Welt einsetzen oder joggen. Wenn die Sonne dann untergeht, ist diese Musik ein prima Begleiter, um sich auf die Nacht vorzubereiten, eine bessere Cocktail-Musik ist kaum vorstellbar.

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Gut, die harte Partyzeit findet ohne Tame Impala statt, aber bei fast allem, was darauf folgen kann, ist THE SLOW RUSH wieder am Start. Man kann diese Multifunktionalität als Beliebigkeit kritisieren, andererseits ist es weiterhin eine große Freude, Kevin Parker dabei zuzuhören, wie er seine Musik mit großer Kennerschaft und Akribie so konstruiert, dass sie fließt und fließt, ohne erkennbare Höhepunkte, ohne Flachstellen, beinahe so elegant wie einige der besten Soulplatten aus den 70ern, als nicht mehr die Hitsingles im Vordergrund standen, sondern der endlose Flow der Musik.

(André B0ße)

Mit Tame Impala und den 100 besten Alben der 2010er: Der neue Musikexpress – jetzt am Kiosk!

THE SLOW RUSH im Stream hören:

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Modular/Rough Trade
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Caroline/Universal