Stuart Price (Zoot Woman)


1 BRIAN WILSON

Wie einst der Ober-Beach-Boy bleibt auch Price im Studio, während seine Band tourt. Vor acht Jahren stand er zuletzt mit Zoot Woman auf der Bühne.

Kannst du dich ans Drum-Intro von „Do It Again“ erinnern? Meine Mutter hatte die Single. Mir war dieses Intro zu kurz. Ich dachte mir -da war ich vielleicht acht oder zehn Jahre alt: Wenn ich das auf Kassette aufnehme, könnte ich es loopen! Das Befreiungsgefühl, als dann endlich doch der Gesang einsetzte, war großartig. Später habe ich diese Idee für einen Remix von „Mr. Brightside“ von den Killers verwendet. Es ist übrigens cool, beim Konzert der eigenen Band zuzusehen. Man kann von außen auf die eigene Musik blicken und sie analysieren.

2 CASIO CZ-101

Viele halten den Sound dieses 80s-Synthies für käsig. Es ist eines von Stuarts Lieblingsinstrumenten.

Das Ding ist so verdammt gut, weil es voll digital ist, aber auf eine primitive, fast „analoge“ Art und Weise mit Klangwellen umgeht. Man merkt den frühen Synthies an, dass die genialen Ingenieure, die sie gebaut haben, selber nicht ganz verstanden, zu was diese Teile imstande sind. Aus dieser Unbestimmtheit heraus ergibt sich eine Fülle von Möglichkeiten. Aber es ist wie mit Kindern: Man sollte ihnen nicht zu viele Spielzeuge geben. Wenn sie nur ein paar haben, entdecken sie ungeahnte Möglichkeiten.

3 JUDAS-PRIEST-LOGO

Ausgerechnet von einer Metal-Band haben Zoot Woman ihr Logo abgekupfert.

Sieht doch toll aus! Ich bin mir nicht sicher, ob wir damals gemerkt haben, wie nahe das am Original ist. Tatsächlich war ich aber ein großer Iron-Maidenund Metallica-Fan. Ich habe auch viel Obituary, Deicide, Carcass, Venom und Cannibal Corpse gehört. Bei Judas Priest gefällt mir das Logo besser als die Musik.

4 CROSSFADER

Im Gegensatz zu anderen DJs legt Price konsequent „von Hand“ auf. Sprich: keine Software, keine vorgefertigten Sets.

Das Auflegen ist der Moment, wo ich eine neue Aufnahme nicht mehr als ein Konstrukt aus 20 Teilen, sondern als ein Stück Musik wahrnehme. Faszinierend, zu beobachten, wie die Leute darauf reagieren! Dabei fließen bei mir die Ideen. Die Freude des Auflegens ist die zweitwichtigste Erkenntnis meiner Laufb ahn. Die wichtigste gab mir mein Musiklehrer mit. Er riet uns, nicht zuerst ein Instrument zu lernen, sondern zu singen. Im Chor lernt man viel schneller viel mehr über das Zusammenwirken von Klängen.

5 SCHMALE KRAWATTE Auf den frühen Bildern von Zoot Woman um die Jahrtausendwende trugen die drei genau so etwas. Die Zeit für das Comeback von 80s-Style und -Sound war da noch nicht gekommen.

Um ein interessantes Album zu machen, ist es am besten, sich als Erstes Gedanken zu den Bildern zu machen -das Cover, die Bilder in den Texten. Such dir ein Objekt aus, das denkbar unmodisch ist, das dir vielleicht sogar peinlich ist. Genau hier musst du ansetzen. Denn wenn es sonst niemand macht, weil es weit weg von aller Mode liegt, ist die Chance größer, dass etwas Interessantes und Frisches entsteht. Leider leben wir in einer Zeit, in der sich viele darauf beschränken, das zu kopieren, was gerade rauf und runter läuft, statt nach Neuem Ausschau zu halten.

6 MADONNA Stuart Price produzierte und co-komponierte ihren 12-Millionen-Seller CONFES-SIONS ON A DANCE FLOOR von 2005. Dazu fungierte er bei Welttourneen als ihr „musikalischer Direktor“.

Was kann ich zu dieser Frau noch sagen ? Wir arbeiteten wie Bruder und Schwester zusammen, in meinem Studio im Dachboden, wo nur eine Leiter hinaufführte. Es kommt echt nicht drauf an, wie groß ein Star ist -wenn es klick macht, fühlt es sich auch mit so einem Star an wie damals in deiner ersten Schulband. Großartig.

7 „WEST END GIRLS“

Der Pet-Shop-Boys-Hit war Stuarts Lieblingssong seiner Kindheit. 2013 durfte er ihr Album ELECTRIC produzieren.

Neil Tennant ist einer der wunderbarsten Menschen auf diesem Planeten! Meine Liebesaffäre mit den Pet Shop Boys begann mit sieben Jahren, als ich diesen Song zum ersten Mal im Radio hörte. Madonna konnte ich gegenübertreten, ohne nervös zu sein. Aber die Pet Shop Boys!? Niemals hätte ich sie angesprochen. Doch eines Tages saßen sie in meinem Wohnzimmer: Meine Frau sollte ihr Management übernehmen. Ich konnte es kaum glauben. Ich arbeitete da gerade an Brandon Flowers‘ Solo-Album. Wir hatten Probleme mit den Lyrics, ich rief runter: „Neil, kannst du vielleicht mal hochkommen?“ Er kam und schüttelte ein paar großartige Zeilen aus dem Ärmel.

8 FALSCHER FRANZOSE

Steve Martin war als „Inspector Clouseau“ im Remake von „Der rosarote Panther“ ebenso ein „falscher Franzose“ wie Price in den 90ern, als er sich französische Pseudonyme und Interviews auf Französisch gab.

Wir waren damals gerade beim Mastern unserer Aufnahmen und brauchten einen Namen. Mein Blick fiel auf eine Drum-Machine-Verpackung mit Aufschriften in verschiedenen Sprachen -so kam ich auf Les Rhythmes Digitales. Natürlich war mir bewusst, dass zu dieser Zeit gerade viel gute Musik aus Frankreich kam. Aber das war nicht der Grund. Jacques Lu Cont wiederum war als Provokation gedacht. Ich freute mich drauf, meine Lehrer „Jack The Cunt“ aussprechen zu hören. Doch in der Woche, in der die erste Maxi erschien, ging ich von der Schule ab.

Geboren 1977 im britischen Bedale, trieb sich Stuart Price schon als Schüler in Londoner Studios und Clubs herum und legte sich Pseudonyme wie Jacques Lu Cont und Les Rhythmes Digitales zu. Mit den Schulkameraden Johnny und Adam Blake formierte er die SynthiePop-Gruppe Zoot Woman. Als Produzent arbeitete er mit Madonna, The Killers, Pet Shop Boys und Kylie Minogue zusammen. Heute lebt Price in L. A. und arbeitet an Brandon Flowers‘ zweitem Soloalbum.