Streaming-Tipps: Diese 5 modernen Western beleben das Genre neu
Heute Abend um 20.15 Uhr zeigt Kabel Eins mit „Cowboys & Aliens“ einen eher durchschnittlichen modernen Western. Hier sind fünf alternative Genre-Vertreter, die sich wirklich lohnen.
Die Zeiten wandeln sich, so auch das Western-Genre. Sinnbilder und Motive, aber auch Handlungsort und -zeit sind im Neo-Western andere, sie haben sich dem Zeitgeist angepasst. Mitte der Neunziger blühte das Sub-Genre auf, etwa durch Beiträge wie „Wyatt Earp“, „Tombstone“ oder auch Jim Jarmuschs „Dead Man“. Spätestens seit Mitte der Nuller sorgen Neo-Western mit einer gewissen Regelmäßigkeit für Erfolge an den Kinokassen und Aufmerksamkeit bei den wichtigsten Preisverleihungen.
Auch „Cowboys & Aliens“, der heute Abend ab 20.15 Uhr auf Kabel Eins zu sehen ist, ist ein moderne Mischung aus Western- und Sci-Fi- und Action-Elementen. Ein typisches Wilder-Westen-Setting wird hier um eine plötzliche Alien-Invasion angereichert: Jake Lonergan (Daniel Craig) hat sein Gedächtnis verloren, wird vorm örtlichen Sherriff (Keith Carradine) aber als ein per Steckbrief gesuchter Verbrecher identifiziert. Er nimmt ihn fest, doch wenig später nähern sich UFOs dem Städtchen.
Jon Favreaus Genre-Experiment fiel sowohl an den Kinokassen als auch bei der Kritik durch – das heißt jedoch nicht, das moderne Western generell nicht funktionieren. Wir empfehlen fünf besonders sehenswerte moderne Vertreter, die dem Western und seinen Sub-Genres neues Leben eingehaucht haben.
5. „No Country for Old Men“ (2007)
Im Südwesten von Texas, 1980: Der Vietnamveteran Llewelyn Moss (Josh Brolin) will eigentlich nur auf Antilopenjagd gehen, stößt dabei aber mitten in der Wüste auf mehrere Leichen, eine Menge Heroin und einen Koffer mit über zwei Millionen Dollar. Nur ein einziger Mann scheint schwerverletzt überlebt zu haben, doch Moss interessiert sich nicht für ihn und schnappt sich stattdessen das Geld. Als ihn später sein schlechtes Gewissen plagt und er zurück an den Tatort kehrt, gerät er selbst in die Schusslinie. Er muss fliehen – unter anderem vor dem psychopathischen Auftragsmörder Chigurh (Javier Bardem), den man auf ihn angesetzt hat.
Ethan Coen und Joel Coen haben mit „No Country for Old Men“ einen modernen Klassiker kreiert, der neben zahlreichen anderen Preisen mit insgesamt vier Oscars bedacht wurde. Gerade sein unwahrscheinlicher aber gelungener Mix aus schwarzem Humor, Spannung und ethischen Fragen gepaart mit skurrilen Charakteren und Momenten, machen ihn so sehenswert.
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4. „Brokeback Mountain“ (2005)
Cowboy Ennis Del Mar (Heath Ledger) und Rodeo-Reiter Jack Twist (Jake Gyllenhaal) werden in Wyoming des Jahres 1963 damit beauftragt, einen Sommer lang eine Herde Schafe auf dem Brokeback Mountain zu hüten. Bald schon verlieben sie sich ineinander, doch eine Beziehung scheint aufgrund homophober gesellschaftlicher Moralvorstellungen ausgeschlossen. Die beiden Männer versuchen sich getrennt voneinander ein Leben aufzubauen, kommen aber nicht voneinander los.
Eine Handlung, in deren Zentrum zwei schwule Cowboys stehen, wäre im klassischen Western undenkbar gewesen. Doch Ang Lee adaptierte 2005 erfolgreich eine gleichnamige Kurzgeschichte von Annie Proulx und belebte mit „Brokeback Mountain“ nicht nur das Western-Setting völlig neu sondern setzte gleichsam einen wichtigen Meilenstein für das queere Mainstreamkino.
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3. „There Will Be Blood“ (2007)
Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis) versucht sich als Silberschürfer, stößt dabei jedoch auf Öl. Das „schwarze Gold“ versetzt ihn in einen regelrechten Rausch. Er wird zum gierigen Unternehmer, der keinerlei Rücksicht auf Verluste nimmt. Bald wird der Erweckungsprediger Eli Sunday (Paul Dano), dessen Familie womöglich auf einem Ölvorkommen sitzt, zu seinem persönlichen Feind. Immer wieder werden sich die beiden während des dreistündigen Epos‘, angesiedelt in Kalifornien zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gegenüberstehen.
Regisseur und Drehbuchautor Paul Thomas Anderson hat mit „There Will Be Blood“ eine beeindruckende Parabel auf uramerikanische Motive der Gründerzeit geschaffen. Es geht um den bis heute fortwährenden Widerspruch von rückwärtsgewandten konservativen Werten, bisweilen religiösem Fanatismus, und dem ständigen Streben nach Fortschritt und immer größeren Profit.
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2. „Django Unchained“ (2012)
Nachdem Dr. King Schultz (Christoph Waltz) Django (Jamie Foxx) aus der Sklaverei befreit hat, werden die beiden – zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg – zu einem gefürchteten Kopfgeldjäger-Duo in den US-amerikanischen Südstaaten. Gemeinsam wollen sie nun auch Djangos Ehefrau Broomhilda (Kerry Washington) ausfindig machen und befreien. Ihre Suche führt sie bald zur Farm des berüchtigten Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), doch die Verhandlungen sind heikel und lösen schließlich eine dramatische Kettenreaktion aus.
Quentin Tarantinos „Django Unchained“ ist voller filmischer Querverweise und bewegt sich selbst zwischen zahlreichen Genres – ein bisschen Italo-, ein bisschen Anti-, ein bisschen Neo-Western. Das Ergebnis ist ein meisterhafter Mix, der mit seinen charmant-absurden Charakteren, aberwitzigen bis brillanten Dialogen und der Tarantino-typischen Inszenierungskunst fasziniert.
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1. „The Nightingale“ (2018)
Tasmanien, 1825: Irin Clare (Aisling Franciosi) lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter als Strafgefangene in einer britischen Kolonie. Leutnant Hawkins (Sam Claflin) verspricht ihr die Freiheit, erwartet im Gegenzug jedoch sexuelle Gefälligkeiten. Ihr Ehemann Aidan (Michael Sheasby) gerät mit ihm daraufhin in eine Auseinandersetzung mit tragischen Folgen. Nach Rache sehnend, heftet sich Clare mit Aborigine Billy (Baykali Ganambarr) an die Fersen der Soldaten.
Regisseurin und Drehbuchautorin Jenifer Kent erzählt mit „The Nightingale“ einen australischen (Neo-)Western, der sich gleich an mehrere brisante Themen wagt: Es geht nicht nur um patriarchale Machtdynamiken, sondern auch die wenig beleuchtete Kolonialgeschichte Großbritanniens in Australien. Durch sein Feingefühl für Zwischenmenschliches, das sich vor allem in der komplexen Beziehung zwischen Clare und Billy zeigt, bleibt die von der Kritik überaus positiv besprochene Indie-Perle lange im Gedächtnis.
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