Stranglers – München, Alabamahalle


Enttäuschend!! Zwei Stunden lang würgten sich die Stranglers mit ihrer faden Kür gewaltsam einen ab.. Das sichtlich gelangweilte Publikum hielt sich in punkto Applaus meist bedeckt. Kein Wunder, denn mit diesen lieblos heruntergespielten Eigenkopien und billigen Doors-Rip Offs lockt man anno ’83 nun wirklich keinen mehr aus der Reserve.

Allerdings quittierte man mit dankbarem Anstands-Applaus zumindest die kurzen Ausfälle in die Stranglers-Vergangenheit, so z. B. bei „No More Heroes“.

Abgesehen aber von diesen Klang-Oasen bestand der Kaugummi-Gig nur aus Durststrecken. Die Stranglers als zahnloses Monster gehören heute leider schon zum traurigen Kapitel einer vormals frischen Welle.

Regelrecht deprimierend war der Eindruck, daß die Akteure mit dem Riff-Brei und zähen Baß-/Orgelgedröhne nicht nur das Publikum, sondern auch sich selbst anödeten. Selbst Jean Jacques Burnell, früher Garant für saftige Baß-Power, ließ zu wünschen übrig und sorgte mit bemühten Tanzschrittchen für unfreiwillige Komik. Vielleicht, daß sich im Studio die „sanfte Tour“ der Stranglers a la „Golden Brown“ durch Hitparaden-Plazierungen bezahlt macht, live jedoch läßt sich der enorme Druckverlust der vier Würger kaum mehr aufhalten. So nicht!

Ganz anders Blue Rondo A La Turk als zweite Gruppe dieses Abends. Vom Start weg begeisterte die 10-Mann-Combo durch ein brodelndes Gemisch wild durcheinandergewürfelter Jazz/Bop/Funk/Pop/Bossa Nova/Samba- Versatzstücke. Kaum hatten sie die Bühne betreten, stieg auch schon das Stimmungs-Barometer, die eingeschlafenen Füße wachten langsam wieder auf, es kribbelte in den Tanzbeinen, Auf einem bunt gewebten Perkussions-Teppich feuerten die drei Bläser (Trompete, zwei Saxophone) ihre Blechkanonaden ab, spritzige Tanz-Nummern sorgten für Szenen-Applaus, und Blue Rondo marschierte mit Grandezza durch das Material ihrer Debüt-LP.

Trotz einiger Schwächen – die beiden Sänger konnten nicht durchweg überzeugen – eine bravouröse Leistung dieses schillernden, aus aller Herren Lander rekrutierten Show-Ensembles, daß in der Alabamahalle für glückliche Gesichter sorgte. Ein Karneval der guten Laune.