Stevie Ray Vaughan – Berlin, Sector


Stevie Ray Vaughan – das ist jener junge Gitarrist aus Texas, dessen tief aus dem R & B schöpfende Soli zu den Höhepunkten der jüngsten David Bowie-LP zählen. In den USA hieß es daraufhin gleich: „Der neue Jimi Hendrix“ – fortgesetzt von der schlagzeilen-trächtigen Meldung, daß der eigenwillige 28jährige zwei Tage vor dem Start von Bowies Welttournee aus der Tour-Band ausstieg.

Und das war wohl auch gut so. Stevie Ray Vaughan gehört nämlich nicht in eine Sportstadien-Mammut-Show; Clubs und intimere Hallen sind die geeigneten Orte für den Blues- und Rock’n’Roll-Vulkan, den er und sein Begleit-Duo Double Trouble in Berlin explodieren ließen. Teils rockten sie ausgelassen drauflos wie einst die Pirates und Dr. Feelgood („Love Struck Baby“), rollten im Rhythmus des texanischen Blues-Shuffle („Pride And Joy“) oder schoben als Verschnaufpause mal einen’langsameren Blues ein („Texas Flood“).

Musikalisch ist Stevie Ray, der schon als Teenager das schwarze Publikum in den Blues-Clubs von Dallas/Texas für sich einzunehmen wußte, aus ganzem Herzen konservativ; Jimmy Page, Ex-Led Zeppelin-Gitarrist, sei für ihn schon ein Modernist, hat David Bowie über seinen LP-Gaststar gesagt. Unter den „moderneren“ Kollegen orientiert sich Stevie Ray eher an Jimi Hendrix, was live noch offensichtlicher wurde als bei seinem LP-Solo-Debüt.

Während er im Studio eng den „Roots“ verhaftet ist, mit kompaktem Sound und traditionellen Blues-Soli, ging er live viel vehementer zur Sache. Kontrollierter Feedback-Lärm gab seiner Performance den Kick Energie, der seiner gleichwohl ausgezeichneten Solo-LP manchmal fehlt.

Ach ja, ein toller Sänger ist der Gitarren-Virtuose mit seiner belegten, leicht angeschwärzten Stimme auch noch. Stevie Ray Vaughan ist sicherlich nicht die Zukunft des Rock’n’Rolls (und sollte es auch nicht sein). Aber selten hat Rückschritt so viel Spaß gemacht wie bei diesem Konzert.