Steve Vai: Stunt-Gitarrist
Der Ausnahme-Musiker Steve Vai versammelt auf seinem Label Favored Nations nur die talentiertesten Instrumentalisten. "Ich liebe Musiker-orientierte Musik. Naja, außer es ist angeberisches Gewichse zum Selbstzweck, so wie mein Zeug." (Steve Vai)
Ein Mann mit Humor. Kein Wunder, Steve Vai war schließlich über Jahre „Stunt Guitarist“ von Frank Zappa, dem witzigsten Zyniker im Rock-Biz. „Zappa gehört zu den wenigen Künstlern, die je erfolgreich eine Plattenfirma verklagt haben“, freut sich Vai in seinem kalifornischen Büro. „Er hat seine Streitereien immer öffentlich ausgetragen. So war ich gewarnt – und habe mich zunächst von großen Plattenfirmen fern gehalten.“
Am eigenen Leib lernte Vai die harten Spielregeln der Musikindustrie kennen, als er 1982 erstmals selbst nach Wegen suchte, seine Musik an den Mann zu bringen. Auf einer 8-Spur-Maschine im Keller hatte der Gitarren-Virtuose Zappa-beeinflusste Instrumental-Musik (siehe Track 11) aufgenommen. „Plattenfirmen haben mir so jämmerlich schlechte Deals dafür angeboten, das war verbrecherisch. Mir war schnell klar, dass ich meine Arbeit niemals so billig verschleudern wollte.“ Vai recherchierte und stellte fest, „dass es damals relativ einfach war, eine LP selbst in die Läden zu stellen“. In direkter Zusammenarbeit mit Vertriebs-Firmen verkaufte er sein Solo-Debüt „Flex-Able“ in Eigenregie. Und fasste einen Entschluss: Irgendwann wollte er ein Label gründen. „Nur nicht unbedingt alleine“, erinnert er sich. „Zwei Köpfe sind besser als einer. Also hab‘ ich auf den richtigen Partner gewartet – auf einen, der ähnliche Vorstellungen davon hat, wie ein Label auszusehen hat.“
Der sollte einige Jahre auf sich warten lassen. Jahre, in denen Vai seinen Lebensunterhalt als Star-Gitarrist von Alcatrazz, David Lee Roth und Whitesnake verdiente und wie sein Kollege Joe Satriani gelegentlich Soloalben über Epic veröffentlichte. Erst Mitte der 90er Jahre traf Vai auf einen Mann, der nicht nur fanatischer Musik-Liebhaber, sondern auch außerordentlich geschäftstüchtig war: Ray Scherr war wie Steve Vai als junger Erwachsener von seinem Geburtsort New York nach Kalifornien gezogen und hatte dort mit dem „Guitar Center“ eine erfolgreiche Ladenkette mit heute rund 80 US-Filialen gegründet. Als er das Unternehmen 1996 verkaufte, suchte er nach neuen Aufgaben. „Ray und ich haben ein Konzept für das Label Favored Nations entwickelt“, so Steve Vai.
Ziel war es, talentierten Musikern ein Zuhause zu geben, die im Mainstream keinen Platz haben. „Der Pop, der uns ständig zwangsverabreicht wird, ist oft nichts anderes als fade Pantomime zu den genialen Einfällen eines anderen. Dabei gibt es eine Menge Leute, die sich nach dem Erlebnis sehnen, inspirierte Musiker zu hören“, so Vai, der am Berklee College of Music in Boston studiert hat. Auf der Suche nach Vollblut-Künstlern, die ihr Talent derart treibt, dass sie „keine andere Wahl haben, als Musik zu machen“, fand Vai Dweezil Zappa, Eric Johnson, Totos Steve Lukather, Frank Gambale und andere. Auf der CD präsentiert MUSIKEXPRESS also in diesem Monat zusammen mit Favored Nations einige der derzeit begabtesten Instrumentalisten.
www.favorednations.com
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