Stand-up-Comedy auf Netflix: Das sind die besten Specials
Füße hoch, der kommt flach? Wer kein Bock mehr auf das Wiedergekäue von Chris Tall, Sascha Grammel und Ralf Schmitz hat, der sollte es mal mit diesen Stand-ups auf Netflix probieren. Diese Comedians bringen in ihren Sets sogar Statements zu überholten Geschlechterrollen und Alltagsdiskriminierung unter.
Zu einem wirklich gelungenen Comedy-Programm sollte mittlerweile mehr gehören als nur Pointen im Sekundentakt. Auf Netflix gibt es eine ganze Stand-up-Sparte zu entdecken. Darunter die sehenswerten Formate zu finden, die einem mehr als ein müdes Lächeln entlocken, ist nicht leicht. Deshalb haben wir für Euch die Comedy-Specials herausgesucht, bei denen sich das genaue Hinschauen und -hören lohnt. Mit dabei: Hannah Gadsby, James Acaster und Demetri Martin – sie alle sind nicht auf die schnellen Lacher aus. Viel lieber halten sie uns den Spiegel vor und starten schon mal das eine oder andere neue Gedankenexperiment.
Los geht’s mit den besten Stand-ups auf Netflix
Hannah Gadsby: Nanette
Ist das überhaupt Comedy? Wenn ja, erfindet die Australierin mit ihren persönlichen Geschichten und Enthüllungen über Kindheitstraumata, Sexualität sowie stereotypen Geschlechterrollen das Genre neu. Sie muss dabei gar nicht laut und prollig sein. Hannah Gadsby verpackt Storys, die gerne auch mal um die #metoo-Debatte kreisen, noch nicht einmal in superlustige Witze und ist dabei dennoch eine der besten Komikerinnen unserer Zeit. Warum? Weil diese Frau klar macht, dass es nicht notwendig ist, Gags auf eigene Kosten zu bringen und dass sie trotzdem für dauerhafte Anspannung sorgen kann.
Marc Maron: Too Real
Wie bewegt sich eigentlich Mick Jagger auf der Bühne? Marc Maron bekommt es mühelos hin, den Rolling-Stones-Frontmann perfekt zu imitieren. Darüber hinaus teilt er mal ziemlich zynische und düstere, mal auch echt kluge Ansichten mit seinem Publikum. Wer mehr von ihm hören will, klickt sich danach durch seinen Podcast.
Comedians der Welt: Mae Martin
Diese Netflix-Eventreihe zeigt Stand-ups rund um den Globus. Deutschland hat dabei genauso seinen halbstündigen Slot wie beispielsweise auch Neuseeland, Indien, Südafrika und Großbritannien. Für das letztgenannte Land geht Mae Martin ins Rennen – eine Kanadierin, die nun in UK lebt. Was sie in den 30 Minuten von sich gibt, sticht hervor, weil sie extrem viel Persönliches von sich preisgibt. Sie berichtet von Obsessionen, von ihrem früheren Drogenmissbrauch und der komplizierten Beziehung zu ihren Eltern wie auch zu ihren Freundinnen. Einziger Nachteil des Specials: es ist zu kurz. Gut, dass es mittlerweile mit „Feel Good“ eine Serie mit Martin in der Hauptrolle gibt. Die ist wie eine irre Verlängerung ihres Programms.
Demetri Martin: Live (At the Time)
Dieser Mann sieht die Welt tatsächlich ein bisschen anders, als alle anderen. Er macht sich zum Beispiel Gedanken darüber, wie sich ein Hund fühlt, wenn das Herrchen oder Frauchen seine Fäkalien in einer Tüte mit sich herumträgt. Zwischen längeren, stets ziemlich unemotional hervorgebrachten Erzählungen rund um die Bedeutung von Worten wie „nope“ und „folks“, haut er auch immer ein paar Oneliner und Songideen dazwischen. Wer Gefallen an Martins Humor findet, sollte danach unbedingt mal bei Amazon Prime Video den von ihn geschriebenen Weidro-Film „Dean – Wie das Leben so spielt“ leihen.
Ellen DeGeneres: Relatable
Nach 15 Jahre Pause vom Stand-up-Leben bringt die Talk-Queen Ellen DeGeneres erstmalig wieder ein Comedy-Programm auf den Tisch. Gleich zu Beginn macht sie das zum Thema, was sich alle fragen: Ist diese Frau, die bereits einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame hat, überhaupt noch eine mit Geschichten, in denen sich jeder Normalo wiederfinden kann? Im Folgenden wird sie versuchen, die Momente in ihrem Leben ins Scheinwerferlicht zu transportieren, in denen ausnahmsweise mal kein Butler dabei war.
James Acaster: Repertoire
Der Brite James Acaster nimmt einen in seinem vierteiligen Comedy-Programm mit auf eine skurrile Reise in seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – bis sich der Kreis wieder schließt. Dabei geht es um Trennungsschmerzen, seine Undercover-Tätigkeit als Comedian und das Zeugenschutzprogramm. Das Besondere: Acaster driftet nie ins Klamaukige ab, seine Ausführungen sind stets mit vielen nerdigen Fakten angefüttert, sodass man sich sogar ein bisschen schlauer fühlt nach dem Schauen.
Judd Apatow: The Return
Mit „Jungfrau (40), männlich, sucht…“ und „Beim ersten Mal“ machte er sich als Regisseur einen Namen, mit Drehbüchern für „Girls“ und die Netflix-Serie „Love“ prägte er sich als Autor für quirky Comedy mit tragischen Elementen in die Köpfe ein. 2017 wollte Judd Apatow es noch einmal wissen und bewegte sich für dieses Special back to the roots: Als Stand-up-Comedian erzählt er von den täglichen Streitereien mit seiner Frau Leslie Mann (die sich immer nur darum drehen, wer schlechter geschlafen hat), von seinen Töchtern, die ihn schon auch mal des Slut-Shamings beschuldigen, und von seiner Anfangszeit in der Comedy-Szene, die er zusammen mit Adam Sandler und Jim Carrey verbrachte.
Chelsea Paretti: One of the Greats
Wisst Ihr, wie man einen richtig gut aussehenden Menschen auf die Palme bringt? Man sagt der Person, dass einem schon oft gesagt worden wäre, man würde ihr total ähnlich sehen. Genau auf diesem Level bewegen sich die Gags von Chelsea Paretti, die vielen besser als Gina in „Brooklyn Nine-Nine“ bekannt ist.
Neal Brennan: 3 Mics
Damit der Autor der „Chappelle’s Show“ nicht einfach wie jeder andere Comedian auch auf der Bühne herumsteht und Witze erzählt, hat sich Neal Brennan gleich mal drei Mikrofone auf die Stage stellen lassen. Der Clou daran: So wandert er in seinem Set von einem zum nächsten, um mit dem Wechsel auch eine Veränderung im Ton der Show zu vermitteln. Auf diese Weise folgen auf bitterböse Oneliner auch immer wieder längere Ausführungen zu seinem Leben mit Depression. An eine Zeit ohne diese kann er sich nicht erinnern, also berichtet er von den komischen Momenten, zu denen eben dieser Dauerzustand führte.
Ali Wong: Baby Cobra
So absolut trocken, wie Ali Wong ihre Sprüche hervorbringt, fällt es schon mal schwer einen Witz von den traurigen Fakten des Lebens zu unterscheiden. Und genau das macht dieses Stand-up so besonders. Ach so: Außerdem steht Wong schwanger auf der Bühne, sie hat zu dem Zeitpunkt sogar schon den siebten Monat überschritten.