Stakka Bo
Das One-Hit-Wonder von einst ist erwachsen geworden - und langweilig: Stakka Bo mag nicht mehr der Partykracher sein.
Unglaublich, welche Irrungen und Wirrungen der Dance-Sound mitmacht und wie er sich verbiegt, nur um an schräge neue Samples heranzukommen. So beginnt das Titelstück des aktuellen Stakka Bo-Albums ‚The Great Blondino‘ allen Ernstes mit einem Sample der schwerblütigen Art-Rock-Formation Camel und ihrer ’75er Art-Rock-Operette ‚The Snow Goose‘. Hoffnungslos anachronistisch – eigentlich. Aber merkwürdigerweise groovt es dennoch. Oder vielleicht gerade deshalb?
„Naja“, rechtfertigt sich Johan Renck alias Stakka Bo, „ich habe als Jugendlicher in erster Linie skurriles Zeug wie King Crimson, frühe Genesis oder eben Camel gehört, ehe ich zu Beginn der 80er Jahre HipHop für mich entdeckte. Und ich habe nach wie vor diese riesige Kiste mit alten Vinyl-Platten zuhause stehen, die ich gelegentlich durchstöbere, um mir neue Samples zu klauen, stieß ich eben auf ‚The Snow Goose‘. Außerdem: Ich bin kein Snob, für den es irgendwelche Stiltabus gibt. Im Gegenteil, mein Motto lautet nämlich: Hauptsache geschmacklos!“ Stakka Bo, das ist dieses Stockholmer One-Hit-Wonder, das 1993 mit ‚Here We Go‘ einen der Ohrwürmer der Saison beisteuerte, der heute noch in den Discotheken für drei Minuten prima Laune sorgt. ‚The Great Blondino‘, das zweite Album von Johan Renck, dem 28jährigen DJ, der Stakka Bo in Personalunion verkörpert, läßt allerdings einen Kracher dieser Güteklasse schmerzlich vermissen.
„Absicht“, grinst Jonas, ein freundlicher Schlacks mit beeindruckenden 190 Zentimetern Länge, „denn um ehrlich zu sein, ich mag mein Debütalbum ‚Supermarket‘ nicht mehr besonders. Zu viel oberflächlicher Kram drauf, zu viel aufgesetzte Partylaune. Bei ‚The Great Blondino‘ hingegen geht es mir um Atmosphäre, du kannst diese Platte als eine Sammlung von Soundtracks für die Filme sehen, die in meinem Kopf stattfinden.“
Unterm Strich bleibt ein etwas zähflüssiges, stellenweise auch schlicht langweiliges Dance-Album, das Acid Jazz, Stereo MC’s, TripHop und Jamiroquai wild durcheinandermischt. Nett, aber bedeutungslos. Doch der Auftakt mit dem Camel-Sample – echt cool…