Spielgefährten
„Möchte wissen, wer mich nachts um zehn noch stört“, murmelte er vor sich hin, wahrend er die Haustür aufschloss, „da denkt man, man hat abends endlich mal Ruhe, aber nein, mitnichten, sondern im Gegenteil . ..“ Er öffnete langsam die Tür und knipste das Licht im Flur an. Sie blieb auf der Schwelle stehen, ohne einzutreten. Sie sah müde aus, sehr müde. Erschöpft und vom Regen total durchweicht. Er hatte sie lange nicht gesehen. Sie war mager geworden. Damals, als er noch mit ihr befreundet gewesen war, hatten sie jeden Nachmittag zusammen Kuchen gegessen. Nun, das tat sie wohl jetzt nicht mehr. „Meine kleine Gabrielle“, sagte er, „warum kommst Du nicht rein?“ „Weil Du nicht gesagt hast, dass ich reinkommen soll.“ Er zog sie an der Hand in die Wohnung und nahm ihr die nasse Lederjacke ab. „Komm, setz‘ Dich ins Wohnzimmer, ich koche Dir einen heißen Grog.“ „Ach, lass“, sagte sie, „Das kann ich doch machen. Ich kenne mich in Deiner Küche noch ganz gut aus.“ „Sei nicht albern“ antwortete er. Er verließ das Zimmer und kam mit einem seiner Pullover zurück.“.Hier, zieh den an, sonst erkältest Du Dich, nass wie Du bist.“ Sie nickte und nahm den Pullover. Er holte eine Flasche Rum aus dem Schrank und zog damit in die Küche. Ob sie bleibt? Komisch, das ist nun auch schon wieder einige Jährchen her, dachte er. Damals haben wir jeden Nachmittag zusammen Kuchen gegessen. Meistens Nusskuchen. Manchmal auch was anderes. Und dann haben wir oft am Ofen gesessen und Wodka gesoffen und uns unterhalten. Ich habe mich nie mit einem Mädchen so gut unterhalten wie mit ihr. Überhaupt, wir verstanden uns immer vortrefflich, ganz vortrefflich. Immer. Nie Streit. Und dann haute sie eines Tages ab. Ich hatte Ihr keinen Anlass gegeben. Sie wollte nicht an mich gebunden sein, sagte sie, sie wollte frei sein. Lächerlich. Sie war nie so frei wie bei mir. Später, als wir uns zufällig einmal wiedertrafen, gestand sie mir, dass sie nicht der Freiheit wegen gegangen war. Es war ein anderer Knabe. Bert, dieser Hund. Ob sie noch mit ihm zusammen Ist? Er ist sehr viel attraktiver als ich. Und er weiß das auch. Damals, als ich sie traf, machte sie den Eindruck, als wäre sie begeistert von ihm. Und jetzt ist sie wieder hier. Ob sie bleibt? Was will sie von mir? Er kam mit zwei Gläsern Grog zu Ihr zurück. Sie wirkte richtig verloren , die magere Gestalt in seinem dicken Pullover. „Bleibst Dur‘ fragte er. „Nein.“ „Na, dann nimm‘ man erstmal einen Schluck von diesem Gesöff zu Dir. Willst Du was essen?“ „Nein“. „Auch keinen Kuchen?“ Sie grinste. „Nee, danke, meine Nusskuchenzeit ist vorbei.“ Er setzte sich ihr gegenüber. „Na, dann lass mal hören, was Du auf dem Herzen hast“ Sie nahm einen Schluck von Ihrem Grog und behielt das Glas in der Hand. „Pass auf, es ist heiss“, sagte er, „verbrenn‘ Dir nicht die Finger.“ „Ich habe nichts auf dem Herzen,“ begann sie spontan, ,.ich wollte Dich nur mal wiedersehen.“ „Hä? Das verstehe ich nicht. Warum willst Du mich wiedersehen — was machst Du überhaupt jetzt?“ „Ach, das ist doch unwichtig. Ich wollte mich bei Dir nur ein bisschen ausruhen, um ehrlich zu sein. Das ist alles. Ich habe mir mit Irene zusammen eine Bude in der Innenstadt gemietet. Um frei zu sein, weißt Du. Naja.“ Er schob ihr die Zigaretten zu. Sie nahm eine. „Na, und letzt?“ Sie beobachte den blau-grauen Rauch, der von ihrer Zigarette wie ein dünner Faden stell an die Zimmerdecke zog. „Naja, und jetzt stinkt mir das. Bert kommt Jeden Abend zu uns und Irenes Freund kommt auch Jeden Abend auf Besuch, und dann kommt jeden Abend der Freund von Bert und auch der Freund von Irenes Freund, und dann kommt jeden Abend das Mädchen, das neben uns wohnt und dann kommt deren Freund, und, und, und … Jeden Abend kommen all die Typen, verstehst Du. Jeden Abend. Und jeden Abend streiten wir uns darum, wer Tee kocht, und Jeden Abend erzählt Bert die gleichen Witze und jeden Abend werden Steaks gegessen und Bier getrunken, und all das, es ist immer dasselbe bis spät in die Nacht, und jetzt bin ich müde“. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und trank das Glas leer. „Ich will nichts von Dir, Alex, nicht mal einen guten Rat. Ich wollte Dir nur ein bisschen erzählen und mich ausruhen. Bist Du mir böse?“ Er stand auf, um heißes Wasser und die Rumflasche zu holen. „Du bist tust“, sagte er. Mit fremden Freunden “ — and you keep me wantlag you… sogar — honey, honey…“ Irene hockte auf dem Fußboden, halb betäubt von der Musik und unfähig, etwas zu sagen. Gabrielle hatte den Verdacht, dass Irene müde war. Aber das würde sie wahrschemlich nicht zugeben. Wenn sie es nämlich zugeben würde, dann würde sie auch sämtliche Besucher rausschmeißen. Das Mädchen von nebenan hing mit ihrem Freund ziemlich schief auf der Couch, wie sie es immer tat, wenn sie kam. Nun, schließlich brachte sie Jedesmal viele Flaschen Bier mit.
des wir wAniQstofM vcwAs* Rudi und Toni spwNMi Sfcst zu weit Dm dritten Spieler dachten sie «Mi dazu — das hei»«, dar dritte Mann war derFussboden denn sie legten Immer einen Stapel von Karten auf den FuMboden und ärgerten sieh Matt und grün, wenn der Fueaboden bessere Karten hatte als sie. Zu Anfang hatte Gabrielle das witzig gefunden. Zu Anfang hatte sie alles witzig gefunden. Aber allmählich kannte sie Rudi’s und Tom’e Skatspiel genauso, wie sie Bert’s Witze kannte und Irene’s Platten und all das. „Irene, kochst Du Tee?“ fragte aie ihre Freundin. „Nee“, sagte Irene. „Tom, kochst Du Tee?“ „Aber Herzchen, ich kann doch keinen Tee kochen.“ „Rudi, kochst Du Teer 1 „Ich habe gestern welchen gekocht. Schatzchen.“ „Bert, kochst Du …“ Bert erhob sich wortlos und baute sich In der Küche vor dem Herd auf. Gab folgte Ihm und schob ihn zur Seite. „Las* man. Ich mach das schon.“ Er Hess sich auf dem Hocker vor dem Herd nieder und beobachtete Gab, wie sie den Kessel aufsetzte und Tassen aus dem Schrank hohe. „Es regnet“ sagte er. „Was Du nicht sagst“, antwortet» sie. Sie schüttete etwas Tee In die Kanne. Vom a n gr e nze nd en Raum her borte sie Irene und Tom laut lachen, und Michael schien eine neue Platte aufzulegen, Jedenfalls ertönte neue Musik. Sie zog die Schublade dea Küchenschranks auf und holte acht Teelöffel daraus hervor. „Du bist biSd, heute“, sagte Bert. Sie hob den Kopf, sah ihn einen Augenblick lang Irritiert an, als ob sie Ihn nicht verstanden hatte und griff dann nach dem Kessel, um den Tee aufzugiessen. „Und Du Mst ehrlich“ sagte sie dabei. „Nimmst Du bitte die Tassen mit rein?“ Er sprang auf und hielt aie an den Schuhern fest „Mit Dir ist heute nichts losl Wie kommt das?“ Sie sahn ihn an, wie er da stand mit seinen gepflegten, langen Locken, die er alle halbe Stunde kämmte. Er war ein Traum von einem Knaben und ein Alptraum von einem Freund. Wenn aie daran dachte, dass er in ein paar Stunden wieder halb besoffen seine alten Witze erzählen wurde, dann wurde ihr ganz übel. Und aie konnte ihm das nicht sagen, weil er viel zu oberflächlich war, um daa verstehen zu können oder verstehen zu wollen. „Du kannst kommen, wann Du willst..“ „Bring doch den Tee schon rein“ sagte sie und loste sich von ihm. Er zog wie ein Kellner mit dem vollen Tablett ab. Sie blieb stehen und hörte die lauten Hurra-Rufe, mit denen der Tee begrusst wurde. Jeden Tag das Gleiche. — Du kannst Immer kommen, warnt Du willst — hatte Alex gesagt — Du störst mich nie. Mach Dir den Abschied nicht zu schwer, wenn Du die anderen verlassen willst — Sie schlich in den Flur, ohne dass jemand sie bemerkte, nahm Bert’s Lederjacke von der Garderobe und hängte sie sich über. „Wo willst Du hin“ sagte er plötzlich hinter ihr. Sie a nt wortete nicht. „Gehst Du Zig a retten holen?“ Sie öffnete die Haustür und sah sich zu ihm um. „Nein“. Dann zog sie die Tür hinter sich zu. Sie rannte. Ea war saukalt und aus dem Regen waren dOnne, nasse Schneeflocken geworden, Alex würde sich freuen. Sie freute sich auch. „Sugar, sugar.. .“ Sie hatte dieses Lied noch Im Ohr, und bekam Lust, zu tanzen. Ein Auto hupte und brem s te quietschend. Sie war bei Rot über die Stresse gelaufen. Peinlich. Sie blieb stehen, um zu verschnaufen, weil sie völlig ausser Atem war. Erst Jetzt hörte sie die Schritte hinter sich. Sie drehte sich um. Eine Gestalt lief auf sie zu, peilte sich aus dem Dunkel und blieb keuchend vor ihr stehen. Bert. „Was willst Du,“ sagte sie, „ach Ja, Ich habe Ja Deine Leder-Jacke an. Das war Gewohnheit, als Ich sie anzog.“ „Ea ist nicht wegen der lacke“, sagte er. Seine Stimme klang rauh. Er schlug seinen Mantelkragen hoch und steckte die Hände in die Taschen. Sie blieb vor Ihm stehen und betrachtete ihn. Er sah aus wie viele dieser Knaben: Kühl, arrogant und attraktiv. Ach, ’sie kannte ihn seit langem, aber sie war ihm nicht glauben zu müssen. Sie hatte ihm nicht glauben wollen, um nicht belogen zu werden. Sie hatte versucht, ihn zu verletzen, um aus seinen Reaktionen sein wahres Gesieht zu erkennen, aber er war unverletzlich. Oder doch nicht? Er hob den Kopf und sah sie an. Aufgelöste Schneeflocken liefen ihm von der Stirn über das Gesicht.- Sein Blick war ein bisschen feindselig. Sie hatte diese Feindseligkeit gemacht, dass wusate sie. „Wo willst Du hin?“ fragte er. „Zu Alex“ sagte sie, obwohl sie plötzlich nicht mehr so gern zu ihm wollte. „Was willst Du bei Alex. Er braucht Dich doch nicht.“ „Du wirst sentimental“ sagte sie. „Ja, Ich werde sentimental. Das ist Deine Schuld. Nein, eigentlich ist alles meine Schuld. Nicht Du warst Mode, sondern ich. Und oberflächlich dazu. Sag, bist Du wild entschlossen, zu Alex zu gehen? Ich wollte Dich eigentlich davon abbringen, obwohl das reiner Egoismus ist. Alex ist ein viel besserer Mensch als ich . ..“ Sie trat dicht an Ihn heran und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie schob Ihre Hinde unter den Rollkragen seines Pullovers. Seine Haut war warm. „Irene hat alle Gaste rauegeschmtssen“ sagte er leise. „Warum?“ „Sie gingen ihr auf die Nerven.“ „Gott sei Lob und Dank“ murmelte sie und irgendeine Spannung löste sich in ihr. „Komm, lass uns zurückgehen“, sagte er. „Du kannst mir wieder weglaufen, wenn Du willst, aber ich werde Dir keinen Anlass mehr geben. Ich werde Dir morgen einen Schneemann bauen, wem es weiterschneit, und wir werden allein Tee trinken.“ Immernoch Mang ihr dieses Uad „Sugar, sugar“ im Ohr, und wieder hatte sie Lust, zu tanzen.