spell316: West-Coast-Beats, die wir feiern, weil sie uns fordern
Wer kein „lo-fi hiphop-beats to chill and study to“ will, ist bei dieser irren, eigenen Instrumental-HipHop-Art richtig.
Bedroom-Producer gibt es wie Sand am Meer. Viele von ihnen übersteigen ein Sandkorn in ihrer Einzigartigkeit nicht wirklich. Ein Gegenbeispiel: Spell316, geboren in Neuseeland, aktuell wohnhaft in Melbourne, Australien. Seine außergewöhnliche Herangehensweise an Beats macht seine HipHop-Instrumentals zu etwas ganz besonderem. Wer die Nase voll von „lo-fi hiphop-beats to chill and study to“ hat, aber trotzdem gerne instrumentalen HipHop hört, ist bei spell316 also bestens aufgehoben.
West-Coast-Beats neu gedacht
Stilistisch tritt er definitiv in die Fußstapfen der großen West-Coast-Produzenten. DJ Quik und Dr. Dre sind deutlich als Inspirationsquellen rauszuhören – vor allem in seiner Instrumentation. Retro-Synthesizer, ein (echtes!) Fender Rhodes und Jazz-Pianos machen den Großteil seines Repertoires aus. Obwohl spell316 eigenen Aussagen zufolge „keine Ahnung von Musiktheorie“ hat, spielt er seine Instrumente mit nahezu virtuosem Können. Er verlässt sich dabei komplett auf seine Ohren. „Ich spiele einfach, was sich für mich gut anhört“, sagte er einmal in einem seiner Twitch-Livestreams.
Worin sich der Neuseeländer mit Maori-Wurzeln allerdings von seinen Vorbildern aus Los Angeles unterscheidet, sind die Drums, die er in seinen Beats verwendet. Setzten Quik und Dre damals noch auf Drum-Machines oder tighte Funk-Grooves, bedient sich spell316 an gesampleten Breakbeats, die an J Dilla oder Madlib erinnern. Selten trifft ein Hit den eigentlichen Takt, wodurch ein unverwechselbar entspannter Rhythmus entsteht.
Eine weitere essenzielle Komponente von seinen Beats: Samples. Er fördert die diversesten Tracks zutage – egal, ob durch analoges oder digitales Crate-Digging. Diese zerlegt er in viele Einzelteile, um sich dann genau die Parts rauszusuchen, die er benötigt. In einem YouTube-Video dokumentierte er etwa den Prozess, wie er aus einer Handvoll neuseeländischer Platten ein komplettes Beat-Tape an einem Tag erschuf.
In seiner Sampling-Technik ist Spell am ehesten mit J Dilla zu vergleichen, hat aber eigentlich über die Jahre seinen eigenen Stil entwickelt. Diesen stellt er unter anderem auf seinem Twitch-Kanal zur Schau. Beim Beat-Battle von Kenny Beats war er so erfolgreich, dass der Veranstalter ihm sogar eine erneute Teilnahme verwehren musste, um anderen Producern eine Chance zu geben. Feiern wir!
Seht das Video hier: