Spandau Ballet – London, Sundown
Die New Romantic-Szene hatte man uns versprochen und die allerneueste Sensation mit dem Spandau Ballet live, derzeit mit zwei Hits hoch in den englischen Charts. Ersteres wurde voll erfüllt und entschädigte für letzteres die eigentliche Attraktion des Abends war ein ziemlicher Reinfall. Die große Anhängerschaft von Adam & The Ants, Visage und Bow Wow Wow ist auch Spandau Ballet’s Publikum. Das tummelte sich in der riesigen Disco Sundown, einer ehemaligen Dancing Hall, in Kostümierungen, die jeden Fasching und Karneval als grauen Alltag erschienen ließen. Krinolinen, Piratenhosen, Sombreros, Mönchskutten, mittelalterliche Minnesänger, Futuristen, Punks, Skinheads, Hippies – hier war einfach alles vertreten.
Ein schwerer Stand für eine Band, wenn das Publikum optisch kaum mehr zu übertrumpfen ist. Spandau Ballet wirkte unsicher und unkonzentriert – der Sänger verharrte eisern in unbeweglicher Pose, die er nur für-Zigarettenpausen änderte. Sein pathetischer Gesang besaß wenig Ausstrahlung, etwas, was dieser Band überhaupt abgeht. Der Keyboardmann verließ sich auf billige, abgegriffene Effekte und Gags, die Rhythmussektion versuchte sich in hölzernen Salsa-Rhythmen – alles in allem klang das wie ein müder Abklatsch von Ultravox und Adam & The Ants zusammen. Eine der wenigen Ausnahmen war der Song „Mandolin“, der auch als einziger dem Begriff von New Romantic entsprach: ästhetischer Kitsch. Wie ich später erfuhr, war es erst der dritte Auftritt der Band und das heißt wohl, daß hier ein ähnliches Phänomen wie zu Zeiten der Monkees abläuft. Eine Band muß ihre Plattenerfolge nachspielen und kann es noch nicht. So jedenfalls sind Spandau Ballet noch nicht für die Öffentlichkeit reif.