Sounds: Voll das Leben
Ein Künstler, kein Normalo. Die Nägel seiner schlanken, teils tätowierten Finger hat der 32-Jährige mit der schillernden Vergangenheit auffällig lackiert. Den Blick auf jenes Tattoo, das den fast kahl rasierten Schädel des Hünen ziert, verwehrt ein schwarzer, breitkrempiger Hut, unter dem hellwache braune Augen hervorlugen. Kamary Phillips trägt Ringe in den Ohren und an den Händen, die muskulösen Oberarme dienen weiteren Tattoos als Plattform. Doch das wahre Charisma des farbigen Amerikaners liejgt tief unter seiner dunklen Haut. Der Wahl-Münchner beweist es immer dann, wenn er sich seine Gitarre greift – beherrscht er sie oder sie ihn? – und sich in seine Songs kniet, die mitten aus dem Leben gerupft sind. „5 Minutes“, die neue Single, ist so einer: Während die flüchtige Bekanntschaft für einen Schwangerschaftstest auf die Toilette verschwindet, hadert unser Lebemann mit sich, gelobt Besserung. Und wie der Text, so die Musik: Kein Plastik, dafür intensive Ehrlichkeit, die von innen kommt und berühren will. Zum Glück verneint der Ex-Lehrer die Musik in sich („Ein wichtiger Teil von mir“) nicht länger: Ende Juni erscheint sein erstes Album. Ein Tipp fürwahr. Denn selten hat es einer in Zeiten der grassierenden BB- und No Angels-Seuche mehr verdient.
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