„Sons of Suburbia“ Besuch im Green-Day-Hauptquartier


Es sind nur 30 Autominuten bis zur imposanten Skyline von San Francisco und 15 Minuten bis zur idyllischen Universitätsstadt Berkeley. Und doch: Jingletown ist eine andere Welt. Eine, in die man sich als Weißer besser nicht verläuft. Denn was in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts das Viertel portugiesischer Einwanderer war, ist heute mexikanisch-puertorikanisches Gangland. Mit zerfallenen Häusern, vernagelten Fenstern, billigen Schnapsläden, schmierigen Fastfoodbuden und finsteren Gestalten, die jeden Wagen und jeden Eindringling genau mustern. Spooky – zumal man nirgendwo spielende Kinder sieht oder Hunde bellen hört. Es herrscht vielmehr gespenstische Stille.

„Diese Gegend ist ein bisschen wie Ground Zero – eben ein richtiges Ghetto“, bestätigt Mike Dirnt. „Wenn du hier nicht hingehörst, lässt man dich auch nicht abhängen. Und du solltest es auf jeden Fall vermeiden, da allein rumzulauien.“

Weshalb das monströse Metallgitter in der 27. Avenue, der meterhohe Stacheldraht, die Warnhinweise und die Überwachungskameras kein bisschen übertrieben wirken. Hier befindet sich Studio 880 – seit Ende der 90er eine der renommiertesten Aufnahmelokalitäten der Bay Area. Mit insgesamt drei Studios, einem riesigen Live-Raum, in dem sich Bands auf ihre Tourneen vorbereiten, und einer Klientel, die von Avnl Lavigne über Chris Cornell, DJ Shadow, Incubus, Fall Out Boy und Iggy Pop bis hin zu John Mayer, Lenny Kravitz, Matchbox 20 und The Killers reicht. Die Lounge, die man nach Durchqueren eines Tischtennis- und BBQ-Areals erreicht, ist komplett im Tiki-Stil gehalten: hawaiianische Palmen, meterhohe Schnitzfiguren, Aquarien mit exotischen Zierfischen und tropische Ranken. Eine gemütliche Mischung aus Hightech-Arbeitsplatz und Chill-out-Bereich, inklusive eisgekühlter Getränke und diverser Swimsuit-Kataloge auf der Herren-Toilette. Ein Refugium, in dem es sich kreativ sein lässt. Nur: Was hat das alles mit Green Day zu tun?

Die Mottenflotte

Die sind hier quasi Untermieter und residieren im hinteren Teil des imposanten Gebäudes, den man wahlweise durch einen Graffiti-verzierten Nebeneingang (Motive von SHENANIGANS und 21ST CENTURY BREAKDOWN erreicht oder durch ein Labyrinth an Gängen, die via Studio A ins Allerheiligste von Green Day führen eine Mischung aus Equipment-Lager, Clubhaus und Kuriositätenkabinett. Angefangen bei einem Raum, in dem sich Hunderte Motorräder aus den 50ern und 60ern befinden. Allerdings nicht chrompoliert und fahrbereit, sondern wie eine große Schrottplatz-Installation der Marke Ludolf. „Die Maschinen gehören 15 verschiedenen Leuten“, erklärt Dirnt. „Und sie stehen hier, damit man sich treffen, über sie reden und ein bisschen daran rumschrauben kann. Aber gefahren werden sie kaum – sie sind eher eine Mottenflotte.“

Was aber nichts gegen den anschließenden Trakt ist, der aus gemütlichen Couchen, jeder Menge Rockdevotionalien, einer Bar samt Flipper, Billardtisch und Mega-Plasmabildschirm besteht. „Das ist unser Club. Denn jeder muss mal abschalten, Poker spielen und mit Freunden trinken“, lacht Dirnt, der stolz auf eine säuberlich archivierte Sammlung an Comic-Heften (Spiderman, Superman, Batman) sowie Rock’n’Roll-Singles aus den 50ern ist. Das Steckenpferd des Schlakses in Creeps und Kapitänsjacke, der die Musik und Mode dieser Zeit hebt und auch mit 37 Jahren noch etwas von einem großen, unbeholfenen Jungen hat. Einer, der viel per Gestik sagt und offenbar wenig Geheimnisse hat. So berichtet er offen über sein Verletzungspech der letzten Jahre (“ Ich habe mir so ziemlich alles gebrochen“), schildert, wie er seine zweite Frau Brittney auf die Probe gestellt hat („Ich bin mit ihr fünf Wochen durch Europagereist, umzusehen, obwir wirklich zueinanderpassen“) und sinniert mit glänzenden Augen von der Geburt seines zweiten Kindes: „Ich habe einen sieben Monate alten Sohn namens Brixton — „Wie aus dem Song „Guns Of Brixton“. Meine Frau ist darauf gekommen. Und ich hin total eifersüchtig, dass es ihre Idee war. Denn der Name ist wirklich cool.“ Eine Mitteilsamkeit, die ihn zum. umgänglichsten Mitglied von Green Day macht.

She’s the boss

Ganz im Gegensatz zu Billie Joe Armstrong: ein Männchen mit Moppfrisur, bohrendem Blick und heute vor allem darauf bedacht, sich und sein neues Werk ins rechte Licht zu rücken. Ohne viel Humor, dafür mit Antworten, die meist wie aus der Pistole geschossen kommen und nur auf explizite Nachfrage ins Detail gehen. Privates und Persönliches diskutiert er erst, nachdem er aufgetaut ist und den Promo-Sermon ad aeta gelegt hat. Etwa die Beziehung zu seiner Ehefrau Adrienne Nesser, mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist, zwei Teenager-Söhne namens Joseph „Joey“ Marciano und Jakob Danger hat. Eine Umweltaktivistin, die das Label Adel ine Records leitet, das sozio-politische Gewissen der Band ist und sie immer wieder zur Teilnahme an Benefizaktionen animiert. Wie kürzlich in New Orleans, wo Familie Armstrong die Dächer von Häusern reparierte, die Hurricane Kathrina abgedeckt hatte. „Die Leute „waren ziemlich baff, als ivir vor der Tür standen“, lacht Billie Joe. „Sie hätten nicht damit gerechnet, dass jemand wie ich persönlich aktiv wird. Denn nach den ersten Aktionen hat sich da kein so genannter Promi mehr blicken lassen.“ Die haben ja auch nicht Adrienne zur Frau, die ihren Billie bei diversen Wahlkampfveranstaltungen von Barack Obama hat auftreten lassen. Da ist der Rockmusiker dann ihr Erfüllungsgehilfe, kann damit aber gut leben. Schließlich ist er in der Band uneingeschränkter Leader. So einer kann sich zu Hause schon mal mit der zweiten Geige begnügen.

Der Fun-Dad

Mit der muss Drummer Tre Cool alias Frank Edwin Wright III schon seit seinem Einstieg im Jahr 1990 leben – innerhalb der Band. Was der gebürtige Frankfurter, Sohn eines Vietnam-Veteranen, ebenfalls ohne Murren hinnimmt. Der Scherzkeks des Trios wird erst ernst, wenn man nicht darauf eingeht, sondern nachbohrt. Der alleinerziehende Vater, der zwei gescheiterte Ehen hinter sich hat, gibt zögernd zu, dass er auch anders kann. „Ich versuche das Leben mit Humor zu nehmen. Das vermittle ich auch meinen Kindern. Zumindest bis zu dem Punkt, da sie Ärger haben. Da sage ich dann: ,Genug gescherzt. Wir haben ein Problem. ‚Aber ich bin nicht gerne autoritär. Ich bin lieber der Fun-Dad.“

Keinen Spaß versteht der 36-Jährige, der gern Sakko, Schlips und Kragen trägt, wenn es um sein Equipment geht. Das befindet sich im ersten Stock und besticht durch eine gigantische Sammlung alter Snares, die reichlich Raritäten umfasst.

„Das hier ist ein Ludwig Black Beauty von 1926, das hier eine Leedy von 1938, das hier …“

Stolz erzählt er die Geschichte hinter jedem Teil, und auch wo er es gefunden hat: „Du musst warten, bis du in einer Stadt wie Tulsa, Oklahoma, bist. Dann schnappst du dir das Telefonbuch, schaust, ob da ein Musikgeschäft ist, und mit ein bisschen Glück kriegst du für ein paar Dollar ein altes, verstaubtes Juwel. “ Das er dann notfalls eigenhändig restauriert. Auch als Musiker ist Tre ehrgeiziger, als man aufgrund seines ausgelassenen Bühnenvortrags vermuten möchte. Schließlich war er 2008 — nach Abschluss der Hot-Tubs-Tour und vor Beginn der Aufnahmen zu 21ST CENTURY BREAKDOWN – mehrere Wochen auf Kuba, um bei Percussion-Meister Jose Sanchez Latin- und Salsa-Rhythmen zu lernen. „Ich komme aus dem Punkrock und kenne mich auch ein bisschen im Jazz aus. Aber ich hatte nie einen Draht zur Latin-Musik und fand sie immer unglaublich schwer zu spielen. Also bin ich dahin und habe Unterricht genommen, was eine irre Erfahrung war. Ich habe Rum getrunken, vier Stunden am Stück gespielt und abends Partys besucht, die meist zu richtigen Jam-Sessions wurden. Einfach, weil da scheinbar nur Musiker leben.“

Das heißt nicht, dass Tre jetzt ein ausgeprägtes Latin-Feeling zu Green Day bringt – aber es unterstreicht, dass selbst der vermeintliche Clown genau so ambitioniert ist wie der wortgewaltige Sänger. Satt klingt anders.

Fünf Jahre nach AMERICAN IDIOT präsentieren sich Green Day auf 21ST CENTURY BREAKDOWN immer noch als Rebellen, die nach einer besseren Welt mit mündigen Bürgern, verantwortungsvollen Politikern und humanistischen Idealen streben. Ein Gespräch mit Billie Joe Armstrong.

Warum habt ihr eine ganze Legislaturperiode gebraucht, um ein neues Album vorzulegen? Oder habt ihr bewusst bis zum Ende der Ära Bush gewartet?

So ein Kalkül gab es nicht auch wenn es vielleicht so scheint. Nach der letzten Tour war es einfach wahnsinnig schwer, wieder einen Zustand von Normalität zu erreichen. Schließlich waren wir fast zwei Jahre mit AMERICAN IDIOT unterwegs – und anschließend mussten wir erst einmal runterkommen und längere Zeit pausieren. Einfach, weil es nicht mehr ging – und es war extrem schwierig, den Übergang vom Hochgefühl der letzten Tour in den Alltag hinzubekommen.

Kein Wunder: Euer letzter Gig war vor 70.000 im „Monster Park“ in San Francisco – das größte Konzert der Bandgeschichte…

Stimmt. Das war tatsächlich der größte Headliner-Gig, den wir je gespielt haben. Eben hier zu Hause. Hinterher habe ich mir ein Hotelzimmer in der Stadt genommen – einfach, um das Gefühl zu haben, dass wir immer noch auf Tour und eben noch nicht am Ende sind. Denn das ist, als ob du in ein tiefes Loch fällst – emotional wie auch körperlich. Du hast dich so sehr an die vielen Leute, den Touralltag und das ganze Drumherum gewöhnt, dass du ein echtes Problem hast, dich von heute auf morgen umzustellen. Gerade nach diesem Gig, der a so etwas wie die Bestätigung für alles war, wofür wir so viele Jahre so hart gearbeitet haben.

Zumal AMERICAN IDIOT ein echtes Risiko war – das politischste, ehrgeizigste Album eurer Karriere. Hätte ja genauso gut ein Riesenflop werden können.

Es hätte auch das Ende unserer Karriere sein können keine Frage, wenn die Leute es in den falschen Hals bekommen hätten. Dann wäre es das mit unserem Major-Vertrag gewesen. Zumal der Vorgänger WAR-NING ja auch nicht besonders lief und das Gefühl hatten, dass man uns insgeheim schon abgeschrieben hatte. Es war also unsere letzte Chance.

Ihr habt in einer echten Krise gesteckt?

Oh ja, es lief ja wirklich nicht gut. WARNING hat sich schleppend verkauft, und wir waren als Vorgruppe von Blink 182 unterwegs. Da hat jeder gedacht, wir wären Schnee von gestern. War ja auch gar nicht so falsch. Denn wir hatten unseren Sound ausgeschöpft und unseren Höhepunkt überschritten. Was auch für interne Spannungen gesorgt hat. Ich habe versucht, was Anderes und Neues zu machen, und die anderen beiden haben das systematisch geblockt. Sie meinten, das wäre nicht Green Day. Darüber haben wir uns heftig gestritten, mehr als einmal. Wirklich keine fröhliche Zeit.

In der euch auch noch ein fertiges Album gestohlen wurde Das war der Hammer. Wir hatten es gerade geschafft, die Situation halbwegs zu entspannen, und dann klaut man uns über Nacht die Masterbänder zu CIGARETTES AND VAI.EN-TINES, die auch nie wieder aufgetaucht sind. Aber im Nachhinein kann ich nur sagen: Gott sei Dank! Denn dadurch, dass wir uns entschieden haben, es noch mal komplett von vorne, also ohne alte Stücke anzugehen, ist ja erst AMERICAN IDIOT entstanden.

Wie toppt man so ein Album?

Nun, wir wollten diesmal auf jeden Fall tiefer gehen, was eine Menge Zeit und Geduld gekostet hat.

Und warum habt ihr euch gegen Stammproduzent Rob Cavallo und für Butch Vig (Nirvana, Smashing Pumpkins) entschieden?

Weil Rob und wir immer deutlicher in unterschiedliche Richtungen gedriftet sind. Er hatte Angst davor, dass wir den Erfolg nicht wiederholen, das neue Album allein ein Flop werden könnte. Deshalb haben wir eine Zeit lang mit Linda Perry gesprochen, die ziemlich cool war und zu der wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis aufgebaut haben. Aber für dieses Projekt wäre sie die Falsche gewesen. Und dann haben wir Butch getroffen. Sich mit ihm hinzusetzen und über alles zu reden, das war unglaublich cool. Er hat eine Menge Klasse und Stil, ich denke, dass wir auch beim nächsten Mal wieder mit ihm arbeiten werden.

Und wieso ein weiteres Konzeptalbum — wenn es das ist?

Da bin ich mir nicht so sicher. Ich meine, es ist eher das Konzept eines losen Konzepts (lacht). Also da sind zwar Charaktere, die sich durch das gesamte Album ziehen. Wobei Gloria die Hauptperson ist, die an ihren Idealen festhält und diese – wie einen Kelch — an andere weiterreicht. Wogegen der andere Charakter, also Christian, eher ein selbstzerstörerischer Typ ist, der lieber alles in Schutt und Asche legt.

Eine Metapher für Billie Joe und seine Frau, die Aktivistin Adrienne?

Also ein bisschen was spielt da schon mit rein. Ich würde aber nie ein Album über uns machen-viel zu anmaßend! Ich drücke mich lieber durch andere Charaktere aus. Da kann ich viel offener sein, als wenn ich von mir in der Ich-Person spreche. Und dann ist das Album eine Art Schnappschuss dessen, was ich in den letzten vier oder fünf Jahren im Fernsehen gesehen, im Internet gefunden oder in den Zeitungen gelesen habe. Jede Woche eine neue Krise, eine Naturkatastrophe oder ein Land, das in den Bankrott steuert. Und wir versuchen halt, ein Gesamtbild zu erstellen und darin zumindest ein kleines bisschen Optimismus zu finden. Genau so, wie es die Leute derzeit mit Obama machen – sie sehen das Chaos und die Missstände und klammern sich an ihn, um das zu beheben.

Euer Optimismus hält sich aber in Grenzen – oder reflektiert ihr noch die Übergangsphase von Bush zu Obama, also das Interim?

Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass Songs für mich eher ein Ausdruck des tagtäglichen Überlebenskampfes sind. Deshalb zeichne ich oft ein ziemlich hässliches Bild von der Realität und von meiner Umgebung. Aber der Optimismus schlägt sich allein darin nieder, dass man versucht, die Wahrheit zu finden und sich nicht hinter irgendetwas zu verstecken. Deshalb ist da auch ein Song wie „See The Light“ auf der Platte. Denn wir sind nun mal in einer Übergangsphase, was ja vielen Leuten Angst macht. Weil sie nicht wissen, wie es weitergeht. Sie haben dieses Limbo-Gefühl — diese Orientierungslosigkeit.

Lass uns über das Coverartwork reden, das offenbar auf einer Vorlage des Straßenkünstlers Sixten basiert (siehe Kasten Seite 66). Warum bekommt er dafür keinen vollen Kredit, sondern nur eine „Beeinflusst von“-Würdigung?

(Erstaunt) Keine Ahnung!

Wie passt das zum Image der politisch korrekten Saubermänner Green Day?

Wir sind keine Saubermänner – nie gewesen. Aber wir übernehmen Verantwortung für alles, was wir tun. Aber ich kenne mich in der Kunstwelt leider nicht aus. Ich verlasse mich da auf mein Management und meine Plattenfirma. Und die haben den Kontakt zu Chris Bilheimer hergestellt, der das Cover designt hat und ja schon ganz viele tolle Sachen für R.E.M., Weezer und andere gemacht hat. Er kam mit dieser Idee an — weil er eine Beziehung zwischen unserer Musik und diesem Graffiti sah. Eben zwischen unseren energetischen Songs und diesem wildromantischen Rebellenpärchen. Wir fanden es cool. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.

Also: Wenn der Künstler ohne sein Einverständnis kopiert oder zitiert wurde … ?

Dann hat er Anspruch auf Schadensersatz – ganz klar. Aber wie gesagt: Ich kenne mich da nicht aus, und bislang bin ich mir auch keiner Schuld bewusst. Das muss ich mir erst mal genauer erklären lassen – von allen Seiten.

Wann geht ihr mit dem Album auf Tour?

Wir fangen im Juni in den USA an und kommen dann im September nach Europa. Also auch nach Deutschland. Anschließend geht es nach Australien, Japan und Südamerika. Wobei ich wahnsinnig gerne in Länder reisen würde, in denen wir noch nie waren. Wie etwa China.

Was erwartet uns bei den Konzerten?

Das komplette neue Albumund jede Menge alte Songs. Was locker zweieinhalb, drei Stunden ergeben dürfte. Also länger, als wir je zuvor gespielt haben.

interview: Marcel Anders

1972 Buhe Joe Armstrong wird am 17. Februar geboren. Er wächst in Rodeo, 24 Meilen nördlich von Oakland, auf Mike Dirnt heißt eigentlich Michael Ryan Pritchard. Sein Geburtstag ist der 4. Mai Am 9. Dezember kommt Frank Edwin Wright III in Frankfurt zur Welt 1982 Billiejoe trifft Mike Dirnt an der Carquinez Middle School in Crockett, CA. Sie verbindet die Liebe zu den Sex Pistols, den Replacements und Hüsker Du 1984 Frank steigt bei den Lookouts ein und erhält den Künstlernamen Tre Cool 1987 Gründung der Band „Sweet Children“

durch Billiejoe und Mike . Beide sind 15 und spielen Gitarre.

Am Bass agiert ein gewisser Sean Hug hes Erster Gig am 17. Oktober in Rod’s Hickory Pit in Vallejo — dem Arbeitsplatz von Billies Mutter 1988 Mike wechselt an den Bass Einstieg von Ex-Isocracy-Drummer John Kiffmeyer . auch bekannt als AI Sobrante Sobrante wird zugleich der erste Manager der Band Larry Livermore . Chef von Lookout! Records, nimmt sie unter Vertrag 1989 Im April ändert das Trio seinen Namen in Green Day – wegen der gemeinsamen Vorliebe für Marihuana Die 1.000 HOURS-EP erscheint 1990 Mike schmeißt die Schule, um Profimusiker zu werden – einen Tag vor seinem 18. Geburtstag Tre macht es ihm gleich, holt seinen Abschluss aber später nach Veröffentlichung der LP 39/SMOOTH Die Band geht auf ihre erste US-Tournee In Mankato/Minnesota lernt Billiejoe eine gewisse Adrienne Nesser kennen Billiejoe bekommt ein Angebot von Tim Armstrong , bei Rancid einzusteigen – und lehnt ab AI Sobrante steigt aus, um zu studieren Tre Cool ersetzt ihn Es folgen zwei EPs: „Slappy“ und „Sweet Children“, eine Zusammenstellung von alten Demos

1991 Lookout! fasst die EPs und die LP zu einer CD zusammen:

1.039/SMOOTHED OUT SLAPPY HOURS 1992 Das zweite Album KERPÜJNK erscheint – mit 50.000 verkauften Einheiten eine Indie-Sensation Green Day unternehmen nun Dauer-Tourneen durch die Staaten und wagen sich erstmals nach Europa, wo sie in Jugendzentren und besetzten Häusern spielen Der Vater von Tre Cool ist Tourmanager, Busfahrer und Erziehungsberechtigter in Personalunion

1995 Vertragsunterzeichnung mit Reprise, Teil der Warner-Gruppe Green Day erhalten Hausverbot in ihrem Stammclub „924 Gilman Street“

– ihnen wird der ideologische Ausverkauf vorgeworfen 1994 Im Februar legen die drei ihr Major-Debüt DOOKIE vor, das sich allein in den USA zehn Millionen Mal verkauft Die erste größere Tournee mit Support Pandy Division wird ein Riesenerfolg. Die Band wird für Lollapalooza und Woodstock II gebucht Der Auftritt bei der Neuauflage des Hippie-Festivals kostet Mike zwei Zähne. Nach einer Schlammschlacht zwischen Band und Publikum verwechselt ihn ein Ordner mit Crowdsurfenden Fans

Billie Joe und Adrienrte heiraten am 2. Juli Während des Konzerts im Boston Esplanade (9.9.94) bricht Panik aus —100 Zuschauer werden verletzt, 45 festgenommen Im Herbst touren sie mit den Toten Hosen durch deutsche Mehrzweckhallen 1995 DOOKIE erhält den Diamond Award der US-Schallplattenindustrie für 10 Millionen verkaufte Exemplare und wird mit einem Grammy fürs „Best Alternative Album“

ausgezeichnet Green Day steuern den Song „J.A.R.“ zum „Angus“Soundtrack bei Am 28. März wird Billiejoe Vater:

Sein Sohn heißt Joseph „Joey“

Marciano Armstrong nach Joey Ramone In einem Interview mit „The Advocate“ bekennt sich Billiejoe zur Bisexualität Tre heiratet die Fotografin Lisea Lyons – sie haben eine Tochter namens Ramona Isabelle , lassen sich aber ein Jahr später scheiden Das zweite Album INSOMNIAC erscheint.

Es verkauft sich eher schleppend Die Band sagt alle Europa-Termine ab 1996 Green Day gönnen sich eine Auszeit Im Dezember wird Mikes Tochter Estelle-Desiree geboren Spitzname: Hero

1997 MitNIMROD schlagen Green Day neue Wege ein – weg vom bekannten Punk-Pop hin zu mehr Vielfalt und einem reiferen Sound. Es steigt auf Platz 10 der US-Charts ein Die Band taucht in „The Man Who Shot Cane Skretteberg“, einer Episode von „King Of The Hill“, auf

1998 Ausgiebige Welttournee Am 12. September wird Jakob Danger Armstrong geboren 1999 Green Day erwerben einen Teil der 880 Studios in Jingletown, Downtown Oakland 2000 Autnahmen zu WARNING im eigenen Studio Es wird das am schlechtesten verkaufte Album der Bandgeschichte trotz positiver Kritiken Tre heiratet seine Freundin Claudia .

Ihr gemeinsamer Sohn Frankito kommt 2001 auf die Welt 2001 Bei den Californian Music Awards werden Green Day mit acht Auszeichnungen bedacht — ein Rekord Reprise/Warner veröffentlicht eine erste Greatest-Hits-Kopplung unter dem Titel INTERNATIONAL SUPERHITS!. Das Video-Gegenstück nennt sich „International Supervideos!“

2002 SHENANIGANS verei it die B-Seiten der letzten acht Jahre Green Day gehen auf die „Pop Disaster Tour“ mit Blink 182.

Festgehalten auf der DVD „Riding In Vans With Boys“ Zur Aufnahme der Ramones in die Rock’n’Roll Hall Of Farne spielen sie „Blitzkrieg Bop“ und „Teenage Lobotomy“ Mikes Zweitband, The Frustrators, veröffentlicht ihr Debüt ACHTUNG JACKASS auf Adeline Records 2005 Im 880 Studio entsteht C.IGARETTES & YALENTINES. Doch die Masterbänder mit 20 fertigen Songs werden gestohlen und gelten bis heute als verschollen Billie Joe wird im Januar wegen Alkohols am Steuer festgenommen – und gegen Kaution freigelassen Die Gruppe steht kurz vor der Trennung und unterzieht sich einer kollektiven Therapie. Mike und Tre nennen Billie „the band’s Nazi“

Metallica lassen grüßen Das Spaßprojekt The Network schafft Abhilfe. Das Debüt MONEY MONEY 2020 ist eine New-Wave-Hommagc. Die Bandmitglieder treten unter Pseudonym auf Iggy Pop verpflichtet das Trio als Backingband zu seinem Album SKULL RING, wo sie auf zwei Tracks zu hören sind Für den Ramones-Tribut WE’RE A HAPPY FAMILY covern sie „Outsider“ Mike heiratet seine Freundin Sarah – das Ganze hält nur ein Jahr Die Aufnahmen zu AMERICAN IDIOT beginnen 2004 Mit AMERICAN IDIOT erleben Green Day eine kommerzielle Renaissance. Es verkauft sich allein in den USA über fünf Millionen Mal Zwei Grammys („Best Album“ und „Record Of The Year“) sind die Folge Nur die Spanier mögen es nicht – Platz 22 ist die schlechteste Charts-Platzierung auf der ganzen Welt Brendon Flowers von The Killers wirft ihnen „Anti-Amerikanismus“ vor Noel Gallagher sieht in „Boulevard Of Broken Dreams“ ein Rip-off von „Wonderwall“. Da ist er aber auch der Einzige Am 1.8. künden Green Day ihre Zusammenarbeit mit Lookout!

Records auf – die ersten beiden Alben werden ab sofort von Reprise (USA) und Epitaph (Europa) vertrieben Green Day spielen 150 Konzerte. Das größte im britischen Milton Keynes, wo an zwei Tagen 130.000 Fans in den National Bowl strömen.

Laut Kerrang! „The Best Show OnEarth“ Der Gig wird festgehalten auf dem CD/DVD-Set BULLET IN A BIBLE, das am 5. November erscheint Die Tour endet am 17. Dezember im australischen Melbourne Sie beschert der Band einen Profit von 232 Millionen Dollar die dritterfolgreichste Tour des Jahres, gleich hinter den Rolling Stones und U2 2005 Green Day spielen ein umjubeltes Konzert an der Brighton Academy, I .ondon 2006 Green Day beginnen mit den Sessions zum neuen Album — ohne zählbaren Erfolg Zusammen mit U2 und Starproduzent Rick Rubin nehmen sie die Single THE SAINTS ARE COMING auf-zugunsten der Opfer von Hurricane Kathrina 2007 Billy Joe geht für zwei Wochen nach New Orleans, um beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt zu helfen Tre Cool nimmt Schlagzeugunterricht auf Kuba Mike Dirnt unternimmt eine fünfwöchige Europareise mit seiner zukünftigen Frau Die Band nimmt ein Cover von John Lennons „Working Class Hero“

für den Benefiz-Sampler INSTANTKARMAauf Green Day covern die Titelmelodie der „Simpsons“ und tauchen auch im „Simpsons Movie“ auf Verhandlungen mit Linda Perry . Butch Vig erhält den Zuschlag als neuer Produzent Die Sessions zu 21ST CENTURY BREAKDOWN gehen in die nächste Runde 2008 Am 23. Mai erscheint STOP DROP AND ROLL, das Debüt desr Green-Day-Nebenprojekts Foxboro Hot Tubs. Die Band stellt das Werk auf einer zehn-tägigen US-Tournee vor Im Oktober gehen Green Day in die Ocean Way Studios in LA Mikes Sohn Brixton Michael kommt zur Welt. Kurz darauf heiratet er Brittnev Cade 2009 Green Day spielen am 7.4. ein Überraschungskonzert im Club „The Independent“ in San Francisco KNOWYOUR ENEMY, die erste Single, erscheint am 17.4. 21ST CENTURY HREAKDOWN ist ab dem 15. Mai überall erhältlich Im Juli startet die Welttournee 2009/2010 Das Musical „American Idiot“

hat im Herbst in Berkeley Premiere

1,039/Smoothed Out Slappv Hours (VÖ: 1.7.1990) Vom Indielabcl „Lookout!“ ursprünglich als Vinyl und Kassette veröffentlicht, später mit zwei EPs und einem Sampler-Beitrag auf CD gepresst – und von 31 auf 56 Minuten aufgestockt. Der Sound ist dilettantisch, die Songs monotoner Fun-Punk, und die Texte handeln von Mädels, Kiffen und Spaß haben. Klassische Jugendsünde.

Kerplunk!

(Vö: 17.1.1992) Eines der bestverkautten Indie-Alben aller Zeiten: über 800.000 Käufer in den USA, vier Millionen in Europa. Trotz bescheidener Produktion, aber dank eingängiger, melodischer Songs wie „80“ oder „Welcome To Paradise“, das später auf DOOKIF. wieder veröffentlicht wird. Highlight: die Country-Parodie „Dominated Love Slave“.

Dookie (Vö: 1.2.1994) Der Wechsel zum Major-Label sorgt für Proteststürme in der Punk-Szene, erweist sich aber als Glücksgriff: Mit dem neuen Produzenten Rob Cavallo klingen Green Day nicht nur gut, sie schreiben auch Ohrwürmer wie „Longview“, „Basket Case“ oder „When I Come Around“. Dass die von Selbstbefriedigung, Durchfall, Bisexualität und Panikattacken handeln, stört nur die Briten: Hier landet DOOKIE nur auf Platz 13 der Charts. Im Rest der Welt verkauft es sich zwölf Millionen Mal.

Insomniac (VÖ: 10.10.1995) Direkt nach einer 18-monatigen Welttournee gehen Green Day erneut ins Studio ausgepowert und leer. Was sich auch in den 14 Songs niederschlägt, die ungewohnt düster und zynisch ausfallen. Die Unbekümmertheit der Anfangsjahre, das Pubertäre und Schelmische, weicht einem erwachseneren, kämpferischen Unterton, der beim Publikum auf Unverständnis trifft: Trotz guter Kritiken erreicht INSOMNIAC lediglich einen Bruchteil der DOOKIE-Umsätze.

Nimrod (VO: 15.10.1997) Nach zwei Jahren mit wenigen Konzerten, dafür aber viel Zeit für Familie und Freunde, findet das Trio zurück zu alter Stärke: 18 humorige StüekeübcrTransvestiten, Hollywood-Stars, japanische Groupies, alte und neue Freundinnen sowie das Eheleben, stilistisch bunt, von Power-Pop über Surf und Ska bis hin zur Ballade „Good Riddance (Time Of Your Life)“.

Warning (Vö: 3.10.2000)

Mit Ende 20, erweitertem Spektrum und steigenden Ansprüchen kommt es zu gravierenden Veränderungen im Sound: Green Day setzen auf eine akustische Instrumentierung, orientieren sich an Dylan, Springsteen, Woody Guthrie und glänzen mit Texten, die den kommenden Macht Wechsel in Washington sowie die letzten, unerquicklichen Monate der Clinton-Administration kommentieren. Resultat: euphorische Kritiken, bescheidene Verkäufe. Weitgehend ignorierter Geniestreich, von der Band selbst produziert.

American Idiot (VÖ: 21.9.2004) Sollte eigentlich CIGARETTES AND VALENTINES heißen und 2003 erscheinen. Doch nachdem die Masterbänder gestohlen wurden, entscheiden sich Billie Joe & Co. für einen Neustart – mit einer Rock-Oper um zwei jugendliche Helden, die im Land von George W. Bush nach Wahrheit, Vernunft und Idealismus suchen-und genau daran scheitern. Die bissige Botschaft sorgt für ein imposantes kommerzielles Comeback.

2Ist Century Breakdown (Vö: 15.5.2009) Besprechung siehe Seite 92.

Comnilations:

International Superhits! (Vö: 13.11.2001) Die Singles 1994-2000, angereichert mit drei Raritäten: „Maria“ ist die B-Seite der „Waiting“-Single, „Poprocks & Coke“ ein bislang unveröffentlichter Outtake, und „J.A.R.“ stammt vom ’95er „Angus“-Soundtrack.

Shenanigans (VO: 2.7.2002) B-Seiten, Coverversionen (Ramones, Kinks) sowie die Mike-Dirnt-Komposition „Ha Ha You’re Dcad“.

Live At Gi man Street (1994) Eine 3-Track-EP mit Live-Vcrsionen von „Longview“, „Better Not Come Around“ und „Don’t Leave Me“. Veröffentlicht auf Skene Rccords.

Live Tracks (1994 Japan-only-6-Track-EP, später als Bonus-Disc in einer australischen Sondcrauflage von INSOMNIAC recycelt. Enthält zwei Stücke von KERPLUNK, vier von DOOKIE.

Bowling Bowling Bowling Parking Parking (1996 17-minütige Live-EP mit acht Stücken der ’96er Europa- und Japan-Tournee. Darunter das rare „She“ und (Japan only) Tre Cools „Dominated Love Slave“.

Foot In Mouth 30.6.1996) Das erste offizielle Live-Album, wieder nur in Japan erhältlich: elf Stücke der „Dookie“/ „Insomniac“-Tour, von denen sechs schon auf Live Tracks enthalten sind.

Tline In, Tokyo…

(9.10.2001) Japan-only-EP mit sieben Stücken der Konzerte in Fukuoka, Sendai und Osaka.