Sonic Youth


Sie sind die ungekrönten Könige des Noise: Sonic Youth, die post-postmodernen Harmoniezerstückler aus den Staaten, Kurt Cobains psychedelische Geburtshelfer, die Mutter aller alternativrockenden Gitarrenlärmer.

1980 im Umfeld bildender Künstler, Dichter und ausgetickter Spinner als Produkt der New Yorker No Wave und Art & Noise-Bewegung aus der Taufe gehoben, lädt die Band ihre Fans seit nunmehr 15 Jahren mit unverbrauchter Frische zu Höllenfahrten durch die Kosmen des Sound. 12 Alben gehen mittlerweile auf ihr Konto – mit Klängen, die mitunter anmuten, als kollidierten Düsenjäger in Zeitlupe vor aufgestellten Richtmikrophonen. Wer schon einmal Kim Gordons Baß gegen die eigenen Herzklappe dröhnen fühlte und in Lee Ranaldos und Thurston Moores Gitarrenstürmen stand, der weiß, wie brutal und doch wohlig solche musikalische Gewalttätigkeit sein kann. „Wir sind nicht intellektuell, wir planen nichts, wir entwickeln uns aus einer Welt heraus, die keine intellektuelle ist. Wir beziehen uns auf Rockmusik und ihre Geschichte“, brachte Kim Gordon dereinst die Philosophie von Sonic Youth auf den Punkt. Trotzdem: mit ‚Washing Machine‘, ihrem neuen Album, sind sie schneller, konturierter, verspielter geworden. Stärker als bisher stoßen die vier Undergrounder damit in traditionellere Gefilde vor – in Gefilde des lauernden Erfolgs, wie puristische Fans unken mögen. ‚Washing Machine‘, das sind schreiend-zerfasernde Gitarrenriffs, angetrieben von immer neuen Soundkollisionen, die unter Kim Gordons bedrohlichem Gurren aber immer wieder zu einer überraschenden und für den Stil der Band ungewohnten Melodik finden. Hitverdächtig? Vielleicht.

Im April sind die White-Noise-Elektriker wieder in Deutschland auf Tour, mit einem fiebrigen Vollwaschgang Marke Sonic Youth: herzzerreißend-grelle Stücke wie ‚The Diamond Sea‘, ‚Pantry Lies‘ oder eben ‚Washing Machine‘ – Soundexpeditionen in die wunderbar orgiastische Welt der Rückkopplungen, in ein Nirvana aus Dreck, Müll, Abfall und Schmutz. Die Zukunft lebt, die Helden sind zurück.