Solo mit Ziegen und Kühen


Ben Kweller: Der junge Mann mit Strubbelhaar und Jeansgarderobe hat das hinter sich, was man wohl perfekte popmusikalische Sozialisation nennt. Mit acht verliebte sich Ben Kweller in Daddys Beatles-Platten, lernte bald darauf Klavier. Mit 13 dann die E-Gitarre, erste Bands mit Freunden, Garagen wurden Proberäume. Zwei Jahre später: Plattenvertrag für seine Indie-Combo Radish, Highschool-Abbruch, Geld und schon ein bisschen Ruhm. Und jetzt sitzt Kweller, gerade 23, in der Lounge eines Kölner Hotels, zieht an einer Kippe und sagt, er sei genau dort, wo er hinwollte: „Als Solokünstler kannst du ehrlicher zu dir sein, weil du nichtständig unter Druck stehst, bei deinen Songs die übrigen Bandmitglieder mitrepräsentieren zu müssen.“ Ganz allein hat Kweller freilich auch seine zweite Solo-LP on my way nicht eingespielt. Drei Wochen lang war er mit Musikern aus der New Yorker Nachbarschaft im Studio. „Ich wollte es so spontan und live halten wie möglich. Morgens habe ich den Jungs die Songs beigebracht, mittags auf den Aufnahmeknopf gedrückt – fertig!“ Kurz, schmerzlos, das klare Ziel vor Augen, „all meine Einflüsse -Folk, Punk, Pop und Rock ’n ‚Roll -unter einen Hut zu bringen. “ Das ist ihm gelungen, besser noch als auf dem Debüt sha sha, das seinen Zauber eheraus der LoFi-Verschrobenheit gewann. „Den Titeltrack habe ich damals auf Acidgeschrieben „, lacht Kweller, „mitten im Wald. “ Für on my way wollte er bodenständiger bleiben, schrieb manche Songs auf Tour mit seinem Freund Adam Green, die meisten daheim. „My apartment, the home where l hide/Away from all the darkness outside“, lautet ein Refrain. New York, glaubt der gebürtige Texaner, sei im Moment der ideale Ort für ihn.

„auch wenn dort seit Nine-Eleven vieles ernsthafter, pessimistischer geworden ist.

Und sollte Ben mal genug haben vom großurbanen Leben, kann er immer noch verwirklichen, was er auf on my way in Selbstironie andeutet: „Sometimes I wish I had a form. “ Wär’s das, ein musikfernes Dasein unter Ziegen und Kühen? „Nein, nein. Ich würde nicht zum Bauern, sondern die Farm zum Studio ummodeln. Und dann in aller Abgeschiedenheit meine Platten machen.