So war es bei John Grants Konzert im Berliner Berghain
John Grant spielte ein knapp zweistündiges mitreißendes Konzert im Berliner Berghain. Und dort gefiel es nicht nur ihm.
In Berlin, da wäre es immer schön, von 1988-1995 hätte er hier gelebt und es würde ihm immer schwerfallen, die Stadt so schnell wieder zu verlassen, berichtet John Grant im akzentfreien Deutsch mit ein bisschen Fernweh in der Stimme, als er am 11. März 2014 im Berliner Berghain auftritt.
Stoisch steht der vollbärtige Musiker dort am Mikrofon, beide Hände die Halterung umklammernd, den Kopf leicht nach oben gehoben, lässt seine Stimme schwelgerisch über die basslastigen Beats und dunklen Keyboardklänge schweben.
Zehn Jahre war Grant Sänger von The Czars, nahm mit ihnen sieben Studioalben auf. Doch nach der Auflösung Ende der 1990er legte der Songwriter seine musikalische Karriere zunächst ad acta, studierte stattdessen in New York City Russian Medical Interpreting und arbeitete danach als Krankenhausdolmetscher und Kellner. 2010 dann dank der Band Midlake – sie hatten ihn 2008 zum Jammen ins Studio eingeladen – das überraschende Comeback mit QUEEN OF DENMARK, dem sich der 2013 veröffentlichte Nachfolger PALE GREEN GHOSTS anschloss.
In Berlin hat sich der Polyglott Grant – er spricht neben Deutsch und Englisch auch Russisch, Spanisch, Französisch und Isländisch fließend – fünf Musiker als Unterstützung auf die Bühne geholt. Zusammen erschaffen sie einen elegischen Sound, der die gesamten knapp zwei Stunden mitreißt, auch wenn er seine eigene Stimme „als beschissen klingend“ beschreibt.
Grant spielt an diesem Abend vornehmlich Solo-Stücke, von „Sigourney Weaver“ über „Vietnam“, „Why Don’t You Love Me Anymore“, „Pale Green Ghosts“, „Black Belt“, in der Zugabe auch „GMF“ und „Caramel“. Nicht auf der Setlist steht wohl sein persönlichster Song „Ernest Borgnine“, der sich mit der Diagnose HIV-positiv zu sein beschäftigt.
Lieber widmet er „Queen Of Denmark“ der derzeit anscheinend an Nierensteinen leidenden Sängerin Sinead O’Connor, die dessen Song auch auf ihrem eigenen Album coverte, und spielt den Song „Angel Eyes“ seiner Lieblingsband Abba.
Zum Schluss gibt es dann auch noch wenigstens ein Stück seiner langjährigen Band The Czars – mit „Paint The Moon“ verabschiedet sich Grant gebührend. So schnell wie möglich möchte er wiederkommen, sagt er zum Ende des Gigs. „Auch öfter“, wie er noch hinzufügt“, und dafür „nur eine neue Platte fertigstellen müsse“. Ein einziges Konzert in Deutschland wie in diesem Jahr, das reicht John Grant offenbar in diesen Tagen nicht.
Setlist:
1. „You Don’t Have To“
2. „Marz“
3. „It’s Easier“
4. „Sigourney Weaver“
5. „It Doesn’t Matter To Him“
6. „Vietnam“
7. „Why Don’t You Love Me Anymore“
8. „Pale Green Ghosts“
10. „Sensitive New Age Guy“
11. „That’s The Good News
12. „Where Dreams Go To Die“
13. „Glacier“
14. „Queen Of Denmark“
Zugabe:
15. GMF
16. „Angel Eyes (ABBA-Cover)“
17. „Caramel“
18. „Paint The Moon (The-Czars-Cover)