So oft musste die Polizei wegen „L’amour toujours“ antanzen


Die Vorfälle ereigneten sich bei Volksfesten, in Discotheken, auf privaten Feiern und an Schulen. 

Der italienische Popsong „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino hat bundesweit in über 360 Fällen zu Polizeieinsätzen geführt, nachdem ausländerfeindliche Parolen zur Melodie des Songs gesungen wurden.

Zur Nazi-Parole geworden: „L'Amour Toujours“ auf Wiesn verboten

Eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in allen Bundesländern ergab, dass die Polizei zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 mindestens 368 Mal wegen solcher Vorfälle gerufen wurde. Die Vorfälle ereigneten sich bei öffentlichen Volksfesten, in Discotheken, auf privaten Feiern und an Schulen. 

„L’amour toujours“-Hotspot ist NRW

Nordrhein-Westfalen verzeichnete mit 96 gemeldeten Fällen von November 2023 bis Juni 2024 die meisten Vorfälle.

Baden-Württemberg registrierte bis Anfang Juli 2024 insgesamt 40 Fälle. Während in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 45 Vorfälle gemeldet wurden, davon allein 39 im Juni 2024. 

Ein auf Sylt aufgenommenes Handyvideo, in dem Partybesucher das Lied mit ausländerfeindlichen Parolen sangen, sorgte Ende Mai für Aufsehen. Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte die Parolen in diesem Video scharf. Er bezeichnete sie als „ekelig“ und „nicht akzeptabel“. 

In Hessen wurden seit November 2023 insgesamt 25 Fälle registriert, bei denen wegen des Verdachts auf volksverhetzende Äußerungen ermittelt wird. Auch in Hamburg ermittelt der Staatsschutz des LKA in fünf Fällen im Zusammenhang mit dem Song.

Mecklenburg-Vorpommern meldete mehrere Vorfälle, bei denen Jugendliche involviert waren, darunter das Singen des Liedes auf Schulhöfen und das Hochladen von Videos auf Instagram und Snapchat. 

Uneinheitliche Vorgehensweise der Behörden

Die Reaktionen der Behörden auf die Vorfälle sind uneinheitlich. Laut Berliner Polizei stellt das Abspielen des Liedes an sich keine Straftat dar. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin in Brandenburg sieht die Parolen ebenfalls nicht per se als strafbar an.

Erst in Verbindung mit bestimmten Gesten oder Symbolen, wie dem Tragen einer Uniform oder dem Andeuten des Hitlerbärtchens, könnte strafbares Verhalten vorliegen. 

Gigi D’Agostino meldet sich nach langer Krankheit: „Es geht es mir besser“

Der italienische Musikproduzent Gigi D’Agostino äußerte sich zu den Vorfällen und betonte, dass sein Pophit „L’amour toujours“ als Hymne an die Liebe verstanden werden soll und gewiss nicht zum Hass aufrufe.

„In meinem Lied geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Liebe“, so D’Agostino.