Skunk Anansie: Konstanz, Rock am See


25.000 MENSCHEN STEHEN, LANGSAM VERDÖRREND, IM AUSVERKAUFTEN Bodensee-Stadion. Schon den ganzen Tag bullert die Sonne, verbrennt Oberarme und Nasenrücken, und läßt T-Shirts auf der Haut kleben. Die Zuschauer haben sich schon durch einen ganzen Festival-Tag geschwitzt, die Bands waren müde (Fantastische Vier) oder haben sich spontan Hitzefrei genommen (Stereophonics). Es wird Abend, die Sonne verschwindet langsam hinter der Zuschauertribüne. Dann kommen sie. Skunk Anansie. Oder besser: Dann kommt sie. Skin. Die Zähne gebleckt, die Augen mit weit gezogenem Lidstrich noch wilder geschminkt, den Kopf kahlrasiert. Ihr Körper vibriert, giert nach Blicken, immer auf dem Sprung. Sie geht nicht, sie rennt, tanzt -an diesem Abend wäre jede Bühne zu klein für Skin. Skunk Anansie spielen „Alone“, dann „Lately“. Die Band bleibt am Rande, der Mittelpunkt der Bühne, des ganzen Stadions ist Skin. Der Auftritt wirkt wie eine Überdosis EPO auf das Publikum. Eben noch war ein müdes Fußwippen bei „Tag am Meer“ schon fast zu anstrengend. Aber spätestens „Weak“ reißt auch die letzten mit. Alles wunderbar? Skunk Anansie sind die perfekte Festival-Band. Heiß genug für 60 Minuten mit genug Hits, um schwächere Stücke im Set zu überspielen und genug Energie, um auch ein kaputtes Publikum zu bewegen. Daß es für einen Platz ganz oben auf dem Festival-Plakat trotzdem nicht reicht, und ein reines Sunk-Anansie-Konzert oft fad daherkommt, liegt an dem ähnlichen Schema, nach dem alle Songs aufgebaut sind, und dessen man mit der Zeit etwas überdrüssig wird: Entweder spielen sie heftige Gitarre-Stimme-Gitarre-Stücke, oder eben eingängige Balladen. Headliner können mehr. Wirklich gute Headliner können überraschen. Unterhaltsam ist die Show aber allemal. Und Skunk Anansie schaffen in Konstanz, was einem unmotivierten Lenny Kravitz später am Abend nicht mehr gelingt: Sie rocken als einzige Band bei „Rock am See“ 25.000 Menschen.