Meinung

Sitcom meets Sexismus: Wie legendär ist „How I Met Your Mother“ 15 Jahre später wirklich?


Die Dramedy-Serie „How I Met Your Mother“ feiert 15. Jubiläum. Wie gut kann die Show um Ted, Lily, Marshall, Robin und Barney den Test der Zeit bestehen?

Das Problem an seiner Erzählerrolle ist somit nicht seine Unzuverlässigkeit – es ist die latente Manipulation und Verdrehung von Tatsachen. Ted stellt sich selbst als geborenen Romantiker dar; als naiven und etwas ungeschickten „good guy“ – eine Bezeichnung, die auch Lily, Marshall, Robin und Barney regelmäßig in den Mund nehmen, damit auch wirklich alle Zuschauer*innen verstanden haben, dass Ted ein guter Mensch sein soll. Dies überdeckt den Fakt, dass es sich bei Ted Mosby tatsächlich um einen übergriffigen Narzissten handelt, der Frauen zu seinen ideologischen Zwecken missbraucht.

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Beispiel gefällig? Als Ted Robin in der allerersten Folge kennenlernt, macht er ihr beim ersten Date direkt eine Liebeserklärung. Als sie ihm daraufhin klarmacht, dass sie nur mit ihm befreundet sein will, akzeptiert er dies nicht, sondern organisiert stattdessen drei Partys an jeweils drei Abenden, um sie doch noch rumzukriegen. In fast jeder seiner unzähligen Beziehungen oder Liebschaften projiziert Ted das Bild einer Idealvorstellung auf die Person seiner Wahl – und lässt diese wieder fallen, sobald sich seine Illusion als nicht real herausstellt. Er hat krankhaft hohe Ansprüche an seine Traumfrau (Stichwort: Roboterkunst) und kann ein Nein nicht akzeptieren. Das Problematische daran: Ted legitimiert seine unangebrachten und übergriffigen Tendenzen stets damit, für seine Suche nach der großen Liebe zu handeln. Damit verkauft „How I Met Your Mother“ Ted als einen Held, der er nicht ist und zeichnet das extrem verquere Bild, das Frauen erst zu ihrem Glück gezwungen werden müssten.

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Sexualisierung und mysogynistische Tendenzen

Mit der Desillusionierung von Ted geht ein weiterer Faktor einher, der „How I Met Your Mother“ aus heutiger Sicht in kein sehr gutes Licht rückt: Die umfassende Sexualisierung und mysogynistischen Tendenzen in der Serie, die ihre Botschaft hinter Witz und Ignoranz maskiert. Dass Barney Stinson ein widerlicher Sexist ist, muss an dieser Stelle nicht erklärt werden – doch da liegt nicht das Problem: Denn während Barneys Playboy-Lifestyle von Anfang an offensichtlich darauf angelegt wurde, bei den Zuschauer*innen eher Mitleid als Bewunderung hervorzurufen, ist dies bei den anderen Charakteren nicht der Fall. Zwar melden sich Marshall, Lily, Robin und Ted teilweise zu Wort, wenn sie Barneys sexistisches und missbräuchliches Verhalten grenzüberschreitend finden; dies hat jedoch zur Folge, dass sie trotz eigenen Fehlverhaltens vom Publikum als gute Menschen mit hohen moralischen Standards abgespeichert werden. Was oft nicht stimmt.

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Paradoxerweise sind es vor allem Lily und Robin, die sich sexistisch gegenüber Frauen verhalten. Da wäre beispielsweise der Fakt, dass die zwei alle Sexpartnerinnen von Barney als „Bimbos“ und „Bitches“ betiteln. Dass diese von den Serienautoren auch immer als dumm und hohlköpfig inszeniert werden, macht die Sache nicht besser. Zudem teilen die beiden einen Witz darüber, dass man sich glücklich schätzen soll, wenn ein Mädchen einen beim ersten Treffen hasst, weil dies bedeute, dass man einschüchternd wirkt. Solidarität? Empowerment? Fehlanzeige. Robin personifiziert die Rolle des ultimativen „cool girls“: Sie wird als Ausnahme von ansonsten hübschen, aber blöden jungen Mädchen dargestellt; ein sexy Tomboy mit einem Faible für „männliche“ Dinge wie Waffen, Scotch und Zigarren, die mit Frauen wenig anfangen kann und immer schlank und schön aussieht, ohne dafür je ein Haar krümmen zu müssen. Sie ist die pure Personifikation einer männlichen Fantasie.

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Im Jahr 2014 erschien das hoch kontroverse Finale von „How I Met Your Mother“, das sich heute in vielen Top-Ten-Listen der schlimmsten Serienenden aller Zeiten tummelt. Seitdem sind sechs Jahre vergangen, in denen neue Sitcomformate entstanden sind – darunter das fantastische „Brooklyn Nine-Nine“ –, die diverser, gleichberechtigter und zeitgenössischer sind als HIMYM es je war. Denn: Wer den unterschwelligen Frauenhass, die fehlende Diversität und die unsympathischen Eigenschaften des Hauptprotagonisten einmal bemerkt hat, bekommt diese Faktoren leider nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Dadurch hat die Serie für mich zwar einiges an Wert eingebüßt – den besonderen und persönlichen Stellenwert wird sie dennoch nicht verlieren können.

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