Sister Double Happiness: Drei Zentner Bluesrock
So sehr man sich auch anstrengt, Gary Floyd will dem Klischee eines Rockstars einfach nicht entsprechen: Der Mann ist nahezu 40, seine Schläfen ergrauen bereits, er trägt ein Kassengestell und wiegt bei 1 ,70 m gut und gerne drei Zentner. Doch wenn Gary Floyd anfängt zu singen, dann schmelzen Steine. In dem massiven, ungelenken Körper stecken nicht nur „Heart & Mind“, so der Titel des aktuellen, zweiten Sister Double Happiness-Albums, sondern vor allem ein gewaltiges Quantum an Blues und Soul, das sich bittersüß den Weg ins Freie erkämpft. „Mehr als Blues und horten Rock wollten wir nie spielen, “ erklärt die burschikose Drummerin Lynn Perko, Floyds Wegbegleiterin seit nunmehr acht Jahren. Vor der Gründung von Sister Double Happiness trafen sie sich bei der Punkband The Dicks. Doch nach zwei LPs warfen sie das Handtuch. Floyd: „1985 bestand die Punkszene nurmehr aus engstirnigen, gewalttätigen Idioten. Wir wollten auch ruhige Lieder spielen, ohne bespuckt zu werden. „Ein Wunsch, der sich mit Sister Double Happiness erfüllen sollte. Gleich ihr erstes, in zwei Tagen aufgenommenes Demo, fand den Weg auf Vinyl. Beim Black Flag-Label SST erschienen, strotzt das selbstbetitelte Debüt vor aufwühlend rauhem Bluesrock. Doch bereits 1988 wurde die Band wieder aufgelöst. Jch kam mit meinem Leben nicht mehr zurecht“, erinnert sich Floyd, „und ging in ein buddhistisches Kloster, um dort einige Monate lang alte Schriften zu studieren. “ Mental gestärkt und mit reanimierter Band entstand nach langer Arbeit „Heart & Mind“. Ein wunderbar straightes Stück Retrorock. das in den letzten Monaten eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt hat. Floyd ist trotzdem skeptisch: „Sieben Wochen Studio haben die Songs verwässert. Nächstes Mal wird’s wieder härter. „