SINKANE & KONONO NO. 1


Musik aus Afrika und inspiriert von dort. Nicht staunen – tanzen!

Unterstellung: Spätestens bei „Runnin'“, dem Hit von Sinkane, gibt es im Festsaal keinen mehr, der nicht tanzt. Ja, auch die, die sich äußerlich nicht bewegen, deren Armverschränkung schon zu Beginn eingerastet ist wie ein Fahrradschloss. Die tanzen nach innen. Sie müssen. Weil „Runnin'“ derart kräftig schiebt. Und das, nachdem sich die Band um Ahmed Gallab, dem Multiinstrumentalisten von Gruppen wie Of Montreal und Yeasayer, über 40 Minuten warmgegroovt hat. Mit einem Bass, der unmissverständliche Zeichen an die Hüfte sendet, synkopensprühendem Drumming, Gitarren, die irgendwo zwischen Shuggie Otis, Santana und Tom Verlaine lange Wege gehen. So spielt die nicht von ungefähr eher innerlich wirkende Band ihre Musik, die inspiriert von Afropop, Reggae, Funk, Rock immer wieder ins Psychedelische leckt, ohne sich jedoch zu verlieren.

Auch die Musiker der legendären „Worldmusic“-Kapelle Konono No. 1 aus dem Kongo neigen nicht dazu, in ihrer Musik verloren zu gehen. Das Quintett brodelt, scheppert und animiert zwar mit großer Kondition vor sich hin, kreiselnde, eiernde Stücke von 20 Minuten Spielzeit sind da schon mal drin. Doch dabei erledigt das Ensemble seinen Job am rudimentären Percussions- und Likembe-Instrumentarium überaus stoisch. Was diese elektrisch verstärkten, gehörig verzerrten Likembes (Daumenklaviere) mit dem Bewusstsein treiben, lässt das Publikum hingegen bald jeden Bodenkontakt verlieren. Der oft angestellte Vergleich mit Acid House oder anderer elektronischer Trancemusik hinkt wie hoffentlich sonst keiner hier im Saal. Weder könnten Maschinen so archaisch noch so wunderbar unberechenbar klingen.