„Sign O‘ The Times“ – Prince & Cure: Live im Kino


85 Minuten Prince pur. Keine aufgesetzte Story-Line, kein übertriebener Kamera-Bombast. Letzte Chance für alle, die die grandiose „Sign Of The Times“-Tour verpaßt haben. Ab sofort im Kino!

Prince und die „Zeichen der Zeit“. Zu Beginn seines dritten Kinofilms stolziert der kleine Superstar auf hohen Absätzen durch eine Seitenstraße der Bühnen-Stadt seiner ’87er-Tour. Im Schein von Neonschriften erkennt man einen Mann und eine Frau, Streit und Schläge, es geht um Liebe. Oder nur um Sex? Prince biegt um eine Häuserecke und betritt eine andere Welt – er steht auf der Bühne.

14 Songs und 85 Minuten lang ist der Konzertfilm „Sign Of The Times“ von Prince. So präzise verfolgt die Kamera die Musik des gleichnamigen Albums, so elegant fließt ein Titel in den nächsten, daß man gar nicht glauben mag, daß es tatsächlich alles live stattgefunden hat. Prince ließ aus zwei mitgefilmten Konzerten im „Ahoy“ in Rotterdam und ergänzenden Aufnahmen aus Minneapolis ein opulentes, schier endloses Musikvideo schneiden. „U Got The Look“, das einzig echte Musikvideo und die einzige nicht vom Meister selbst inszenierte Sequenz im Film, fügt sich harmonisch ein.

Sheila E. trommelt wunderbar, Madhouse begleitet, doch selbst in den wenigen Szenen, wo Prince nicht zu sehen ist. wünscht man ihn sich zurück ins Bild. Wenn einer seine Show auch vor laufenden Kameras so virtuos im Griff hat, daß er es sich leisten kann, auf den Knieen durch die Beine von Tänzerin Cat zu rutschen und im richtigen Moment ein Stück aus ihrem Rock zu beißen, dann kann man vor diesem Mann nur den Hut ziehen, gforg sfitz

„THE CURE IN ORANGE“

Live-Konzerte sind Glückssache: an einem Tag genial, am nächsten enttäuschend und dilettantisch. Im Amphitheater des südfranzösischen Orange hatten sie einen ausnehmend guten Tag erwischt. The Cure live – ein Illminütiges Feuerwerk auf Zelluloid. Ab April im Kino.

Ein spannender Anfang: Robert Smith nimmt die Perücke ab, dann der Schnitt auf die ehrwürdige Location, ein beeindruckendes Amphitheater, das Theatre D’Orange in der französischen Provence. Robert im Prodi und ganz nah. wie immer den Blick nach unten gerichtet und alles in 35 mm-Cinemascope und Dolby Stereo, auf 111 Minuten Zelluloid gebannt von Tim Pope, der sich als Clip-Reaisseur (insgesamt 200 Promos, u.a.“für Soft Cell. Neil Young. Bryan Ferry. Hall and Oates usw.) einen Namen gemacht hat und seit eh und je auch The Cure ablichtet (siehe Video-Compilation „Staring At The Sea“).

Pope hat nun ein vollständiges Cure-Konzert fürs Kino abgelichtet, großzügige Einstellugen, Weitwinkel-Shots und sehr oft die Totale, die nur auf dem Kino-Screen wirkt („Cure In Orange“ gibt’s auch als Kauf-Cassettefiirca. DM 79,-) Los geht’s mit „Shake Dog Shake“, „Piggy In The Mirror“ und „Play For Today“. Die Abenddämmerung verändert das Licht – und schon kommt „Primary“, der erste Höhepunkt. Das Auditorium tanzt. Warum nur sind Kinos bestuhlt…‘?

Zick-Zack-Kurs durch die Best Of Cure-Discographie: Es folgen „Kyoto Song“ und „Charlotte Sometinies“. Spätestens jetzt zieht vermutlich ein süßlicher Geruch durchs Kino.

Open-airs haben immer etwas Kultisches – und The Cure in diesem Ambiente erst recht. Robert Smith wirkt wie ein kleiner Buddha. Die Nacht ist eingebrochen und „A Forest“ ertönt. Nach fast zwei Stunden endet der Konzertfilm mit „Killing An Arab“. wir haben alle großen Titel gehört und gesehen.

Quintessenz: Sehr, sehr empfehlenswert. Ab 11. April bringt der rührige Arsenal-Filmverleih dieses Werk in die bundesdeutschen Kinos. Und irgendwann wird Robert Smith sein Ziel, Filmmusiken für Stanley Kubrick zu schreiben, auch noch erreichen…