Shane MacGowan
Schon zu Zeiten der bier- und whiskeyseligen Pogues fragte sich manch einer, wann Shane MacGowan den finalen Rülpser von sich geben würde. Doch wohl hoffentlich nicht gerade in jenem Moment, da er zur Freude der Anwesenden hinters Schlagzeug kotzte? Shanes nicht immer schöne Abstürze auf offener Bühne sind längst Legende. Aber was ist heute? Gibt der Mann mit der Wunderleber mit seiner neuen Band, den Popes, immer noch den gnadenlosen Zecher, oder hat selbst ihn die Vernunft eingeholt? Antwort auf diese Fragen von geradezu existentieller Bedeutung gab ein MacGowan-Gig im Londoner ‚Forum‘. Wie eh und je von einem rabiat räubermäßigen Musikantentrupp umgeben, gehören Shane von der ersten Sekunde an die Sympathien des Publikums. Und der hat, so viel steht fest, Kopf und Körper und zudem auch noch seine Band fest im Griff. Anders als die Pogues sind die Popes eine hungrige, ruppige Rock’n’Roll-Kapelle, die nur zeitweise Folkverbundenheit demonstriert. Knallhart, messerscharf und dabei doch charmant schlampig legen MacGowans Mannen im ‚Forum‘ los. Keine Frage: Was ihre Angriffslust betrifft, sind die Popes eher mit Clash als mit Christy Moore verwandt, selbst wenn MacGowans neue Songs sich auf Platte fugenlos in den Kanon bester irischer Straßenmusik einfügen. Auf der Bühne jedoch mag’s Shane schön schnell und laut. Jedenfalls meistens. Neben neuerem Material hat MacGowan Mitgröl-Klassiker wie ‚Dirty Old Town‘ und ‚Whiskey In The Jar‘ im Gepäck. Letzteren sogar samt Ex-Thin-Liz-zy-Gitarrist Brian Robertson. Doch alle Sympathien gelten Shane. Der bedankt sich artig mit einem höflichen „It’s nice to be back“ – und meint das nicht mal zynisch. Die Reaktion des Publikums: Ein i8ooköpfiger Chor feiert MacGowan mit dem Evergreen ‚Guantanamera‘. Text: „There’s only one Shane MacGowan.“ Stimmt.