Shakira


Die Kolumbianerin über die fünf wichtigsten Songs ihres Lebens, ihre Suche nach Perfektion und ihre Schwäche für den britischen Akzent. Und in wen sie schon alles verliebt war: In ihren Verlobten, klar, und, alles andere als klar: in John Travolta und in Kurt Cobain.

,Der Song, der mich auf die Bühne brachte …

Donna Summer – Bad Girls (1979)

Die erste selbstgekaufte Kassette meines Lebens. Ich war vier Jahre alt. Mit fünf stand ich dann zum ersten Mal auf einer Bühne. Das war in der Aula meiner katholischen Klosterschule in meiner Heimatstadt Barranquilla. Vor kurzem bin ich wieder nach Kolumbien gereist und sang in meiner alten Schule. Es war ein überwältigendes Erlebnis, wieder dorthin zurückzukehren, wo ich meine Liebe fürs Performen entdeckte. Die Aula wirkte jetzt natürlich relativ klein, aber als Kind war sie riesig für mich. „Bad Girls“ habe ich geliebt damals. Und John Travolta auch. Ich war schon sehr früh hoffnungslos romantisch.

Dieser Song hat meine Leidenschaft für Musik geweckt …

Depeche Mode – Enjoy The Silence (1990)

Ich war 13, als ich zum ersten Mal das Video zu dem Song sah. Ich war wie gelähmt. Der Gitarrenriff packte mich regelrecht und ich spürte, wie es mir ganz warm ums Herz wurde. Dann bin ich zu meiner Mutter und fragte sie, was das denn sei, das ich immer spürte, wenn ich den Riff hörte. Sie war etwas besorgt und sagte: „Keine Ahnung, das klingt sehr seltsam.“ Bis heute habe ich dieses Gefühl, wenn ich den Song höre. Musik hat diese unerklärbare Kraft, unterbewusste Verbindung von dir zu anderen Menschen herzustellen. Und was habe ich nur mit dem britischen Akzent? Ich finde ihn einfach sexy.

Bei diesem Song habe ich mich in den Sänger verliebt …

Nirvana – Smells Like Teen Spirit (1991)

Ich war 14. Da kam dieser blonde Typ im Fernsehen und obwohl ich sein Gesicht nicht genau erkennen konnte, wusste ich, dass ich ihn heiraten wollte. Der Song ließ mich einfach nicht los. Ich sah das Video und lief sofort in den Plattenladen und kaufte das Album. NEVERMIND weckte Gefühle in mir, die ich nicht beschreiben konnte. Ich verstand damals noch kein Englisch wusste überhaupt nicht, worüber der da sang. Das hat die Musik für mich aber noch interessanter gemacht. Nach „Smells Like Teen Spirit“ wollte ich Songs auf Englisch schreiben. Musik muss mein Unterbewusstsein berühren, einen Punkt meiner Seele erreichen, sonst geht sie spurlos an mir vorüber.

Der Song, zu dem ich mich in meinen Verlobten verliebte …

Shakira – Something (2005)

Die Songs, bei denen ich an meinen Freund (den Fotografen Antonio De La Rúa, den Sohn des ehemaligen Präsidenten Argentiniens – Anm. d. Red.) denken muss, sind die, die ich für ihn geschrieben habe. „Hey You“, „Something“ und „Animal City“ – sie sind alle für und über ihn. Er ist meine wichtigste Muse. Natürlich steckt auch viel Fantasie in meinen Texten, aber jede Fantasie entstammt der Wirklichkeit. Der Typ, der in „Don’t Bother“ aber seine Freundin von der Privatschule betrügt, das ist nicht Antonio.

Diesen Song werde ich immer in meinem Herzen tragen …

Van Morrison – Have I Told You Lately That I Love You? (1989)

Ich habe bis heute über 50 Millionen Alben verkauft, aber ich freue mich immer noch über jeden neuen Song, an dem ich arbeite. Irgendwo lauert noch der perfekte Song auf mich: der Song, den meine Kinder ihren Kindern vorsingen werden. Das klingt jetzt vielleicht sehr ambitioniert, aber ich will etwas schaffen, das noch in 50 Jahren irgendwo auf der Welt gespielt wird und dann immer noch Relevanz besitzt. Die besten Songs, die je geschrieben wurden, sind die, die ewig gültig bleiben. Niemand schreibt solche Stücke besser als Van Morrison. Seine Lieder sind zwar deutlich von ihrer jeweiligen Entstehungszeit geprägt, haben diese aber alle unbeschadet überstanden.

Randnotizen

1. Shakiras Oma brachte ihr das Bauchtanzen bei.

2. Als Shakira im Mai 2002 ein Konzert in einem Einkaufszentrum in Sydney gab, warf ein „Fan“ einen Sack Zementstaub nach der Sängerin, traf aber nicht.

3. Einer der härtesten Momente im Leben der Sängerin war nach eigener Aussage, als sie nicht in den Schulchor gewählt wurde.

4. Shakira trinkt weder Kaffee noch Alkohol. Sie raucht auch nicht.

5. 1997 gründete Shakira mit der „Fundación Pies Descalzos“ (zu Deutsch: Barfuß-Stiftung) eine Organisation, die sich für Kinder in Kolumbien einsetzt. Zu den Projekten der Stiftung gehört die Versorgung der Kinder in Shakiras Heimatort Barranquilla mit 10.000 Paar Tennisschuhen.

Der nächste Musikexpress erscheint am 16. September 2010.