Sehnsuchtslieder
Ein Jahr lang tüftelten die Shout Out Louds in einem Stockholmer Keller an Optica. Das Ergebnis: ihre bisher offenste Platte.
Wenn man Bebban Stenborg fragt, was Optica, das vierte Album der Shout Out Louds, ausmacht, denkt sie eine Weile nach. Dann sagt sie: „Work (der Vorgänger, Anm. d. Red.) war schwarz-weiß. Das hier ist eine farbige Platte.“ Das wiederum mag daran liegen, dass die Shout Out Louds diesmal einen ganz eigenen Arbeitsansatz wählten. In der Vergangenheit arbeiteten immer Produzenten an den Songs der Band mit. Bei den ersten beiden Alben Björn Yttling, der dem Pop der Schweden eine sehr perkussive Note verlieh, bei WORK schließlich der Amerikaner Phil Ek. Ein teurer Mann, das dürfte klar sein. Er verordnete den Shout Out Louds einen knappen Zeitplan: Drei Wochen hatte die Band, um das Album aufzunehmen.
Spricht man heute mit den Shout Out Louds, meint man leise Enttäuschung herauszuhören über den Ausflug nach Amerika und die dortige, sehr formatierte Arbeit. Und genau jene Enttäuschung könnte die Ursache dafür sein, dass OPTICA in einem Stockholmer Studio entstand. Johannes Berglund heißt der Mann, dem die beiden Kellerräume in ruhiger Innenstadtlage gehören. Er ist mittlerweile zu einem Freund geworden, fast zu einem Bandmitglied. Ein gutes Jahr lang richtete es sich die Band bei ihm ein. „Wir wollten den üblichen Weg – Songs schreiben, Songs proben, aufnehmen, veröffentlichen – verlassen. Wir haben stattdessen jede Idee ausprobiert, die uns in den Kopf kam. Dabei verzichteten wir auf die üblichen Rollenverteilungen. Jeder saß irgendwann an jedem Instrument“, erklärt Sänger Adam Olenius. Trial and Error also, ein Prinzip, das die Band weg von ihren Wurzeln und in einen Bereich führte, in dem nicht nur der Song, sondern auch der Track wichtig ist. Underworld und die Chemical Brothers, so erzählt Olenius, habe er viel gehört. Auch HipHop, Soundtracks und der Klöppelsound französischer Labels wie Ed Banger oder Kitsuné kommen einem in den Sinn, hört man OPTICA. Vor allem aber ist da nach wie vor eine unbändige Sehnsucht: „Viele unserer Songs handeln vom Reisen, thematisieren Orte, die man irgendwann während seines Lebens erreichte. Solche Geschichten, solche Bilder sind wichtiger als je zuvor“, erklärt Bebban.