Seeed: Stuttgart, HipHop Open, Reitstadion Cannstatt
Das Berliner Dancehall-Koltektiv hat den Grooove.
Was ist wohl ein gutes Mall an Bandmitgliedern? Drei? Kann funktionieren. Vier? Nicht schlecht, guter Mittelwert. Fünf? Eigentlich optimal, könnte man meinen. Doch was passiert, wenn ganz ohne Flachs elf Recken auf der Bühne stehen, die sich vor Einsatz und Energie gegenseitig zu toppen versuchen? Wild, sehr wild und unübersichtlich geht’s da zu. Aber genau das ist der große Pluspunkt von Seeed – und in einer Fußballmannschaft müssen s ja auch so viele sein. Zum Glück ist die Bühne groß genug. Und man darf sich dabei eigentlich gar nicht überlegen, was für ein logistischer Aufwand es sein muss, alle Elfe zur rechten Zeit an den rechten Ort zu bringen. Egal. Pünktlich steht die Dancehall-Formation auf der Bühne. Und die Berliner tun gut sechzig Minuten alles dafür, das Teeniepublikum davon zu überzeugen, dass es weit mehr gibt als deutschen HipHop. Denn die 13 000 Fans sind vor allem wegen Headliner Samy Deluxe hier – keine Frage. Seeed sind nach einer gesundheitsbedingten Pause zurück, und zwar in Topform. Riddims, Rhymes und Roots-das sind Reggae-Vibes, die gut nach vorne gehen. Hier gönnt sich niemand weder eine Aufwärmphase noch eine Verschnaufpause mittendrin. „Tempo!‘, scheint der Trainer, äh, Manager vom Spielfeldrand aus zu schreien. Denn Seeed geben mit Songs von ihrem Debüt „New Dubby Conquerors“ ordentlich Gas. Und schon bei „Papa Noah‘ grooven nicht nur die ersten Reihen mit. Ob Saxophonist, der Herr an der Posaune oder Percussionist Alfi Trowers, der einzig echte Jamaikaner- hier bewegt sich jeder im Takt. „Fett“, denken die Baggypants und tun’s denen auf der Bühne nach. Ganz schön lässig ist das, wie sich Seeed im Old School Reggae, Jamaican Ska, Dancehall und HipHop bedienen und daraus ihren ganz eigenen Style kreieren. Seeed sind eine 1A-Liveband, auch wenn manche die Tanzeinlagen von den Sängern Enuff, Eased und Ear als peinliche rhythmische Sportgymnastik empfinden könnten. Aber wen stört’s? Bei Seeed kommt’s auf den Groove an. Und der stimmt.
www.seeed.de